27.06.2023
 3 Minuten

Die Sprache der Uhren-Nerds: Diese Fachbegriffe sollten Sie kennen

Von Pascal Gehrlein
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„Diese Uhr ist zwar ein echter Keeper, aber für meine Grailwatch würde ich sie dennoch flippen“.

Nein, das ist kein Satz meines Kommilitonen, der gerade sechs Monate in Australien verbracht hat, sondern eine, zugegeben, etwas überspitzte, Nutzung von Begrifflichkeiten, die Ihnen als Einsteiger im Uhren-Game ­­– Verzeihung – Uhren-Kosmos des Öfteren begegnen werden. Sie tummeln sich in Foren, Facebook-Gruppen oder in den Kommentaren unter dem „10 Dinge, die du wissen musst, bevor du deine erste Rolex kaufst“-Video auf dem Kanal Ihres neu entdeckten Uhren-Gurus auf YouTube. Aber kein Grund zur Sorge, denn die Begriffe, die ich in diesem Artikel erklären möchte, sind für die letztendliche Kaufentscheidung eher zweitrangig. Wenn Sie sich mit Fachtermini wie Chronograph, Tourbillon, Inhouse-Uhrwerk, Drücker und Co. bereits gut auskennen, dann ist das hier eher ein „Nice to have“ (um bei den Anglizismen zu bleiben). Und Sie werden schnell feststellen, dass die Sprache unter Uhrenliebhabern, neben eher „trockenen“ Fachausdrücken und markenspezifischem Vokabular, sehr dynamisch und unterhaltsam sein kann. Um diese „inoffiziellen“ Begrifflichkeiten soll es in diesem Artikel gehen.

Lug-to-Lug

Dieser Ausdruck begegnete mir immer wieder im Zusammenhang mit diversen Uhren-Reviews. Denn die Größe des Uhrengehäuses, beispielsweise 40 mm, ist, wenn überhaupt, nur die halbe Wahrheit und sagt nicht zwingend aus, ob die Uhr für mein Handgelenk zu groß sein könnte oder nicht. Nehmen wir beispielsweise die Rolex Submariner 114060. Im Vergleich zum Vorgängermodell, der 14060, ist zwar die Gehäusegröße mit 40 mm identisch, aber der Abstand von der oberen Bandanstoßspitze zur unteren Bandanstoßspitze – sozusagen die Gesamtlänge der Uhr ohne Band – ist geringer. Somit liegt die Uhr kompakter am Arm bzw. am Handgelenk und trägt sich gefühlt sowie auch optisch kleiner.

Lug to Lug am Beispiel der Rolex Submariner No Date 14060
Lug to Lug am Beispiel der Rolex Submariner No Date 14060

Faux Lume und Faux Patina, aka Fauxtina

Keine Panik: Wenn Sie auf diese Begriffe stoßen, dann geht es nicht um die Fälschung einer Uhr, sondern um zwei charakteristische Eigenschaften moderner Uhren im Vintage-Design. Als „Lume“ (kurz für luminous), wird eine Substanz bezeichnet, die im Dunkeln leuchtet, nachdem sie zuvor Licht ausgesetzt war. Dazu gehören beispielsweise Luminova und Super-LumiNova, als Nachfolger selbstleuchtender (und leider radioaktiver) Stoffe wie Radium oder Tritium. Die Leuchtmasse findet sich häufig auf Zeigern, Stundenmarkierungen und manchmal auch auf den Lünetten von Uhren, um die Lesbarkeit bei schlechten Lichtverhältnissen zu verbessern – so zum Beispiel beim Klassiker schlechthin, der Rolex Submariner. Bei Sammlern von Vintage-Uhren ist das Verblassen oder die natürliche Veränderung der Farbe des Tritiums mit der Zeit von einem eher kühlen Weiß zu einem eher cremefarbigen Ton sehr beliebt. Dadurch ist zum Beispiel die Rolex Submariner Referenz 5513 heiß begehrt. Gleiches gilt für die Patina, also die farbliche oder strukturelle Veränderung, die durch den natürlichen Alterungsprozess der Uhr entsteht und zum Beispiel dem Zifferblatt der Uhr einen eigenen, oft einzigartigen Charakter verpasst. Da die Technik jedoch stets voranschreitet und moderne Materialien meist beständiger sind, ginge dieser Charme verloren – wären da nicht die Uhrenmarken, die moderne Leuchtmasse so bearbeiten, dass diese der vergilbten Leuchtmasse ähnelt und damit einen Vintage-Look erzeugt. Beispiele sind: die Oris Divers Sixty-Five oder die Omega Seamaster Diver 300M 007 Edition.

Omega Seamaster Diver 300M 007 Edition

Flipper, Grailwatch & Keeper

Während sich die bisherigen Definitionen auf Eigenschaften von Uhren bezogen haben, beschreiben diese Begriffe den Besitzer der Uhr oder die Uhr selbst.

  • Ein „Flipper“ ist jemand, der nicht lange an einer Uhr festhält und quasi noch auf der Türschwelle des Juweliers die Uhr bereits wieder zum Verkauf anbietet. Negativ konnotiert meint der Begriff auch jemanden, der sich Uhren vom Konzessionär ergattert und zum höheren Marktpreis umgehend „flippt“. Ein eher ungern gesehenes Verhalten! Neutraler ausgedrückt, bezeichnet man so auch jemanden, der recht rastlos ist und während seiner Sammlerkarriere viele Uhren besitzen und tragen möchte. Es fällt ihm weniger schwer, Uhren immer wieder gehen zu lassen.
  • Eine einzige „Grailwatch“ wäre für den Flipper wohl ebenfalls nicht vorstellbar. Denn mit diesem Begriff bezeichnet man den „heiligen Gral“ der eigenen Sammlung. Die Uhr, die man sich in seinen Träumen vorstellt und jahre- oder jahrzehntelang anstrebt. Diese Uhr soll den Abschluss der Sammlung darstellen, ist jedoch durch das Budget oder die Seltenheit kaum zu erreichen.
  • Während der Karriere als Uhrensammler hat man sicherlich mehrere „Keeper“. Uhren, die einen schwer begeistern und den Platz in der Kollektion durch gewisse Eigenschaften immer wieder behaupten. Das kann ein besonders emotionaler Wert oder einfach eine sehr praktische Eigenschaft sein – zum Beispiel eine Uhr, die sich zu allen Outfits tragen lässt.
Ein heißer Kandidat unter den Grailwatch-Marken: Audemars Piguet

Über den Autor

Pascal Gehrlein

Hey, ich bin Pascal. Nachdem ich viele Stunden auf Chrono24 verbracht habe, um schließlich meine erste „Luxusuhr“ zu kaufen, entdeckte ich im Impressum, dass der …

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