20.12.2022
 6 Minuten

8 Tipps für angehende Uhreninvestoren

Von Chrono24
Audemars-Piguet-Patek-Philippe-8-things-2-1

Unter Uhrenliebhabern wird aktuell heiß diskutiert, wie sich mit dem Kauf und Verkauf bestimmter Uhrenmodelle das große Geld verdienen lässt. Hinweis: Dieser Artikel dient nicht als Anlageberatung; er dient lediglich als Informationsquelle.   

Uhrensammler denken zu Beginn Ihrer Sammlung oftmals nicht nur an die Freude, eine Uhr zu besitzen, sondern auch über den Gewinn, den sie mit dem Wiederverkauf ihrer Uhr eines Tages erzielen könnten. Viele sind sich sicher, dass jedwede Schweizer Uhr eine gute Investition ist und in naher Zukunft einen satten Gewinn generieren wird. Natürlich gilt das nicht für alle Sammler; es gibt viele verschiedene Beweggründe und Motive dafür, Uhren zu kaufen und Uhrenliebhaber können in verschiedenste Kategorien eingeteilt werden, aber ich bin mir sicher, Sie wissen, was ich meine.   

Oft wird dieses Interesse vom Marketing eines Unternehmens entfacht. Das britische Unternehmen Luxe Watches gab bekannt, dass der Return on Investment von Luxusuhren doppelt so hoch ist wie der des Aktienmarktes. Luxe Watches verglich die Performance von Luxusuhren und Aktien und fand heraus, dass Patek Philippe zwei der größten Börsenindizes, den S&P 500 und FTSE 100 übertraf. Rolex, die beliebteste Uhrenmarke der Welt, bewegte sich auf beinahe demselben Level; das klingt doch äußerst profitabel! Denken Sie sich schon: „Halt die Klappe und nimm mein Geld?“ Es ist leider doch etwas komplizierter als das. Bei Uhren liegen Mythos und Realität sehr weit auseinander. Wir stellen Ihnen einige der wichtigsten Fragen vor, die Sie bedenken müssen, bevor Sie investieren, um dieses komplexe Thema zu verstehen. 

Patek Philippe-Uhren performten am Aktienmarkt besser als zwei der begehrtesten Aktienindizes.
Patek Philippe-Uhren performten am Aktienmarkt besser als zwei der begehrtesten Aktienindizes.

1. Lässt sich mit dem Kauf und Verkauf von Uhren Geld verdienen? 

Vereinfacht gesagt: ja. Zuerst müssen Sie sich allerdings fragen, wie Sie kaufen. Es gibt verschiedene Arten von Käufern. Zum einen diejenigen, die in Fachgeschäften zum Einzelhandelspreis kaufen; wahrscheinlich die Königsdisziplin. Dafür müssten Sie wohl bereits Stammkunde in einem Fachgeschäft sein, da beliebte Modelle nicht einfach an jeden verkauft werden. Alternativ könnten Sie auch in einem Geschäft kaufen, das gebrauchte Modelle verkauft, aber dort werden die Preise sehr hoch sein. Die dritte Option ist, Uhren online zu suchen und zu kaufen. So können Sie auf verschiedenen Online-Plattformen mit gutem Ruf und langjähriger Erfahrung, eine große Auswahl an Uhren durchstöbern. Je nach Anbieter profitieren Sie von außerdem von praktischen Such- und Preisvergleichsfunktionen. 

Um kurzfristig Profit zu machen, müssten Sie die beliebtesten Modelle zum Einkaufspreis erwerben und dann teurer weiterverkaufen. Wenn Sie das irgendwie schaffen sollten, wird Sie das Unternehmen wahrscheinlich der Spekulation beschuldigen, woraufhin Sie auf eine schwarze Liste gesetzt und als Käufer gesperrt werden. Diese Strategie mag sich vielleicht als lukrativ erweisen, ist aber in der Regel Käufern auf dem Sekundärmarkt und Investmentgesellschaften vorbehalten und nicht Privatpersonen. 

2. Wie lange dauert es, bis sich der Profit einstellt?

Dem Knight Frank Luxury Investment Index zufolge bieten Uhren mit 105 % in 10 Jahren langfristig die höchste Rentabilität – insofern Sie ein wirklich interessantes Modell erstanden haben. Kurzfristig können Sie eigentlich nur mit gehypten Modellen Geld verdienen. Beispielhaft sei hier etwa die MoonSwatch genannt. Manch ein Exemplar der 450 EUR teuren Uhr ging kurz nach dem Ersterwerb für 4.500 EUR über Sekundärmärkte an die neuen Besitzer. Noch extremer sieht es bei der Patek Philippe Tiffany Nautilus aus. Die „nur“ 52.000 EUR teurere Uhr wurde bei einer Christie`s-Auktion für 3,3 Mio. EUR versteigert. Folglich passten Verkäufer dieses Modells die Preise für ihre Exemplare entsprechend an. Unterm Strich ziehen die Uhrenpreise trotz der diesjährigen Preiskorrekturen weiterhin an.  

The MoonSwatch was a very hyped model in 2022.
Die MoonSwatch war 2022 ein sehr gehyptes Modell.

3. Wann begann der Boom auf dem Sekundärmarkt? 

Seitdem es Uhren gibt, werden Sie von den Wohlhabenderen dieser Welt gesammelt. 

Sammler schätzen die Komplexität und die Einzigartigkeit von Uhren sowie das Handwerkstalent, das dahintersteckt. Die Liebe zum Detail und die feine Handarbeit, die zu deren Fertigung benötigt werden, fasziniert außerdem viele Menschen. Dem amerikanischen Banker und Uhrensammler Henry Graves verdanken wir etwa die Patek Philippe Henry Graves Supercomplication, die über viele Jahrzehnte die komplizierteste Uhr der Welt blieb. 2014 wurde sie bei einer Sotheby’s Auktion für 24 Millionen USD verkauft. Doch erst mit der Patek Philippe-Auktion im Jahr 1989 wurde das Interesse für den Uhren-Sekundärmarkt überhaupt erst erweckt. Die Entwicklung des Internets und der sozialen Medien bestärkte das Interesse nur weiter. In den letzten Jahren sind Investmentgesellschaften, Auktionshäuser und Verkäufer auf dem Sekundärmarkt eingestiegen und seitdem sehen wir einen Boom in diesem Luxussegment. 

4. Welche Marken sind für Kauf und Verkauf am lukrativsten? 

Die jüngsten Ergebnisse der führenden Auktionshäuser sprechen eine deutliche Sprache: Patek Philippe und Rolex grüßen bei den großen Summen von der Spitze. In den letzten Jahren gesellte sich Audemars Piguet hinzu und gelegentlich werden auch Modelle von A. Lange & Söhne, Vacheron Constantin, Cartier und Omega für große Summen verkauft. Einige unabhängige Uhrmacher wie zum Beispiel die führenden Indie-Marken F-P. Journe und Philippe Dufour hatten mit ihren Modellen auf Auktionen ebenfalls großen Erfolg. Uhren dieser beiden Marken gingen bei Auktionen für mehr als 1 Million EUR über den Auktionstisch. 

5. Welche Faktoren beeinflussen den Wert einer Uhr?   

Verschiedene Faktoren können die Wertentwicklung einer Uhr beeinflussen. Diese fünf Aspekte sollten Sie bei Ihrer Uhreninvestition bedenken:   

  1. Die Marke sollte weithin bekannt sein.
  2. Das Modell sollte als Teil einer limitierten Reihe oder als Einzelmodell mit limitierter Auflage auf den Markt gekommen sein. 
  3. Die Marke selbst sollte Interesse an der Unterstützung des Sekundärmarktes für Uhren ihrer Marke zeigen. Das heißt, zum Beispiel, bei Auktionen vertreten sein oder diese selbst ausrichten oder ein eigenes Museum eröffnen usw. 
  4. Die Uhr muss durch Innovationen, verarbeitete Materialien, technische Lösungen und/oder Design Interesse wecken. 
  5. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssen stimmen.

6. Warum sanken dieses Jahr die Preise für einige Modelle  

Natürlich können die Preise nicht endlos steigen. Darüber hinaus waren viele der Meinung, es sei an der Zeit, dass aus der „Blase“ des Sekundärmarktes ein wenig Luft gelassen würde. Aber im Gegensatz zum Wertpapier-, Immobilien- oder Edelmetallmarkt, auf denen Preisschwankungen mit realen Ereignissen begründet werden können, sind Uhren Luxusgüter. Das heißt, dass Emotionen bei Kaufentscheidungen eine zentrale Rolle spielen und diese sind bekanntlich schwer vorherzusagen. Nach dem Kollaps des Kryptomarktes im März begannen die Uhrenpreise zu sinken. Das wurde von der allgemeinen Instabilität in der Welt weiter vorangetrieben. Einige Modelle konnten dennoch ihre Marktposition verteidigen und sogar im Wert steigen. Natürlich gilt auch das hauptsächlich für die auf Auktionen begehrtesten Modelle. Wenn Sie die Preiskurve vieler Uhren verfolgen, werden Sie sehen, dass trotz gelegentlicher Preisabfälle, deren Wert im Laufe der Zeit stetig steigt.  

7. Unter welchen Voraussetzungen kann eine neue Uhr ihren Wert halten?

Zuallererst sollten Sie einen Experten konsultieren. Das wird Ihnen helfen, die aktuelle Marktlage auf dem Uhrenmarkt zu verstehen. Wenn Sie eine Uhr explizit gekauft haben, um diese weiterzuverkaufen, müssen Sie definitiv die Originalbox, -papiere, den Kaufbeleg und die Garantiekarte aufheben. Wenn Sie die Uhr bis zum Weiterverkauf tragen möchten, sollten Sie diese regelmäßig reinigen und warten. Falls Sie eine Uhr geerbt haben und ein Experte Ihnen bestätigt, dass es sich um ein wertvolles Modell handelt, ist es besser, einen offiziellen Reparaturdienst zu beauftragen. Hinweis: Uhren aus Edelmetall zu polieren, kann deren Preis signifikant senken. 

8. Gibt es Stars, die in Uhren investieren?

 Mir ist keine Berühmtheit bekannt, die öffentlich bekannt gegeben hat, Uhren als reine Anlageobjekte zu kaufen. Es gibt jedoch berühmte Sammler, die gelegentlich private Ausstellungen organisieren. Die bisher größte dieser Art fand dieses Jahr statt. Patrick Getreide stellte seine Sammlung in London aus. Dabei präsentierte er 168 seiner insgesamt 600 Uhren, – allesamt seltene Modelle von Patek Philippe, Rolex und anderen Marken, aber diese Veranstaltung war eine Ausnahme. Sammler präsentieren der Öffentlichkeit nur selten ihre Schätze. Und kann man Patrick Getreide wirklich als Anleger bezeichnen? In gewissem Maße, ja. Seine Sammlung ist schließlich unschätzbar wertvoll. Aber wird Patrick seine Kollektion verkaufen, um Geld damit zu verdienen? Wahrscheinlich nicht. Die Grenze zwischen Sammler und Anleger ist fließend. Die Marken unterstützen den Hype um ihre Uhren auf dem Sekundärmarkt nicht offen, sondern ziehen es vor, treue Sammler zu fördern. Der Grund: Der Sammler bleibt ein Leben lang dabei, während Investoren nach ein paar erfolglosen Käufen enttäuscht abziehen. 

Thierry Stern – Präsident von Patek Philippe – sagte Folgendes über Uhren als Anlageobjekt: „Es ist unangemessen, deswegen eine Uhr zu kaufen. So verfolgt man nur die Preisschwankungen einer Uhr und genießt nicht, sie zu besitzen. Wenn der Preis sinkt, verdirbt einem das die Laune. Warum sich also die Laune verderben? Uhren sind da, um geliebt zu werden und sollten nur aus einem Grund gekauft werden: Um sich Tag für Tag an ihnen zu erfreuen!“ 


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