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Die Trends der Baselworld 2019

Von Bert Buijsrogge
4. April 2019
4 Minuten
Die Trends der Baselworld 2019

Die Trends der Baselworld 2019

Wie immer war die Baselword 2019 ein anstrengendes, einwöchiges Spektakel – und das trotz der Abwesenheit der Swatch-Gruppe. Im Vorfeld hatten die Organisatoren jede Menge Newsletter verschickt, um über die Neuerungen in diesem Jahr zu informieren und die Kooperation mit vielen Basler Hotels während der Messe zu erläutern. Aussteller und Besucher sollten von einer Vereinbarung profitieren, die transparente Hotelpreise in zwei Dritteln der Basler Hotels garantierte. Eine dringend benötigte Änderung, obwohl die Zimmer immer noch ungefähr das Vierfache ihres Durchschnittspreises kosteten.

Bereits bei der Ankunft waren die Änderungen offensichtlich: Die Messe war viel kleiner als in den vergangenen Jahren. Normalerweise versammeln sich die meisten Leute um 12:00 Uhr Mittags am Rolex-Stand, wenn dort die Neuerscheinungen angekündigt werden. Irgendjemand hatte jedoch das Bedürfnis, die News bereits einen Tag zuvor auszuplaudern. Verständlicherweise waren die meisten Reaktionen alles andere als positiv. Mit meinem sehr eng gesteckten Zeitplan und mit den fast 40 Marken, die ich besuchen wollte, war es unmöglich, alles auf einmal zu meistern. Den ganzen Tag über traf ich andere Journalisten und wir unterhielten uns über das Gesehene, wobei ein deutlicher Mangel an Begeisterung zu spüren war. Aber ich schweife ab. Ich werde Sie nicht weiter mit der glanzlosen Atmosphäre der Veranstaltung langweilen. Sie sind hier, um etwas über das zu erfahren, was uns ursprünglich nach Basel geführt hat: Uhren! Also lassen Sie uns starten!

Vintage-Uhren

Auch im Jahr 2019 hält der Retro-Trend ungebrochen an und einige der Neuerscheinungen sind wirklich aufregend. Die erste Marke, die wir uns ansehen möchten, ist Breitling. Sie kündigten eine attraktive Neuauflage ihrer 806 Navitimer aus dem Jahr 1959 an. Ich hatte das Vergnügen, die Uhr bereits einige Tage vor der offiziellen Vorstellung sehen zu können und kann Ihnen voller Freude berichten: Breitling hat großartige Arbeit geleistet und eine nahezu identische Uhr geschaffen. Allerdings müssen Sie schnell sein, um ein Exemplar zu ergattern, da die Auflage auf nur 1.959 Stück limitiert ist.

Tudor Black Bay P01
Tudor Black Bay P01 Bild: Bert Buijsrogge

Rund um eine Neuankündigung von Tudor brodelte in der gesamtem Uhrenindustrie die Gerüchteküche. Die Rolex-Tochter hat einen viel diskutierten Prototyp ausgegraben, der in den 1960er-Jahren für die US Navy entwickelt wurde. Um diesen Prototyp rumorte es schon lange und er avancierte zu so etwas wie einer Legende der Branche. Niemand wusste, ob dieser Entwurf jemals in Serie gehen würde. Diese große Enthüllung der Baselworld ließ dann alle Spekulationen verstummen. Bei der Originaluhr wurde die Lünette mit zwei Verschlüssen an den Endlinks des Armbandes verriegelt. Bei der P01 hingegen wird die bidirektionale Lünette mit einem Anschlagsystem über ein bewegliches Endelement auf der 12-Uhr-Position fixiert. Sie mögen diese Uhr lieben oder hassen. Unbestritten ist, dass es sich um ein richtig interessantes Modell handelt.

Auch andere Marken präsentierten interessante Modelle mit Vintage-Flair. Oris stellte einige atemberaubende Versionen ihrer Big Crown Pointer Date vor. Besonders auffällig ist bei einigen Varianten das wunderschöne, tiefrote Zifferblatt. Seiko glänzte mit einigen Wiederveröffentlichungen, inklusive der SNJ025 „Solar Arnie“, der ersten Hybrid-Taucheruhr. Arnold Schwarzenegger selbst trug diese Uhr im Film Predator.

Farben und Materialien

Wie in den vergangenen Jahren lag der Fokus auf den Materialien und Farben. Es gab viele neue Variationen bekannter Modelle, wie z.B. die Patek Philippe Nautilus mit Jahreskalender und Mondphase aus Edelstahl, die jetzt auch mit blauem Zifferblatt erhältlich ist. Außerdem stellte Patek ein neues Modell der Nautilus in Weißgold mit grünem Zifferblatt und Kautschukband vor. NOMOS debütierte mit einem ersten Modell am Mesh-Armband. Auch Oris machte eine vielversprechende Ankündigung. Die neue Diver’s Sixty Five ist die erste zweifarbige Uhr in Stahl und Bronze an einem passenden zweifarbigen Armband.

Bronze ist gekommen, um zu bleiben. Eine ganze Reihe verschiedener Marken stellte erstmals Modelle aus dem schnell alternden Material vor. Einen interessanten Schritt machte Tudor mit einem neuen Modell der Black Bay Bronze.Diese Variante ist mit einem schiefergrauen und gewölbten Zifferblatt ausgestattet. Mit einer Reihe neuer Dreizeiger-Varianten der Autavia beschreitet TAG Heuer jetzt ebenfalls den Weg zweifarbiger Uhren. Außer der Autavia war eine Smartwatch fürs Golfen die einzige Neuvorstellung von TAG Heuer auf der Baselworld 2019. Ich persönlich bevorzuge die neuen Autavias.

TAG Heuer Autavia Isograph Bronze
TAG Heuer Autavia Isograph BronzeBild: Bert Buijsrogge

Chronoswiss stellte eine grandiose Version ihres Grand Regulator in knalligem Blau vor. Und mit Blau meinen wir Blau. Die gesamte Uhr erstrahlt in verschiedenen Blau-Tönen, inklusive des Gehäuses und des Krokodilleder-Armbandes. De Bethune, eine unabhängige Marke, ist eigentlich für ihre blauen Uhren bekannt. Auf der Baselworld 2019 allerdings überraschte sie mit ihrer DB28 Steel Wheels in Gelbgold. Eine wirklich beeindruckende Uhr. De Bethune stellte außerdem die DB27 Fort Aero vor, von der ich glaube, dass der Rotor aus einem 3D-Drucker stammt, was man mir jedoch nicht bestätigen wollte. Wir haben sie Michiel Holthinrichs gezeigt, der 3D-gedruckte Uhren verkauft, und er stimmte meinem Verdacht zu.

De Bethune DB28
De Bethune DB28Bild: Bert Buijsrogge

Kleinere Größen

Die Uhren-Industrie kehrt langsam zu moderaten Größen zurück. Wie ich schon einmal schrieb, denke ich, dass 40 mm Durchmesser die ideale Größe ist. Je nach Modell kann dies um ein paar Millimeter variieren. Obwohl mein Handgelenk relativ groß ist, bin ich kein Fan großer Uhren. Deshalb freue ich mich darüber, dass wieder mehr tragbare Uhren für Menschen mit schmaleren Handgelenken oder entsprechendem Geschmack erscheinen.

Schlussgedanken

Die Grunderkenntnis, die ich von meinem fünftägigen Besuch auf der Messe mitgenommen habe, ist, dass die Hersteller eher auf Nummer sicher gehen. Einige Marken trauen sich zwar aus ihrer Komfort-Zone heraus und wagen einen Schritt in eine andere Richtung. Am Ende waren die meisten Neuerscheinungen jedoch recht vorhersehbar. Fairerweise darf man aber auch die Frage stellen, warum die Industrie jedes Jahr ein Füllhorn neuer Uhren vorstellen sollte?

Sinn 206 Arktis II
Sinn 206 Arktis IIBild: Bert Buijsrogge

Viele der nennenswerten neuen Uhren der Baselworld 2019 wurden von unabhängigen Uhrenherstellern vorgestellt. Aufgrund der teils sehr hohen Preise sind sie allerdings nur für einen kleinen Teil der Kundschaft realisierbar. Mein Budget übersteigen diese Uhren bei weitem, deshalb sind die Seiko Prospex SPB103J, die Oris Big Crown in rot oder vielleicht die Sinn 206 Arktis meinen Favoriten der diesjährigen Baselworld. Diese Uhren sind bezahlbar, verfügbar und bieten ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis.

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Über den Autor

Bert Buijsrogge

Bert Buijsrogge

Schon als Teenager interessierte sich Bert für Uhren, richtig gepackt hat ihn die Leidenschaft jedoch erst in seinen 20ern, nachdem er sich eine Vintage Rolex Submariner gekauft hatte. Er begann, sich verschiedenen Uhrenforen anzuschließen und wurde ein aktives Mitglied der Uhren-Community. Von 2016 bis 2022 war er Autor des Chrono24 Magazins.

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