Nachdem wir kürzlich Taucheruhren unter die Lupe genommen haben, wollen wir nun drei klassisch-zeitlose Uhren mit kleiner Sekunde näher betrachten. Die drei wertvollen Zeitmesser stammen von Manufakturen, die sich ihre Lorbeeren innerhalb der feinen Uhrmacherei redlich verdient haben. Jedes der drei Modelle besitzt einen eigenen, einzigartigen Charakter. Obwohl sich die Uhren sehr ähneln, ist schwer zu sagen, welche am besten zu Ihnen passt. Am Ende kommt es natürlich auf Ihre persönlichen Präferenzen an.
A. Lange & Söhne 1815
Auch wenn die Geschichte der Marke A. Lange & Söhne bis in das Jahr 1845 zurückreicht, gibt es eine Lücke in der Firmen-Historie. Kurz nach dem 100-jährigen Firmenjubiläum wurden die Inhaber des Unternehmens im Jahr 1948 enteignet. Der Betrieb wurde verstaatlicht und mit anderen Uhrenherstellern aus Glashütte im VEB Glashütter Uhrenbetriebe zusammengefasst.
Erst im Jahr 1990 gründete Walter Lange, ein Urenkel des Firmengründers Ferdinand Adolph Lange, die Lange Uhren GmbH. Dabei erhielt er Unterstützung von Günter Blümlein, der zu dieser Zeit der Präsident der Marke IWC Schaffhausen war. Nur vier Jahre später präsentierte A. Lange & Söhne die ersten vier neuen Modelle. Darunter waren die mittlerweile legendäre Lange 1 und eine hochkomplizierte Uhr mit Tourbillon. Das Modell 1815 kam erst später zur Produktpalette hinzu.
Die Lange 1815 ist eine sehr klassische Armbanduhr mit einem unverwechselbaren Lange & Söhne Design: klare Gehäuse-Linien, leicht zulaufende Bandanstöße und zurückhaltende Dimensionen. Die elegante Uhr aus Glashütte besitzt arabische Ziffern als Stundenmarkierungen. Das unterscheidet sie von den anderen beiden Modellen, die wir in diesem Artikel behandeln. Sie zeigen stattdessen schlichte Stabindexe. Am Rand des Zifferblattes der 1815 ist die sogenannte „Eisenbahnminuterie“ gut zu erkennen. Ebenfalls gut sichtbar ist die etwas tiefer-gesetzte kleine Sekunde und das leicht herabgesetzte Zifferblattzentrum. Diese Gestaltung bringt mehr Tiefe und Kontrast in das Zifferblatt. Der Durchmesser des Gehäuses beträgt 38,5 mm mit einer Höhe von 8,8 mm.
Unter dem Gehäuseboden aus Saphirglas lässt sich das Handaufzugskaliber mit typischer Dreiviertelplatine aus Neusilber bestaunen. Details wie die schönen Glashütter Streifen, Goldchatons, fein anglierte Kanten und der von Hand gravierte Unruhkloben begeistern selbst anspruchsvollste Uhrenliebhaber. Das Manufakturkaliber bietet nach Vollaufzug eine Gangreserve von 55 Stunden.
Vacheron Constantin Patrimony Small Seconds
Vacheron Constantin wurde fast ein ganzes Jahrhundert vor Patek Philippe und A. Lange & Söhne gegründet. Jean-Marc Constantin begann bereits 1755 als unabhängiger Uhrmacher in Genf zu arbeiten. Als die Firma langsam überregionale Bedeutung gewann, bemerkte man, dass das Geschäft ohne einen Partner kaum noch zu bewerkstelligen war. Also kam im Jahr 1819 François Constantin als Partner hinzu. Von nun an hieß das Unternehmen Vacheron Constantin.
Obwohl diese Manufaktur eine so lange Geschichte hat, gibt es die Patrimony-Linie erst seit dem 21. Jahrhundert. Die Modellreihe wurde von den Uhren der 1950er-Jahre inspiriert, die laut Vacheron durch ihre „kreisförmige Perfektion, dem Streben nach dem Wesentlichen und nach harmonischen Proportionen“ charakterisiert waren. Mit einem Durchmesser von 42 mm ist die Patrimony Small Seconds die größte der drei Uhren. Mit 7,65 mm Höhe ist sie gleichzeitig auch die flachste. Lange und zugleich feine Stundenmarkierungen wechseln sich mit kleinen Punkten für die Sekunden rings um das Zifferblatt ab.
Angetrieben wird die Patrimony Small Seconds vom Manufakturkaliber 4400AS mit Handaufzug. Die Gangreserve des Werkes beträgt nicht weniger als 65 Stunden. Da dieses Uhrwerk das Genfer Siegel trägt, überrascht es nicht, dass es ein hervorragendes Finish besitzt. Dieses Siegel garantiert Herkunft und hohe Handwerkskunst.
Patek Philippe Calatrava 5196
Patek Philippe führte das erste Calatrava-Modell im Jahr 1932 ein. Diese Uhr war stark vom Minimalismus des Bauhausstils inspiriert. Das Bauhaus war eine Kunstschule, die Handwerk und Kunst zusammenbrachte. Das Ergebnis war perfekte Harmonie von Form und Funktion. Dieses neue Design-Verständnis machte den Bauhausstil berühmt. Er wurde sogar zu einer der einflussreichsten Bewegungen und prägt bis heute das Bild der modernen Kunst und Architektur.
Patek Philippe hat über die Jahre nur wenige Veränderungen an der Calatrava vorgenommen. Die Referenz 5196 kam im Jahr 2004 auf den Markt. Viele erachten dieses Modell als den wahren Nachfahren der allerersten Calatrava. Die 5196 besitzt ein bemerkenswert ähnliches Design, wenn man sie Seite an Seite mit ihrer Ur-Ahnin vergleicht. Allerdings wurde die neue Calatrava 5196 an die moderne Zeit angepasst. Mit 37 mm ist sie deutlich größer aber immer noch sehr dezent im Vergleich zu vielen modernen Uhren.
Das Zifferblatt glänzt mit schlichter Eleganz; applizierte Stundenindizes, traditionelle Dauphinzeiger sowie feine Minutenmarkierungen. Die kleine Sekunde wurde im Vergleich zum Original-Modell verkleinert. Eine Wasserdichtheit von 30 m ist geeignet, um das Werk vor feuchten Umgebungen zu schützen. Wie man von einer zeitlos-klassischen Uhr wie dieser erwarten kann, befindet sich im Inneren des Gehäuses ein Handaufzugskaliber. Das Uhrwerk hat die Bezeichnung 215PS und bietet eine Gangreserve von 44 Stunden. Wegen des geschlossenen Bodens ist das Kaliber leider nicht von außen sichtbar.
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