Wer nach einer wasserdichten Uhr sucht, könnte sich leicht im Dickicht der physikalischen Grundgesetze und der verschiedenen Normen verirren. Denn Wasserdichtigkeit ist ein kompliziertes Thema, wenn es um den empfindlichen Mechanismus einer mechanischen Uhr geht. Wer beispielsweise mit seiner Uhr, auf der die Wasserdichtigkeit mit 3 bar angegeben ist, bis zu 30 Meter tief taucht, wird eine böse Überraschung erleben.
Gemessen wird die Wasserdichtigkeit in Bar. Eine Druckeinheit entspricht dem Druck von 1 kg auf einer Fläche von 1 cm². Den gleichen Druck erzeugt eine 10 m hohe Wassersäule. Wasserdichtigkeit ist also kein Zustand, sondern eine Norm. Für Uhren gibt es dafür in Deutschland gleich zwei. Die DIN 8310 für Wasserdichtheit von Kleinuhren und die DIN 8306 für Taucheruhren. Sie entsprechen den internationalen Normen ISO 2281 und ISO 6425.
Die Norm DIN 8310 gilt für Kleinuhren mit Dichtungselementen nach dem Stand der Technik und zum Zeitpunkt der Prüfung. Die Aussage zur Wasserdichtigkeit ist also immer nur eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt der Prüfung. Durch Alterung, Verschleiß und Beschädigung kann sich der Zustand jederzeit ändern. Wasserdichte Uhren müssen widerstandsfähig gegen Schweiß, Wassertropfen, Regen und gegen Eintauchen in Wasser über 30 Minuten und bei einer Wassertiefe von 1 m sein. Im Prüfverfahren wird die Uhr in ein Druckgefäß mit Wasser gegeben, in dem innerhalb von einer Minute ein Überdruck von 2 bar angelegt und fünf Minuten gehalten wird.
Erst ab 20 bar ist man im Wasser auf der sicheren Seite
Umgesetzt in Alltagssituationen ist eine bis 3 bar druckfeste Uhr nur gegen Spritzwasser geschützt, selbst Dauerregen hält sie nicht unbedingt stand. Mit einer bis 5 bar druckfesten Uhr kann man sich schon unter die Dusche stellen. Bis 10 bar druckfest sollte eine Uhr sein, die man zum Schwimmen oder Schnorcheln am Handgelenk lässt. Erst ab 20 bar kann man eine Uhr zum Tauchen benutzen – obwohl die wenigsten Hobbytaucher je tiefer als 30 oder 40 m hinabsteigen.
Die Dichtheit des Gehäuses wird nach dem Test – und das trifft übrigens auf alle Versionen zu – durch eine Kondenswasserprüfung kontrolliert. Dabei wird die Uhr auf einer Heizplatte auf 40 bis 45 Grad Celsius erwärmt. Anschließend wird ein Wassertropfen oder ein 1 cm² großes Stück feuchter Filz von etwa 18 bis 25 Grad Celsius auf das Deckglas gebracht. Zeigt sich nach etwa einer Minute ein Kondenswasserniederschlag auf der Innenseite des Glases, so ist auf ein undichtes Gehäuse zu schließen. Taucheruhren müssen mindestens einmal im Jahr überprüft werden. Hitze, Kälte, Salz- oder Chlorwasser setzen den Dichtungen ebenso zu wie Sonnencremes oder Staub.
Berühmte Taucheruhren
Die Mutter aller Taucheruhren ist die Oyster Perpetual Submariner von Rolex. Sie führt alle Listen der Top-Taucheruhren an. 1953 erstmals in ihrer Urform mit schwarzem Zifferblatt vorgestellt, bringt sie alle technischen Details mit, die für den Einsatz in großer Tiefe notwendig sind: Schraubkrone, drehbare Lünette zur Markierung von Tauchzeiten, Ablesbarkeit unter Wasser und in der Dunkelheit dank starker Leuchtmasse auf Zifferblatt und Zeigern.
Bereits in dieser Grundform ist das wasserdichte Oystergehäuse der Referenzen 6200 und 6204 für Taucheinsätze bis zu 100 m Wassertiefe ausgelegt. In der Folge erlangt das Serienmodell sogar eine Druckdichte bis zu 300 m. Erst 1969 kommt die erste Submariner mit der charakteristischen Datumsanzeige mit Lupe auf den Markt. Bei Sammlern sind vor allem die Modelle aus den ersten Jahrzehnten bis zu den 1980er-Jahren begehrt.
Wer einen richtig harten Taucher markieren will, der trägt eine Panerai: Die Uhren, die italienische und deutsche Kampftaucher im zweiten Weltkrieg trugen, sind legendär. Erst in den 1990er Jahren wird der Marine-Klassiker auch an ganz normale Kunden verkauft, die meisten tragen sie freilich lieber oberhalb der Wasserkante.
Zu einer wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte entwickelt sich die 1948 erstmals vorgestellte Taucheruhr Seamaster von Omega. Diesen für heutige Begriffe eleganten Uhren sah man ihre Robustheit nicht sofort an. Dabei verfügten sie über einen verschraubten Boden und die innovative O-Ring-Dichtung. Außerdem tickten in den frühen Seamaster-Modellen bereits Automatikwerke, damals keine Selbstverständlichkeit. Seit 1958 ziert die Böden der Seamaster-Linie das Seepferdchen als Symbol für die Wasserdichtheit. Erst die 1957 vorgestellte Seamaster 300 kann als ausgewiesene Taucheruhr gelten, hielt sie doch einem
Druck von 20 bar stand.
Meilenstein: Bis zu 50 Faden wasserdicht
Als Blancpain 1953 eine bis 50 Faden (Fifty Fathoms) Tiefe wasserdichte Taucheruhr vorstellte, bedeutete dies ein Meilenstein der Taucheruhren-Geschichte. Sie wurde exakt nach den Vorgaben des Lastenheftes gefertigt, das die beiden französischen Marineoffiziere Robert Maloubier und Claude Riffaud für eine professionelle Taucheruhr zusammengestellt hatten. Neben einer optimalen Ablesbarkeit gehörte dazu eine damals neuartige, weil einrastende Tauchzeit-Drehlünette mit nachtleuchtender Fünf-Minuten-Graduierung. Die Wasserdichtheit reichte bis in eine Tiefe von 50 fm, also bis zu 91,45 m.
