21.04.2021
 5 Minuten

Die Wertentwicklung von Auslaufmodellen: Patek Nautilus 5711

Von Jorg Weppelink
Patek

Die Wertentwicklung von Auslaufmodellen: Patek Nautilus 5711

Vor Kurzem wurde bekannt, dass Patek Philippe die Produktion seines heißgeliebten Modells Nautilus 5711/1A-010 einstellen wird. Der legendäre Uhrendesigner Gérald Genta erdachte sich diese ikonische Uhr in den 1970er-Jahren. Seitdem ist sie ein internationaler Hit und auf Chrono24 eines der vier beliebtesten Modelle. Dass sie nun nicht weiter hergestellt werden soll, war eine unangenehme Überraschung für viele Uhrenliebhaber. Immerhin ist sie Pateks größter Verkaufsschlager und die Uhr, welche viele ihrer Kunden als sinnbildlich für die Marke erachten. Daher schossen auf Chrono24 nun infolge der Bekanntmachung die Preise für die Nautilus noch weiter in die Höhe. Manifestiert sich darin nur die vorläufige Angst eine Chance zu verpassen oder werden die Preise in der absehbaren Zukunft weiterhin verrückt spielen? Finden wir es gemeinsam heraus! 

Das „Original“, die Patek Philippe Nautilus Referenz 3700
Das „Original“, die Patek Philippe Nautilus Referenz 3700

Rolex GMT-Master II 116710LN 

Schauen wir uns zuerst ein paar andere beliebte Auslaufmodelle an, um festzustellen, ob wir einen Trend ausmachen können. Die erste Uhr auf unserer Liste ist die Rolex GMT-Master II 116710LN. Diese Referenz ist die erste Rolex GMT-Master mit einer schwarzen Lünetteneinlage aus Cerachrom. Diese Lünette machte die Uhr zu einem beliebten Sammlerstück, besonders nach der Einstellung ihrer Produktion im Jahr 2019.  

Als dies auf der Baselworld bekanntgegeben wurde, stiegen die Preise von umgerechnet ca. 8.500 EUR auf mehr als 12.000 EUR. Dort stagnierten sie, bis wir vor Kurzem einen weiteren Preisanstieg auf ca. 14.000 EUR beobachten konnten. Dieser Trend zeigt, dass die Preise für Rolex-Modelle die nicht länger produziert werden, generell ansteigen. Dies gilt speziell für Modelle, die im aktuellen Katalog nicht direkt ersetzt werden. Es ist einfach enorm reizvoll ein Stück Rolex-Geschichte zu besitzen. 

Rolex GMT-Master II 116710LN
Rolex GMT-Master II 116710LN

Im Gegensatz zu Uhren anderer Marken in diesem Artikel steigen die Preise für fast jedes Rolex-Modell rapide an. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal der Marke. Der Preis jeder einzelnen Rolex-Sportuhr ist massiv gestiegen. Die Submariner und die Daytona liegen hier an der Spitze, die GMT-Master liegt jedoch nicht weit dahinter. Wir gehen davon aus, dass die Preise weiter steigen werden, bis die Rolex-Blase schließlich platzt. Ob und wann das tatsächlich passiert, wird sich zeigen. 

Audemars Piguet Royal Oak Chronograph 25860ST.OO.1110ST.03 

Die zweite Uhr auf unserer Liste ist eine weitere Ikone: die Audemars Piguet Royal Oak Chronograph Referenz 25860ST.OO.1110ST.03. Diese 39-mm-große Uhr kam 1997 auf den Markt und wurde bis 2012 produziert. 2012 ersetzte das Unternehmen das Original jedoch mit der 41-mm-Version. Viele Royal-Oak-Liebhaber bevorzugen das 39-mm-Original gegenüber der größeren Version, wodurch erstere zu einem sehr begehrten Modell wird. Sie ist eine der geradlinigsten Royal Oak-Chronographen mit einem blauen Tapisserie-Zifferblatt und einem Edelstahl-Armband. 

In Bezug auf die Wertentwicklung lässt sich festhalten, dass der Preis erst einmal von etwa 12.000 EUR auf rund 9.500 EUR fiel, nachdem AP die Einstellung der Produktion bekannt gab. Von 2015 an wurde die Royal Oak jedoch langsam, aber sicher auch bei einem größeren Publikum beliebter, wodurch der Preis wieder stieg. Im Laufe der letzten sechs Jahre wuchs ihr Wert auf ca. 22.000 EUR, eine durchaus bemerkenswerte Summe. Es sind nicht viele Exemplare auf Chrono24 verfügbar, was deutlich zeigt, wie ungern sich die Besitzer sich von ihren Exemplaren trennen. Die 39-mm-Version der Royal Oak-Chronograph ist zweifellos ein Klassiker und als solcher wird ihr Preis sicherlich dank ihres Vermächtnisses und ihrer begrenzten Verfügbarkeit steigen. 

Omega Speedmaster First Omega in Space (FOiS) 311.32.40.30.01.001 

Die Omega Speedmaster First Omega in Space, oder FOiS, stellte seit ihrer Markteinführung im Jahr 2012 einen erschwinglichen Einstieg in die Welt der Speedmaster dar. Die Speedmaster FOiS war immer weniger kostspielig als die reguläre Moonwatch und dennoch eng mit der Erforschung des Weltraums und dem Vermächtnis der Speedmaster verbunden. Das Modell basiert auf der Speedmaster, welche Wally Schirra trug, als er im Zuge der Sigma-7-Mission 1962 die Erde umrundete. 

Omega Speedmaster First Omega in Space
Omega Speedmaster First Omega in Space

Da sie auf einem älteren Speedmaster-Modell basiert, beträgt ihr Durchmesser lediglich 39,7 mm. Im Vergleich beträgt der Durchmesser der Speedmaster Professional 42 mm. Die Größe der FOiS ist jedoch einer der Gründe für ihre Popularität. Darüber hinaus verfügt sie über das gleiche klassische Design wie die frühe Speedmaster CK 2998, eine wahre Ikone unter Speedmaster-Liebhabern. Käuflich erwerben konnte man eine Speedmaster FOiS für weniger als ihren offiziellen Listenpreis von 4.700 EUR. Es war lange Zeit möglich ein solches Modell zu Preisen zwischen 3.000 und 3.500 EUR zu bekommen. Seit jedoch im letzten Jahr Gerüchte aufkamen, dass Omega planen würde, die Produktion dieses Modells einzustellen, stiegen die Preise schnell auf 4.000 EUR und mehr. Ich sage voraus, dass die Preise nicht weiter so steigen werden, wie direkt nach der Bekanntgabe, aber ich gehe davon aus, dass es einen langsamen, steten Preisanstieg geben wird, ähnlich wie wir das auch bei anderen beliebten Modellen gesehen haben. 

Patek Philippe Nautilus 5711/1A-010  

Das bringt uns zurück zur Nautilus. Wir gehen zurück in das Jahr 2019 und zu einem Interview zwischen der GQ und dem Patek Philippe CEO Thierry Stern. Darin bat GQ um einen Hinweis darauf, warum das Unternehmen eine ihrer Ikonen aus dem Verkehr ziehen würde. Im Interview erklärte Stern, dass die Marke 140 verschiedene Modelle im Sortiment führt und das er nicht wünscht, dass Patek nur für die Nautilus bekannt ist. 

Die allmächtige Nautilus 5711
Die allmächtige Nautilus 5711

Die Nautilus ist unglaublich beliebt, aber auf keinen Fall die komplizierteste oder beeindruckendste Uhr im Sortiment des Unternehmens. Ihr Design ist jedoch eines der weltweit ikonischsten Uhrendesigns und deswegen wollen die Menschen sie haben. Anstatt jedoch weiter aus dem Bestseller des Unternehmens Kapital zu schlagen, entschied sich Stern dessen Produktion einzustellen. Somit gehören die 10-jährigen Wartelisten und die konstante Frustration darüber, dass kein Exemplar für den Listenpreis von 29.080 EUR bekommen zu haben, der Vergangenheit an.  

Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass die Nautilus 5711/1A-010 immer schwerer zu finden sein wird und ihre Preise zweifellos im Laufe der Zeit steigen werden. Es bestand bereits lange die Bereitschaft, bis zu 70.000 EUR für eine Nautilus zu bezahlen. Nach Bekanntgabe des Produktionsstopps sind die Preise allerdings noch weiter gestiegen. So verlangt manch ein Verkäufer bis zu über 100.000 EUR für ein neuwertiges Exemplar. Ist durch die Einstellung der Produktion auch die Nachfrage gestiegen? Den in lächerlichem Maße gestiegen Preisforderungen auf Chrono24 zufolge könnte man denken, dass sich die ganze Welt darum reißt ein Exemplar ihr Eigen zu nennen. Vielleicht ist das aber auch nur Wunschdenken der Verkäufer. 

Patek Philippe Ceases Production of the Nautilus 5711: What's Next?

Davon abgesehen sind auch die Preise für Uhren aus zweiter Hand vollkommen außer Kontrolle geraten. Wie man anhand der anderen Uhren in dieser Liste sehen kann, gab es durchaus dramatische Preisanstiege. Die Nautilus 5711/1A-010 ist eine größere Ikone als jede der anderen angesprochenen Uhren. Daher werden sich die Preise, nachdem der erste Wahnsinn abgeklungen ist, wohl zwischen 60.000 EUR und 70.000 EUR stabilisieren. Wir werden sehen, ob der Hype weiter anhält. Vieles wird von Patek Philippes Plänen für einen Ersatz abhängen. Diesen präsentierte die Manufaktur auf der Watches & Wonders 2021 in Form der Nautilus 5711/1A-014 mit olivgrünem Zifferblatt. Viele Enthusiasten waren natürlich sofort Feuer und Flamme, allerdings wird es mehr als schwierig sein, ein Exemplar in die Hände zu bekommen. Da Patek bereits angekündigt hat, die Produktion der Nautilus 5711/1A Ende 2021 endgültig einzustellen, werden die Preise wohl nicht so bald fallen. Wahrscheinlicher ist, dass sich die neue grüne Variante zu einem noch begehrteren Modell entwickelt als der Klassiker mit blauem Zifferblatt. Ich erwarte, dass der Marktpreis die offizielle Preisempfehlung von 30.100 EUR deutlich übersteigen wird. Gut möglich, dass die Preise auch hier auf 60.000 EUR bis 70.000 EUR klettern. Ist es das wer? Das können nur Sie entscheiden – vorausgesetzt, Sie können es sich leisten. 

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Über den Autor

Jorg Weppelink

Hallo, ich bin Jorg und schreibe seit 2016 Artikel für Chrono24. Meine Beziehung zu Chrono24 reicht jedoch deutlich weiter zurück, denn meine Liebe zu Uhren erwachte …

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