23.06.2022 | Überarbeitet am: 29.06.2023
 3 Minuten

Hamilton: Swiss made, aber im Herzen Amerikaner?

Von Sebastian Swart
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Der Uhrenhersteller Hamilton wurde 1892 in Lancaster, Pennsylvania gegründet und produzierte seine Uhren über siebzig Jahre in den USA. Das Unternehmen wurde nach James Hamilton benannt, dem Sohn eines schottischen Anwalts. Er gründete den Bezirk Lancaster County, in dem später die Uhrenfabrik entstand. In der Fabrik wurden hochpräzise Taschenuhren für die Eisenbahnbranche hergestellt, die sich schnell einen Namen machten. So gelang es Hamilton, bis zur Jahrhundertwende mehr als die Hälfte des amerikanischen Uhrenmarktes zu erobern. Die erste serienmäßig hergestellte Taschenuhr der Marke war die Broadway Limited. Sie wurde angepriesen als „die Uhr, die so pünktlich ist wie die Eisenbahn.“ Erst im Jahr 1917 folgte dann die erste Armbanduhr der Marke aus Pennsylvania.

1928 übernahm Hamilton die Illinois Watch Company. Dadurch konnte das Unternehmen seine inländische Produktion weiter stärken und gute funktionelle Uhrwerke in goldenen Gehäusen mit reichem Golddekor verkaufen. Besonders hervorzuheben sind die Hamilton Piping Rock und die Hamilton Spur aus den 1920er- und 1930er-Jahren, die sich stark am damals hochmodernen Art Déco orientieren. Unter dem Eindruck des drohenden Zweiten Weltkriegs stellte Hamilton die Produktion für Privatkunden ein und konzentrierte sich ausschließlich auf Marinechronometer für die US-Marine und Uhren für die US-Armee. Mehr als eine Million davon wurden auch nach Übersee verkauft.

Wofür steht die Marke Hamilton?

Hamilton entwickelte auch nach dem Ende des Krieges das Design seiner Uhren weiter und entwarf in den 1950er-Jahren mithilfe des Designers Richard Arbib die Modelle Ventura und Pacer. Diese Uhren waren vom Neofuturismus der damaligen Zeit inspiriert, was sich in den unregelmäßigen Gehäuseformen und elektrischen Uhrwerken widerspiegelt. Zusammen mit der Altair und der Gemini markieren diese Zeitmesser die letzte amerikanische Dekade von Hamilton.

Im Design des Neofuturismus: Hamilton Ventura
Im Design des Neofuturismus: Hamilton Ventura

Hamilton: die Indiana Jones Uhr

Hamilton stattet Schauspieler in Hollywood-Filmen bereits seit über 90 Jahren mit seinen Zeitmessern aus. Der wohl berühmteste Leinwandcharakter ist der amerikanische Archäologe, Forscher und Draufgänger Indiana „Indy“ Jones, gespielt von Harrison Ford. Hamilton ist seit dem 1989er-Film „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ offizieller Ausstatter der Filmreihe und platziert seine Uhren werbewirksam in ausgewählten Filmszenen.

Am 29. Juni erscheint unter dem Titel „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ der nächste und vermutlich letzte Streifen der Reihe. In diesem Film trägt Indy eine goldene Hamilton aus der Kollektion Boulton. Das Unternehmen präsentierte das Modell als mechanische Uhr erstmals in den 1940-Jahren. Heute gehört die neu aufgelegte Reihe im Art-Déco-Stil zu Hamiltons American Classic Collection.

Im Gegensatz zum Original gibt in der von Jones getragenen Boulton Referenz H13431553 ein präzises Quarzwerk den Takt vor. Die rechteckige Uhr und misst 27 mm x 31,6 mm. Ihr Edelstahlgehäuse ist Gold-PVD-beschichtet.

Indys Begleiter Renaldo, gespielt von Antonio Banderas, trägt ebenfalls Hamilton. Der Schauspieler kämpft sich mit einer Khaki Field Scuba Ref. H82335331 durch den Streifen. In dieser 40 mm großen Taucheruhr tickt das automatische Kaliber H-10 auf Basis des ETA 2824-2. Die Gangreserve liegt bei 80 Stunden.

Die aktuelle Uhr von Indiana Jones: Hamilton Boulton Ref. H13431553
Die aktuelle Uhr von Indiana Jones: Hamilton Boulton Ref. H13431553

Ist Hamilton noch ein amerikanischer Uhrenhersteller?

Nach dem Ausbruch der Quarzkrise produzierte Hamilton weiterhin elektrische Uhren, darunter die Pulsar mit ihrer unverwechselbaren Digitalanzeige. Allerdings hatte sich die US-Marke weit von ihren Wurzeln entfernt und musste schließlich in mehrere kleinere Geschäftsbereiche aufgespalten werden, um sich weiter am Markt behaupten zu können. Die Elektrosparte wurde an Seiko verkauft, und 1969 wurde die Produktion der restlichen Modelle aus den USA in die Schweiz verlagert. Hamilton versuchte, wieder an die alte Berühmtheit seiner Marke anzuknüpfen und wurde schließlich 1974 Teil der SSIH, der heutigen Swatch Group.

Wie angesehen ist die Uhrenmarke Hamilton?

Hamilton stellt heute verschiedene Einsteigeruhren wie die Khaki Field, die Intra-Matic und die Pan Europ Auto her. Das Angebot beinhaltet Uhren mit verschiedenen Stilen und unterschiedlichen mechanischen Kalibern. Manche davon sind schon für ein paar hundert Euro zu haben. Daher gilt Hamilton oft als guter Startpunkt für Einsteiger: Hier bekommt man hochwertige Uhren zu erschwinglichen Preisen. Seit die Marke einige ihrer historischen Designs wieder aufgelegt hat, ist das Interesse der Sammlergemeinde an alten Hamiltons neu erwacht. Diese Uhren mit viel Gold und schönen Ziffern sind eine erschwingliche Option für Leute, die etwas mit Geschichte suchen, ohne dafür eine Bank überfallen zu müssen.

Beliebte Neuauflage des klassischen Chronographen Intra-Matic: Ref. H38416711
Beliebte Neuauflage des klassischen Chronographen Intra-Matic: Ref. H38416711

Über den Autor

Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

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