22.03.2022
 5 Minuten

3 völlig skurrile Uhren, die jede Uhrensammlung aufwerten

Von Donato Emilio Andrioli
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Sie sind skurril, werten aber jede Uhrensammlung gerade aufgrund ihrer höchst speziellen Designs auf. Ich zeige Ihnen 3 Uhren, die auf den ersten Blick zwar extrem seltsam anmuten, aber gerade aus diesem Grund etwas ganz Besonderes sind. Es sind drei völlig einzigartige Uhren – von drei völlig unterschiedlichen Luxusuhrenherstellern: Die eine ist jetzt schon ein begehrtes Sammlerstück, die andere offenbart einen bis dato unbekannten Aspekt der Firmengeschichte und die Letzte im Bunde konnte sogar bereits einige Menschenleben retten.

Die MB&F Horological Machine No.2 ist zweifelsohne ein Stück skurrile Uhrmacherkunst. Wir stellen Ihnen tragbarere Modelle vor

Seltsames Sammlerstück – Omega Speedmaster „Alaska Project“

Die erste Uhr, die ich Ihnen zeigen möchte, schafft irgendwie einen völlig verrückten Spagat: Sie ist von allen drei Uhren, die ich Ihnen vorstellen werde, die gewöhnlichste – gleichzeitig aber auch die skurrilste. Auf den ersten Blick scheint es sich bei der Omega Speedmaster „Alaska Project“ um eine ganz normale Speedy zu handeln: Der Durchmesser von 42 mm, das typische Hesalitglas und die Lünette mit der Tachymeterskala – alles ist so, wie es Uhrenliebhaber von der Speedmaster bereits kennen und lieben. Etwas seltsam anmutende Totalisatoren-Zeiger, der rote Sekundenzähler des Chronographen und ein schneeweißes Blatt sind jedoch Besonderheiten, die gerade uns Omega-Liebhabern sofort ins Auge stechen. Nun, eine Panda-ähnliche Variante der Omega Speedmaster wäre jetzt nicht unbedingt das Schlechteste für eine Uhrensammlung, finden Sie nicht auch? Doch sobald der beiliegende Hitzeschild zum Einsatz kommt, wird jedem Uhrenliebhaber klar: Diese Uhr ist wirklich extrem skurril.

Hitzeschild? Was hat es damit auf sich? Die Speedmaster „Alaska Project“ ist Omegas wahr gewordener Innovationstraum. Sie wurde 2008 herausgebracht und ist auf 1970 Stücke limitiert. Die Uhr basiert auf der „Alaska II“ – einer modifizierten Standard-Speedmaster mit weißem Blatt. Für die Omega Speedmaster „Alaska Project“ wurde nicht nur das Zifferblatt samt Totalisatoren- und Sekundenzeiger angepasst, sondern auch ein besonderer Schutzschild kreiert, welcher um das Gehäuse der Uhr befestigt wird. Der rote Schutzschild besteht aus eloxiertem Aluminium. Dadurch ist die Uhr in der Lage, extremen Temperaturen zwischen -148 Grad und bis zu +260 Grad Celsius standzuhalten, die auf dem Mond oder im Weltraum herrschen. Die Omega Speedmaster „Alaska Project“ kommt am passenden weißen Velcro Band daher. Ein zusätzliches Stahlarmband, welches Uhrenfans bereits von der Standardvariante der Omega Speedmaster kennen, liegt bei, genauso wie der rote Hitzeschild, welcher die große Besonderheit des großzügig geschnürten Pakets ist. Das Ganze wird von Omega gewohnt stark in einer schönen Sammelbox präsentiert. Die Speedmaster „Alaska Project“ ist bereits jetzt ein begehrtes Sammlerstück: Für ein Full Set inklusive Box und Papieren werden über 25.000 EUR fällig – ein Vielfaches mehr als der ursprüngliche Listenpreis von 2008. Ich verstehe die Entwicklung sehr gut: Die Speedmaster „Alaska Project“ ist ein tolles Stück Uhrengeschichte. Das Beste daran: Sie kann trotz ihrer erfrischenden Fremdartigkeit wie eine gewöhnliche Uhr getragen werden. Erst mit dem Aufsatz wird die „Alaska Project“ zu einer wahrhaftig skurrilen Uhr. Doch dieses spezielle Feature werden Sie, bei aller Funktionalität, sehr wahrscheinlich nie brauchen.

Die Omega Speedmaster „Alaska Project“: eine seltsame, aber gleichzeitig tragbare Funktionsuhr

Der unter Verschluss gehaltene Prototyp – Tudor Black Bay P01

Heute kennen wir Tudor als eigenständige, coole Luxusuhrenmarke, doch lange Zeit war die Rolex-Schwester einfach nur ein günstiges Pendant zu Rolex. Zwischen diesen zwei Epochen war Tudor meiner Meinung nach für einige wirklich seltsame Uhren verantwortlich. Wenn Sie sich einmal solche Modelle wie die Tudor Monarch oder die Classic ansehen, wissen Sie wahrscheinlich sofort, was ich meine. Die seltsamste Uhr, die Tudor jemals gebaut hat, ist aber zweifelsohne die 2019 erschienene Tudor Black Bay P01. Hinter dieser eigenwilligen Uhr verbirgt sich jedoch ein bis dato unbekanntes Kapitel der Tudor-Markengeschichte. Der Name P01 steht für „Prototype 1“. Dieser Prototyp hatte in den späten 60er Jahren den Codenamen „Commando“: Er sollte nicht nur eine Reihe von Anforderungen erfüllen, die von der amerikanischen Regierung gestellt wurden, sondern sogar ein Patent für eine bis dato unbekannte Funktion beinhalten. Tudor belieferte bereits seit den 50er Jahren die US Navy mit Taucheruhren, verwirklichte dieses Projekt jedoch nie – die „Commando“ landete im Archiv.

50 Jahre später erweckt die Tudor P01 diesen Prototyp nun endgültig zum Leben. Die Mischung aus Taucher- und Marineuhr ist eine Toolwatch wie sie im Buche steht. Es ist nicht verwunderlich, dass das Gehäuse so seltsam anmutet – es wurde hier nicht auf Optik, sondern auf Funktionalität gesetzt. Die 42 mm große Uhr mit der Krone auf 4 Uhr ist komplett satiniert. Die unbekannte Funktion des Prototyps von 1968 ist mit an Bord. Bei dem Patent handelte es sich damals um ein klappbares Endlink-System für die Lünette. Die Tudor Black Bay P01 übernimmt das Anschlagsystem dieses Patents für ihre in beide Seiten drehende Lünette mit dem beweglichen Endlink auf 12 Uhr. Die Uhr bietet 200 Meter Wasserdichte, ein Saphirglas und ein Manufakturwerk, welches mit einer Datumsfunktion daherkommt. Das Leder-Band macht die funktionale, jedoch extrem eigenwillige Tool-Optik perfekt. Die Preise der P01 bewegen sich aktuell unter 4.000 EUR. Es dürfte jedoch extrem spannend sein, wie sich dieses seltsame Modell in Zukunft entwickeln wird: Weder dürften viele Stückzahlen von der P01 hergestellt werden, noch erwarte ich eine lange Produktionsdauer, sodass die P01 in Zukunft durchaus ein begehrtes Sammlerstück werden könnte. Die Black Bay P01 ist ein extrem seltsam anmutendes Sammlerstück, jedoch voller Tudor Marken-Geschichte.

Nach über 50 Jahren präsentiert Tudor einen lang unter Verschluss gehaltenen Toolwatch-Prototypen in Form der Black Bay P01

Die lebensrettende Uhr – Breitling Emergency

Die Breitling Emergency ist wegen ihrer generellen Erscheinung und dem riesigen Durchmesser von sage und schreibe 51 mm eine extrem seltsam wirkende Uhr – sie ist so sehr mit Funktionen überladen, dass sie schon fast wie ein Spielzeug aussieht. Trotzdem handelt es sich bei diesem Modell um die Uhr, die ich mir ans Handgelenk schnallen würde, wenn ich ein Abenteurer wäre. Selbst wenn ich von einer Gefahrensituation in die nächste schlittern würde: Mit der Breitling Emergency würde ich mich ein kleines Stück sicherer fühlen.

Die Breitling ist nämlich alles andere als ein Spielzeug und ist sogar in der Lage, Leben zu retten – was sie bereits mehrmals eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Beispielsweise im Jahr 2003, als die Piloten Steve Brooks und Hugh Quentin Smith mit ihrem Hubschrauber in die Antarktis abstürzten. Sie retteten sich in ihrem Rettungsschlauchboot und aktivierten von dort aus ihre Breitling Emergency; dadurch konnten beide Piloten geborgen und gerettet werden. Die Emergency ist mit einer echten Zweifrequenz-Notrufbake ausgestattet, die sich im unteren Teil des Gehäuses befindet. Sobald die Notruf-Antenne herausgezogen wird, sendet sie mindestens 24 Stunden lang ein Alarmsignal – zu Land, zu Wasser oder zu Luft – sowohl bei eisiger Kälte, als auch bei glühender Hitze. Sie weist lebensrettenden Helfern den Weg, die innerhalb kürzester Zeit herausfinden können, wer die havarierten Personen sind und welche die letzten bekannten Standorte waren. Beim Werk der Uhr handelt es sich um ein SuperQuartz-Kaliber. Dieses ist COSC-zertifiziert und bietet eine Menge Funktionen wie einen Ewigen Kalender, einen Chronographen, eine Alarm- und Countdown-Funktion, sowie eine zweite Zeitzone. Das besondere Merkmal bleibt aber die Notrufbake, die einzigartig ist und die Breitling Emergency damit zu einem wahren Exoten in der Uhrenwelt macht. Für die neueste Variante der Emergency sind um die 10.000 EUR fällig, der Vorgänger hingegen ist bereits für unter 5.000 EUR zu haben. Das 43 mm große Modell ist genau die Version, die 2003 den beiden Piloten das Leben gerettet hat; heute sind die Uhr und die darin befindliche Notrufbake aber doch ziemlich veraltet. Als Uhrensammler könnte die ältere Version der Emergency trotzdem interessant sein – sie ist besser tragbar und bietet im Kern fast alle Funktionen, die auch die aktuelle Emergency hat – wenn auch in reduzierter Form. Ohnehin wünsche ich allen Besitzer dieser Uhr, dass sie niemals ihre wichtigste Funktion nutzen müssen. Ob in der neuen oder alten Variante: die Breitling Emergency ist eine ganz besondere Uhr, die es in dieser Form kein zweites Mal gibt.

Konnte dank ihrer Notrufbake bereits einige Male Leben retten – die Breitling Emergency

Über den Autor

Donato Emilio Andrioli

Als ich mit der Tudor Black Bay 41 meine erste mechanische Uhr kaufte, begann für mich eine neue große Leidenschaft. Besonders begeistern mich ikonische Uhren, die eine interessante Geschichte vorweisen können.

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