Wenn Sie sich Ihre geliebte Uhr – oder deren Preisschild – ansehen, ist unschwer erkennbar, dass ihre Herstellung recht aufwendig gewesen sein muss. In diesem Artikel wollen wir erklären, wie die Fertigung einer Uhr abläuft und wie die Marken mit Zulieferern zusammenarbeiten, wenn sie nicht alle Teile selbst herstellen können.
Wenn alle Teile produziert, nachbearbeitet und zusammengesetzt sind, ist die Arbeit für den Hersteller noch nicht getan. Bei vielen Marken finden sehr strenge Prüfverfahren und Qualitätskontrollen statt, um zu gewährleisten, dass jede Uhr in perfektem Zustand beim Händler ankommt und garantiert lange funktioniert.
Konzept und Design
Bevor eine Firma mit der Herstellung einer Uhr beginnen kann, muss sie zuerst eine Idee haben, ein Konzept, anhand dessen ein konkreter Entwurf erstellt werden kann. Heute entwerfen die meisten Uhrenhersteller ihre Uhren und deren Bauteile mithilfe modernster Design-Software. Einige Marken nutzen auch 3D-Druckverfahren, um anhand dieser digitalen Designs Prototypen zu erstellen. Andere verwenden für ihre Prototypen echten Edelstahl und Uhrwerksattrappen oder passende einfache Werke. In diesem Stadium spielt auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilung eine wichtige Rolle. Bei manchen Firmen befindet sich alles unter einem Dach, um sicherzustellen, dass ein Uhren- oder Uhrwerksdesign wirklich funktioniert.
Alles muss perfekt ineinandergreifen, insbesondere da es bei der Uhrenherstellung nur einen minimalen Fehlerspielraum gibt. Sobald das Aussehen der Uhr und ihre Spezifikationen feststehen, kann die Produktion beginnen. Der Fertigungsprozess besteht aus mehreren parallel ablaufenden Vorgängen. Beispielsweise muss der Bereich bzw. Zulieferer, der das Gehäuse herstellt, natürlich nicht abwarten, bis das Werk fertig ist oder das Zifferblatt den letzten Schliff erhalten hat.
Produktion
Gehäuse und Armbänder
Viele Uhrenmarken arbeiten bei der Gehäuseproduktion mit Zulieferfirmen zusammen. Nur wenige stellen sie intern her (Rolex und IWC Schaffhausen zum Beispiel). Die Gehäusezulieferer sind in der Regel sehr diskret, da die Marken ihren Namen und ihren Ruf schützen möchten. Gleiches gilt für die Armbänder; sie werden selten in Eigenproduktion gefertigt. Spezialisierte Unternehmen sorgen dafür, dass die Teile für Gehäuse und Armbänder genau den von den Uhrenherstellern gewünschten Vorgaben entsprechen.
Uhrwerke
Ungeachtet der Diskussion über Manufakturkaliber und Werke von Drittherstellern ist das Werk ein entscheidender Faktor im Produktionsprozess. Echte Manufakturen beginnen mit einem unbearbeiteten Stück Messing, Edelstahl oder einer anderen für Uhrwerke verwendeten Legierung. Das erste Sägen, Bohren und Fräsen sämtlicher Teile übernehmen CNC-Maschinen. Anschließend durchlaufen sie verschiedene kleinere Schritte – bestimmte Teile erhalten eine (manuelle) Finissage, Räderwerke kommen hinzu –, bis ein funktionierendes Uhrwerk entstanden ist. Viele Hersteller, die ihre Werke selbst fertigen, sind trotzdem auf Kleinteile und Komponenten von Drittunternehmen angewiesen (Unruhfedern, zum Beispiel, oder Rubine).
Stück für Stück wird das Werk von den Uhrmachern veredelt und zusammengesetzt. Jene Hersteller, die der „Haute Horlogerie“ angehören, verwenden sehr viel Zeit und Mühe auf die Finissage ihrer Werke. Die umfasst zum Beispiel handgravierte Unruhbrücken, Perlierungen, die Politur und das Anglieren der Brückenkanten. Diese Verfahren sind unheimlich zeitaufwendig. Wenn das Werk fertig und bereit für den Einsatz ins Gehäuse ist, wird es meist auf seine Ganggenauigkeit geprüft. Wenn ein Werk ein Chronometerzertifikat erhalten soll, wird es an die COSC gesandt, die es einer Reihe von Tests unterzieht. Später wird es dann mit Zertifikat zurückgeschickt.
Zifferblatt und Zeiger
Das Zifferblatt und die Zeiger, also das „Gesicht“ einer Uhr, sind überaus wichtig, schließlich blickt man Tag für Tag viele Male darauf. Diese Teile müssen also schön und makellos sein. Schönheit ist Ansichtssache, doch Perfektion lässt wenig Interpretationsspielraum. Ähnlich wie beim Uhrwerk ist die Finissage auch beim Zifferblatt und bei den Zeigern einer Uhr ein wichtiger Faktor. Gebläute Zeiger und lackierte Zifferblätter erfordern beispielsweise ganz besondere Fertigkeiten und viel Zeit. Die Zifferblätter werden häufig bei Zulieferern in Auftrag gegeben, aber einige Firmen produzieren und veredeln ihre Zifferblattteile auch selbst.
Montage
Bevor das Werk ins Gehäuse eingesetzt und Zifferblatt und Zeiger angebracht werden, finden zahlreiche Sichtprüfungen statt. Wird bei der Qualitätskontrolle ein winziger Kratzer oder eine Abweichung von der Toleranz festgestellt, müssen Maßnahmen getroffen werden. Manchmal werden Teile an die Produktionsabteilung zurückgeschickt, um sie zu reparieren. Die Zeiger können maschinell am Zifferblatt befestigt werden, oftmals erfolgt dies aber auch von Hand. Darauf folgen weitere Sichtprüfungen, um festzustellen, ob die Zeiger perfekt ausgerichtet sind. Natürlich wird auch die Krone befestigt und überprüft, ob sich die Zeiger richtig bewegen und das Aufzugsystem funktioniert.
Wenn sich das Werk im Gehäuse befindet, das Zifferblatt aufgesetzt wurde und alles optimal funktioniert, durchläuft die Uhr häufig noch einmal eine Reihe eingehender Testverfahren, wie z. B. auf Wasserdichtigkeit, Stoßfestigkeit und dergleichen. Manchmal wird nun, da sich das Werk im Gehäuse befindet, auch die Ganggenauigkeit der Uhr noch einmal überprüft. Einige Marken gewähren vier Jahre Garantie oder noch mehr, d. h. Sie können sicher sein, dass deren Prüfverfahren sehr streng sind.
Ist all das abgeschlossen und hat eine Uhr alle Prüfungen bestanden, kommt die letzte Phase des Montage- und Produktionsprozesses. Manche Uhren erhalten jetzt eine (Laser-)Gravur auf der Gehäuserückseite, einige Hersteller nehmen diese jedoch schon während der Gehäusefertigung vor. Jetzt muss nur noch das Armband befestigt werden und dann ist die Uhr bereit zur Auslieferung. Natürlich gehören zum Endprodukt auch die Papiere und die Schachtel(n). Uhr und Box werden jedoch oft getrennt voneinander transportiert.
Ihre Uhr
Nun tragen Sie Ihre Uhr also am Handgelenk. Höchstwahrscheinlich hat sie einige der oben beschriebenen Phasen durchlaufen, je nachdem, was für ein Werk in ihr steckt, aus welchem Material sie besteht und wie aufwendig ihre (Hand-)Finissage ist.