30.11.2020
 6 Minuten

Das Chrono24 Rolex ABC: Rolex-Vokabular erklärt – Teil 1

Von René Herold
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Chrono24 Rolex ABC – alle Infos zu Oystersteel, Triplock, Cerachrom und Co.

Sie haben beschlossen, sich eine Rolex zu gönnen, das ganze Rolex-Fachchinesisch hinterlässt bei Ihnen aber nur ein großes Fragezeichen? Dann sind Sie hier genau an der richtigen Stelle. In unserem Rolex ABC erklären wir, was hinter Wortschöpfungen wie Rolesor, Paraflex oder Cerachrom steckt.

Rolex und die Oyster

Ein Begriff, der Ihnen bei praktisch jeder Rolex-Uhr begegnet, ist Oyster. Geprägt hat ihn Firmengründer Hans Wilsdorf. Er beschreibt eine wasserdichte Gehäusekonstruktion, die mit den Worten von Wilsdorf „wie eine Auster unbegrenzte Zeit im Wasser liegen kann, ohne dass das Werk Schaden nähme.“ Das Prinzip, das hinter dem 1926 zum Patent angemeldeten Oyster-Gehäuse steckt, ist folgendes: Der Boden, die Lünette sowie die Krone sind hermetisch mit dem Mittelteil des Gehäuses verschraubt. Auf diese Weise können weder Staub noch Flüssigkeiten ins Innere der Uhr eindringen.

Ähnlich genial wie die Konstruktion war auch die Marketing-Kampagne, die Wilsdorf wenig später startete. Er bekam Wind davon, dass die britische Sekretärin Mercedes Gleitze als erste Frau den Ärmelkanal durchschwimmen wollte. Er bat sie, während ihres Rekordversuches eine Rolex Oyster zu tragen, was Gleitze auch tat – wenn auch an einer Kette um den Hals und nicht am Handgelenk. Für die junge Britin war das Abenteuer nicht von Erfolg gekrönt. Sie musste kurz vor dem Ziel wegen schlechten Wetters aufgeben. Der Rolex Oyster waren die Schlagzeilen jedoch gewiss, denn die Uhr hatte die Zeit im Wasser unbeschadet überstanden.

Seither basiert – von ein paar Ausnahmen einmal abgesehen – fast jede Uhr der Genfer Manufaktur auf dem Oyster-Prinzip, das heißt die Uhren sind mindestens bis 100 m (10 bar) wasserdicht.

Twin- und Triplock-Krone

Natürlich hat sich seit 1926 einiges getan. Rolex hat insbesondere die Konstruktion der Krone immer wieder verbessert. So stellte Rolex 1953 mit der Submariner nicht nur seine erste Taucheruhr vor, sondern präsentierte auch erstmals die sogenannte Twinlock-Krone. Genau wie bei der Ur-Oyster ist auch diese Krone verschraubt. Zusätzlich verfügt sie jedoch über zwei Dichtungsringe – einen in der Krone und einen im Tubus. Diese dichten die Uhr bei verschraubter Krone ähnlich ab wie eine U-Boot-Luke. Die 1970 vorgestellte Triplock-Krone geht noch einen Schritt weiter. Sie besitzt gleich drei Dichtungssysteme und gewährleistet damit einen noch besseren Schutz gegen eindringende Feuchtigkeit.

Rolex nutzt die Triplock-Krone bei all seinen Taucheruhren (Submariner, Sea-Dweller, Deepsea), aber auch Uhren wie die GMT-Master II, die Yacht-Master oder die Daytona stattet Rolex mit dieser Krone aus. In Dresswatches wie der Datejust oder Day-Date verwendet Rolex hingegen die Twinlock-Krone.

Rolex Sea-Dweller mit Triplock-Krone
Rolex Sea-Dweller mit Triplock-Krone

Sie können Uhren mit Twin- und Triplock-System ganz einfach unterscheiden: Sind unter dem Rolex-Logo auf der Krone ein oder zwei Punkte bzw. ein Strich zu erkennen, handelt es sich um eine Twinlock-Krone. Triplock-Kronen kennzeichnet Rolex mit drei Punkten.

Was sind Oystersteel, Rolesor und Co.?

Wenn Sie sich für eine Rolex interessieren, wird Ihnen auch häufig der Begriff Oystersteel begegnen. Rolex führte ihn 2018 ein. Er ist allerdings nichts anderes als eine schicke Umschreibung für Edelstahl 904L. Die Manufaktur verwendet dieses Material bereits seit 1985 als einer der ersten Uhrenhersteller überhaupt. Im Vergleich zu herkömmlichem Edelstahl 316L weist es einen höheren Anteil an Molybdän und Kupfer auf. Dadurch ist der Stahl korrosionsbeständiger und lässt sich besser polieren. Allerdings ist die Verarbeitung deutlich aufwendiger.

Rolesor – Rolex und das Gold

Oystersteel kommt auch bei den Bicolor-Uhren der Marke zum Einsatz. Kombiniert wird es dabei mit Gelb-, Rosé- oder Weißgold. Das Gehäuse, der Boden sowie die Außenglieder des Armbandes bestehen bei diesen Uhren aus Edelstahl. Die Lünette, die Krone und die Mittelglieder fertigt Rolex hingegen aus Gold. Im Rolex-Fachjargon heißt diese Materialkombination Rolesor.

Rolex Datejust 41 mm Bicolor, Bild: Bert Buijsrogge
Rolex Datejust 41 mm Bicolor, Bild: Bert Buijsrogge

Rolex hat auch für sein Roségold einen eigenen Namen erfunden: Everose-Gold. Die Legierung wurde 2005 eingeführt und besteht aus Gold, Kupfer und Platin. Während der Kupferanteil für den zart-pinken Farbton sorgt, macht Platin das Material hart und widerstandsfähig. Zudem sorgt es dafür, dass die Farbe nicht ausbleicht. Rolex ist nicht der einzige Uhrenhersteller, der seine eigene Rotgoldmischung herstellt. Auch Hublot verwendet unter der Bezeichnung King Gold eine Legierung aus Gold, Kupfer und Platin. Omega geht mit seinem Sedna-Gold einen ganz ähnlichen Weg, verwendet statt Platin jedoch Palladium, um dem Material eine höhere Härte zu verleihen.

Cerachrom- Rolex und die Keramik

Rolex ist aber nicht nur ein Spezialist in der Metallverarbeitung. Das Unternehmen hat sich auch in der Entwicklung von Keramik einen Namen gemacht. Dieses Material ist besonders hart, kratzfest und unempfindlich gegenüber Korrosion. Außerdem behält auch noch nach Jahrzehnten seine Farbe. Seit 2005 besitzt Rolex mit Cerachrom seine eigene Keramikmischung. Der Werkstoff feierte seine Premiere als Lünetteneinlage der GMT-Master II Referenz 116718 und ersetzte die bis dahin üblichen Zahlenscheiben aus Aluminium. Diese neigten dazu schnell zu zerkratzen und nach einigen Jahren auszubleichen. Mit Cerachrom gehört das nun der Vergangenheit an. Selbst die Ziffern und Markierungen der Einlage können nicht verblassen. Sie sind eingraviert und mit einer PVD-Schicht aus Gold oder Platin versehen.

Rolex GMT-Master II, ref. 116710BLNR, Image: Bert Buijsrogge
Rolex GMT-Master II, ref. 116710BLNR, Image: Bert Buijsrogge

Anfangs waren die Lünetteneinlagen nur einfarbig, da der Herstellungsprozess für mehrfarbige Keramik aus einem Stück zu aufwendig war. Die Forschungsabteilung von Rolex brauchte acht Jahre, bis sie eine Lösung für das Problem gefunden hatte. 2013 war es dann soweit und die Uhrenschmiede konnte bei der GMT-Master II Referenz 116710BLNR erstmals eine zweifarbige Cerachrom-Einlage präsentieren. Seither kommen die Cerachrom-Zahlenscheiben bei einer ganzen Reihe von Professional-Modellen zum Einsatz, darunter in der Submariner, der Daytona oder der Yacht-Master.

Mercedes-Zeiger, Zykloplupe und Chromalight

Ein Markenzeichen vieler Rolex-Uhren ist der sogenannte Mercedes-Zeiger – ein Stundenzeiger, der an seiner Spitze scheinbar einen Mercedes-Stern trägt. Dabei handelt es sich natürlich nicht um das Markenzeichen des berühmten Autoherstellers. Der Hintergrund ist ein ganz praktischer: Rolex nutzt diese Zeigerform hauptsächlich in Sportuhren wie der Submariner, der Explorer oder der Airking, bei denen es besonders darauf ankommt, dass der Träger Stunden- und Minutenzeiger auf den ersten Blick auseinanderhalten kann. Rolex versah das Ende des Stundenzeigers deshalb mit einer kreisrunden Fläche. Diese ließ sich jedoch nur schlecht mit Leuchtmasse füllen, weswegen der Kreis in drei gleiche Teile aufgeteilt wurde. Das Resultat ist der Mercedes-Zeiger.

Dial der Rolex Submariner im Detail, Bild: Bert Buijsrogge
Dial der Rolex Submariner im Detail, Bild: Bert Buijsrogge

Chromalight – Leuchtmasse mit blauem Schein

Apropos Leuchtmasse: Rolex stattet quasi alle Professional-Modelle und einen Großteil der Klassik-Linie mit nachleuchtenden Zeigern und Indizes aus. Seit 2008 setzen die Genfer dabei auf ein Material namens Chromalight. Das Besondere an diesem Material ist, dass es blau nachleuchtet. Viele anderen Hersteller verwenden in der Regel eine Leuchtmasse mit einem grünen Schein. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Super-LumiNova. Auch Rolex nutzt seit dem Jahr 2000 diese Leuchtfarbe. Bei der Milgauss kommt sie bis heute zum Einsatz.

Super-LumiNova wird von der LumiNova AG Switzerland hergestellt und vertrieben. Das Unternehmen gehört zur japanischen Nemoto Gruppe, die die Leuchtfabe entwickelte. Da Super-LumiNova in unterschiedlichen Farbtönen erhältlich ist – darunter auch Blau – vermuten viele, dass es sich auch bei Chromalight um eine Super-LumiNova-Variante handelt und sich Rolex lediglich aus Marketinggründen dazu entschied, dem Material einen neuen Namen zu geben. Das wäre auch gar nicht ungewöhnlich. Seikos Lumibrite ist beispielsweise ebenfalls nur eine Variante der Nemoto-Leuchtfarbe. Rolex ist allerdings als sehr verschwiegenes Unternehmen bekannt und hat sich bisher nicht offiziell zu diesem Thema geäußert.

Rolex Sea-Dweller, Bild: Bert Buijsrogge
Rolex Sea-Dweller, Bild: Bert Buijsrogge

Die Zykloplupe

Die Zykloplupe ist ein weiteres Rolex-typisches Merkmal. Zu finden ist sie ausschließlich bei Uhren mit einer Datumsanzeige. Sie vergrößert das Datum um das Zweieinhalbfache, sodass es besser abgelesen werden kann. Die Lupe sitzt direkt auf dem Uhrenglas und ist sofort an der typischen Wölbung zu erkennen. Wie viele Rolex-Entwicklungen geht auch die Zykloplupe auf das Konto von Hans Wilsdorf. Erstmals vorgestellt wurde sie 1953 bei der Datejust. Der Name erklärt sich durch die Ähnlichkeit zu den einäugigen Riesen aus der griechischen Mythologie.

Soweit der erste Teil unseres Chrono24 Rolex ABC. Wir hoffen, dass wir ein wenig Licht in das Dunkel der Rolex-Fachbegriffe bringen konnten. In der nächsten Folge widmen wir uns den verschiedenen Armbändern der Marke. Seien sie gespannt!

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Über den Autor

René Herold

Mein Name ist René Herold und ich bin durch eine Stellenausschreibung auf Chrono24 aufmerksam geworden. Ich muss ehrlich zugeben, dass Uhren vor meinem Engagement bei …

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