25.08.2022
 7 Minuten

4 günstige Alternativen zur Tudor Heritage Black Bay Chronograph

Von Sebastian Swart
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Als Tudor den Heritage Black Bay Chronograph im Jahr 2017 erstmals der Öffentlichkeit vorstellte, war die Uhrenszene zunächst zwiegespalten. Was wollte Tudor mit seinem Chronographen im Taucheruhren-Look und verschraubten Drückern, jedoch mit einer Tachymeterskala für den Rennsport auf der Lünette eigentlich verkaufen? Fünf Jahre später wird klar: Es ist egal und das Auge gewöhnt sich an fast alles, so auch an das unkonventionelle Design des Black Bay Chronographen. 

Heute ist die Reihe eine der beliebtesten im Tudor-Programm und wurde vom Hersteller in den vergangenen Jahren intensiv gepflegt. So können Sie derzeit aus insgesamt zwölf verschiedenen Modellen wählen, von denen einige im Panda- bzw. Reverse-Panda-Design daherkommen. S&G Black Bay Chronographen bieten zudem einen auffälligen Bicolor-Look in Stahl und Gold für den selbstbewussten Auftritt. Tudor verwendete für die Kollektion mit dem MT5813 erstmals ein Manufaktur-Chronographenkaliber, das in Zusammenarbeit mit Breitling entstand und auf dem Breitling Manufakturkaliber B01 basiert. 

Aufgrund der hohen Nachfrage sind viele Modelle des Black Bay Chronograph beim Konzessionär nur schwierig zu bekommen. Was bei der Markenschwester Rolex seit langem gang und gäbe ist, färbt nach und nach auch auf Tudor ab. Klar: Wer sich einen Platz in der ersten Reihe nicht mehr leisten kann oder will, versucht es halt in der zweiten. Leider ist auch dort der Wettbewerb groß und manch ein potenzieller Kunde bleibt auf der Strecke. Wer sich an gierigen Preistreibereien auf dem Sekundärmarkt nicht beteiligen möchte, aber dennoch in den Genuss eines hochwertigen Bicompax-Chronographen kommen möchte, der sollte sich bei anderen spannenden Marken umsehen. Hier kommen vier Beispiele. 

The Tudor Black Bay Chrono ref. M79360N-0002 with a classic panda dial.
Tudor Black Bay Chronograph Ref. M79360N-0002 im klassischen Panda-Look

Nivada Chronomaster – Chronograph mit neun Funktionen 

Die Geschichte der Nivada Chronomaster Aviator Sea Diver – so der vollständige Name der Uhr – geht zurück bis zum Anfang der 1960er-Jahre. Als Tudor von einer Kollektion Black Bay noch nicht zu träumen wagte, brachte Nivada mit der Chronomaster ihr Spitzenmodell heraus, das über insgesamt neun Funktionen verfügt, damals ein Novum. Nivada positionierte die Uhr in direkter Konkurrenz zum Heuer-Klassiker Autavia oder auch Chronographen von Breitling. Im Gegensatz zu Heuer und Breitling überlebte Nivada die Quarzkrise nicht und verschwand Ende der 1970er-Jahre wie so viele andere Schweizer Hersteller von der Bildfläche. Vintage-Modelle der optisch wie technisch attraktiven Uhr sind heute recht begehrt und können mehrere Tausend Euro kosten. 

Da bei alten Uhren die Alltagstauglichkeit begrenzt ist, ist es umso erfreulicher, dass die Marke Nivada vor einigen Jahren von einem jungen Unternehmer wieder ins Leben gerufen wurde. Der Hersteller erkannte das große Potenzial der Chronomaster und legte das Modell in zahlreichen Varianten neu auf. Erfreulich: Die Uhr ist in Design und Größe praktisch identisch mit den Ur-Modellen der 1960er-Jahre. Mit einem Durchmesser von knapp über 38 mm ist die Chronomaster für fast alle Handgelenke bestens geeignet, was man von dem 41 mm großen Gehäuse der Black Bay Chronograph nicht unbedingt behaupten kann. 

Alle Nivada Chronomaster sind sowohl mit Handaufzugskaliber als auch mit automatischem Uhrwerk erhältlich. Bei der Referenznummer 86004A handelt es sich um die klassische Panda-Variante mit weißem Zifferblatt und schwarzen Totalisatoren. Diese Version orientiert sich an der allerersten Chronomaster aus den frühen 1960er-Jahren. Im Innern tickt zwar kein Manufakturkaliber wie in der Black Bay Chronograph, doch das automatische Sellita SW510 M BH b gilt als eines der zuverlässigsten Chronographenkaliber aus Schweizer Produktion. Wenn Ihnen ein Reverse-Panda-Look lieber ist, können Sie zur Orange Boy (Ref. 86006A) greifen. Auffällig ist hier der orange Stoppsekundenzeiger, der die Gesamterscheinung der Uhr auffrischt.  

Die Chronomaster ist mit einem Deckglas aus Saphirkristall ausgestattet und bietet – wie eh und je – eine Wasserdichtigkeit von 100 m (10 bar). Für rund 2.000 EUR am Stahlband erhalten Sie jede Menge Uhr fürs Geld. 

The latest edition of the Nivada Chronomaster ref. 86001A.
Neuauflage der Nivada Chronomaster (Ref. 86001A)

Eberhard & Co. Contograf 

Die Marke Eberhard & Co. mag vielen Uhrenfreunden noch unbekannt sein, doch das Unternehmen besteht bereits seit 1887. Der im Schweizer Ort La Chaux-de-Fonds ansässige Hersteller präsentierte in den frühen 1960er-Jahren einen Chronographen mit dem Namen „Contograf“. Die Uhr wurde wegen ihres ansprechenden Designs und der hohen Qualität schnell zum Verkaufsschlager, verschwand dann allerdings irgendwann in der Versenkung. Im Jahr 2014 präsentierte Eberhard & Co. auf der Uhrenmesse Baselworld schließlich eine Neuauflage des Contograf.  

Wie bei Neuauflagen von Vintage-Uhren oft üblich, ist das Gehäuse des Contograf größer als das des Vorbilds aus den 60ern. Die Edelstahluhr besitzt einen Durchmesser von 42 mm und übertrifft die Black Bay Chronograph um 1 mm. Damit ist sie kein Leichtgewicht und eignet sich eher für kräftige Handgelenke. Die Contograf ist in verschiedenen Zifferblattvarianten erhältlich. Der Hersteller bot anfangs gar limitierte Varianten an, die ein Blatt im Camouflage-Look besaßen. 

Die Referenz 31069.2 bietet das klassische Panda-Design mit weißem Zifferblatt und schwarzen Totalisatoren bei 3 und 9. Als Stundenmarkierungen dienen applizierte Strichindizes, die den eher eleganten als tooligen Auftritt der Uhr betonen. Gleiches gilt für Stunden- und Minutenzeiger im Dauphine-Stil. Im Gegensatz zur Black Bay Chronograph, die eine Tachymeter-Lünette besitzt, ist die Contograf mit einer schwarzen Keramiklünette ausgestattet. Auf dieser befinden sich Stundenmarkierungen von eins bis zehn, die für eine zweite Zeitzone genutzt werden können. Auf eine Tachymeterskala müssen Sie nicht verzichten, denn diese befindet sich am äußeren Zifferblattrand. Leider beträgt die Wasserdichtigkeit nur 50 m (5 bar). Weitere Abstriche muss man bei der Leuchtmasse machen, die recht schwach ist. Die Contograf ist eben keine Taucheruhr.  

Als Antrieb dient das Eberhard & Co. Kaliber 8147, hinter dem sich ein ETA 7753 verbirgt. Neben der üblichen Stopp- und Chronographenfunktion bietet das Werk ein Datum bei 6 Uhr. Die Listenpreise sind durchaus gesalzen und liegen oberhalb von 5.000 EUR. Die üblichen Marktpreise liegen allerdings deutlich darunter. Die genannte Referenz mit Panda-Blatt können Sie im neuwertigen Zustand und mit Edelstahlarmband mitunter für unter 3.000 EUR kaufen. Ganz ähnlich ist die Situation für die Reverse-Panda-Variante. 

A reverse panda Eberhard & Co. Contograf – a watch for solid wrists.
Eberhard & Co Contograf – hier im Reverse-Panda-Look für kräftige Handgelenke

Hamilton Intra-Matic Chronograph 

Die Hamilton Intra-Matic Chronographen gelten aufgrund der innenliegenden Tachymeterskala für viele eher als Alternative zur TAG Heuer Carrera. Da die Uhren jedoch über eine Bicompax-Chronographen-Anordnung verfügen, sind sie auch eine preisgünstige Option zur Tudor Black Bay Chronograph. Die Geschichte des Intra-Matic Chronograph geht zurück in das Jahr 1968, als der Schweizer Hersteller mit amerikanischer Herkunft erstmals einen Bicompax-Chrono präsentierte. Hamilton stellte kurz vor dem 50. Geburtstag der Uhr im Jahr 2017 eine erste Neuauflage unter dem Namen Intra-Matic 68 (Ref. H38716731) vor. Während das Original der 1960er noch ein Handaufzugswerk besaß und einen Durchmesser von nur 36 mm aufwies, ist die Uhr aus 2017 mit einem Automatikkaliber ausgestattet und besitzt einen stattlichen Durchmesser von 42 mm. Das Zifferblatt im Reverse-Panda-Stil ist an seinem äußeren Rand mit einer Tachymeterskala versehen. 

Im Innern geht es mit dem Hamilton-Kaliber H-31 durchaus anspruchsvoll zu. Zwar handelt es sich bei dem Werk nicht um ein reinrassiges Manufakturkaliber, doch der Rohwerkehersteller ETA hat einige Änderungen an seinem Valjoux 7753 vorgenommen, die eine eigene Kaliberbezeichnung rechtfertigen. So befinden sich beim H-31 das Datum bei 6 Uhr und ein 30-Minuten-Zähler auf der 3-Uhr-Position. Die Gangreserve beträgt rund 60 Stunden. Die Intra-Matic 68 ist auf 1968 Exemplare limitiert, nur am Lederband erhältlich und kostet rund 1.750 EUR. 

Im typischen Panda-Stil kommt die nur 40 mm große Intra-Matic-Referenz H38416711 mit weißem Zifferblatt daher. Durch den verringerten Durchmesser sind die Proportionen zwischen Zifferblatt und Totalisatoren weitaus stimmiger als beim limitierten Modell mit 42 mm Gehäusegröße. Neben einem Armband aus Leder können Sie die Uhr außerdem mit einem Milanaise-Band erwerben, welches das Vintage-Flair der Uhr unterstreicht. Die Intra-Matic Chronographen sind mit einem Saphirglas ausgestattet und bis 100 m (10 bar) wasserdicht. Mit einem Preis von ca. 1.700 EUR bleibt im Vergleich zum Kaufpreis eines Black Bay Chronographen noch genug Geld übrig, um sich noch je ein Intra-Matic-Modell mit blauem und grünem Zifferblatt zu gönnen. 

Hamilton Intra-Matic Auto Chrono with a panda dial and 40-mm case.
Hamilton Intra-Matic Auto Chrono: Panda Dial und 40 mm Gehäusedurchmesser

Bell & Ross Bellytanker  

Die Marke Bell & Ross wurde erst 1992 gegründet und ist somit noch ein Greenhorn in einer Welt von Uhrenmarken, die 100 Jahre und mehr auf dem Buckel haben. Gründer sind die Freunde und Unternehmer Bruno Belamich (Bell) und Carlos A. Rosillo (Ross). Bell & Ross haben ihren Firmensitz in Frankreich und lassen ihre Zeitmesser im Schweizer Ort La Chaux-de-Fonds produzieren. 2017 präsentierte der Hersteller mit dem auf 500 Exemplare limitierten Bicompax-Chronographen BR V2-94 Bellytanker (Ref. BRV294-BT-ST/SCA) eine Uhr, die es stilistisch sehr gut mit dem Black Bay Chronographen aufnehmen kann. Der Name bezieht sich auf ein Rennfahrzeug der 1940er-Jahre, das aus dem Tank eines Jagdflugzeugs hergestellt wurde. 

Die Bellytanker ist mit ihrem Durchmesser von 41 mm exakt so groß wie die Black Bay Chronograph, besitzt jedoch ein flacheres Profil als das klotzige Case der Black Bay. Das Zifferblatt ist goldfarben gestaltet und mit schwarzen Totalisatoren versehen. Bei den Stundenmarkierungen setzt Bell & Ross auf Strichindizes, die lediglich bei 6 und 12 Uhr durch arabische Zahlen unterbrochen werden. Das Datum bei 4:30 Uhr ist Geschmackssache und lässt bei Freunden symmetrischer Zifferblätter ein paar Fragezeichen offen. Wie die Black Bay Chronograph verfügt auch die Bellytanker über eine Edelstahllünette mit Tachymeterskala sowie verschraubte Drücker. Die Uhr ist mit einem Saphirglas ausgestattet und 100 m (10 bar) wasserdicht. 

Im Innern gibt leider kein Manufakturkaliber den Takt vor. Bell & Ross verwendet das ETA 2894-2 mit Nockenschaltwerk und einer Gangreserve von rund 48 Stunden. Dafür ist die Bellytanker mit einem Preis von ca. 3.200 EUR am Edelstahlarmband im Oyster-Stil noch deutlich unter dem Preis für einen Black Bay Chrono zu haben. 

Die BR V2-94 Bellytanker Bronze macht der Black Bay Chronograph S&G Konkurrenz. Zwar handelt es sich nicht um ein klassisches Bicolor-Modell, das Gehäuse aus Bronze in Kombination mit einem schwarzen Zifferblatt mit bronzefarbenen Totalisatoren sorgen jedoch für einen farblich souveränen Auftritt. Eine bronzefarbene Minuterie und die schwarze Lünette runden das Gesamtbild ab. Die Uhr ist auf 999 Exemplare limitiert, wie die andere Variante jedoch recht gut verfügbar. Der Preis liegt bei etwa 4.500 EUR. 

Auffällig: Bell & Ross Bellytanker BR V2-94 Bronze

Über den Autor

Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

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