Man könnte meinen, dass es die Marke Hublot schon ewig gibt. Viele glauben wahrscheinlich sogar, es sei einer jener traditionellen Schweizer Hersteller, welche die Uhrenwelt seit Jahrzehnten dominieren. Das ist jedoch ein absoluter Irrtum. Hublot wurde 1980 gegründet. Somit ist die Marke gerade einmal 40 Jahre alt. Noch überraschender ist, dass sie erst in den letzten 15 Jahren wirklich berühmt wurde. Wie konnte Hublot so schnell zu einem so großen Player in der Welt der Luxusuhren werden? Finden wir es heraus.
Um das Hublot-Phänomen zu verstehen, muss man wissen, wer heute die Zielgruppe im Luxussegment ist. Wenn der Marke eines wirklich gut gelungen ist, dann der Idee des „neuen Luxus“ gerecht zu werden. Viele ältere Schweizer Marken taten sich damit in der Vergangenheit schwer – und manche tun es immer noch. Außerdem besteht ein großer Unterschied zwischen Hublot vor und Hublot nach Jean-Claude Biver. Lassen Sie mich dies genauer erklären.
Im Jahr 1976 verließ der in Italien geborene Carlo Crocco die Binda-Gruppe, den Hersteller der berühmten Breil-Uhren. Er beschloss, seinen Traum wahr werden zu lassen und zog in die Schweiz. Dort gründete er sein eigenes Unternehmen MDM Genève und legte den Grundstein für seine Uhrenmarke Hublot. Hublot ist das französische Wort für „Bullauge“. Crocco setzte sich zum Ziel, mit neuen Materialien und Technologien Uhren zu kreieren, deren Design durch die Bullaugen von Schiffen inspiriert ist.

Im Jahr 1980 stellte Crocco die erste Hublot-Uhr vor, die Classic Fusion. Dieser revolutionäre Zeitmesser war die erste Uhr aus Gelbgold, die an einem Armband aus Naturkautschuk getragen wurde. Diese Kombination löste eine regelrechte Revolution aus. Bis dahin versahen die meisten Hersteller goldene Uhrengehäuse grundsätzlich mit Armbändern aus Gold oder Leder. Kautschuk galt nicht als Luxusmaterial und so betrachteten manche die Hublot-Uhr als absolute Blasphemie.
Allerdings konnten sich zahlreiche berühmte Schauspieler, Sportstars sowie Mitglieder verschiedener Königshäuser gar nicht schnell genug ihr Exemplar der Hublot Classic Fusion sichern. Die „Fusion“ der Materialien erwies sich als Volltreffer. Es dauerte nicht lange, bis Croccos Unternehmen als aufstrebende Luxusuhrenmarke wahrgenommen wurde. Dennoch sollte sie in den folgenden 25 Jahren trotz ihrer konstanten Marktpräsenz nicht ganz so groß werden wie einige der anderen Branchenriesen.
Im Jahr 2004 war Crocco mit anderen Projekten beschäftigt und brauchte jemanden, der Hublot für ihn übernahm. Auftritt Jean-Claude Biver: Biver wechselte von Omega zu Hublot und entwarf mit der „Art of Fusion“ bald ein neues Konzept für die junge Marke. Dieses konzentrierte sich auf Hightech-Materialien, darunter Keramik, Karbonfasern und ein eigener patentierter Werkstoff namens Magic Gold – eine Mischung aus flüssigem Gold und Keramik.

Biver entwickelte auch neue Uhrendesigns, die dem Trend zu größeren Uhren folgten. Bereits ein Jahr nach Bivers Ankunft bei Hublot präsentierte die Marke der Welt auf der Baselworld 2005 ihre brandneue Hublot Big Bang. Diese Uhr sollte eine neue Zielgruppe für die Marke begeistern. Einige Uhrenjournalisten waren der Auffassung, dass die Big Bang zu sehr anderen modernen Luxus-Sportuhren wie der Audemars Piguet Royal Oak Offshore ähnele. Viele waren jedoch entweder anderer Meinung oder störten sich nicht daran – warum auch?
Die Big Bang kombiniert ein massives Design mit neuen Materialien und erhielt mehrere renommierte internationale Uhrenpreise. Wichtiger ist aber, dass die Uhr das Interesse eines immer größeren Publikums weckte. Das Ergebnis war ein unglaublicher Anstieg der Verkaufszahlen.
Hublot Big Bang in rose goldDieser Anstieg lag allerdings nicht allein im neuen Uhrenmodell begründet. Jean-Claude Biver hatte auch verstanden, dass Hublot ein anderes Verkaufskonzept brauchte. So wurde „Art of Fusion“ zum integralen Bestandteil der neuen Marketingstrategie. In deren Zentrum stand eine Zielgruppe, die anders war als das bisherige Publikum. Bivers Ziel waren die nouveau riche, d. h. der neue Geldadel.
Er wusste, was seine neuen Kunden wollten: Große Uhren mit neuen Materialien, kühnen Formen und grellen Farben. Die traditionellen Schweizer Luxusmarken verwahrten sich prinzipiell dagegen, mit „Neureichen“ assoziiert zu werden. Hublot dagegen hegte keine Scheu vor Fussballern, Rappern, Formel-1-Teams und Influencern aus aller Welt.
Unter Bivers Führung begann Hublot, Onlinetools und Marketingevents zur Kontaktaufnahme mit seiner Zielgruppe einzusetzen. Darüber hinaus begründete er Partnerschaften mit anderen einflussreichen Marken und Persönlichkeiten aus Musik, Kunst und Sport. Biver hatte erfasst, dass es ein Markenerlebnis brauchte, um seine Zielgruppe an die Marke zu binden und zu treueren Kunden zu machen.
Seine Strategie zahlte sich aus. Im Jahr 2008, drei Jahre nach Einführung der Big Bang, wurde Hublot vom Luxuskonzern LVMH übernommen. Im Jahr darauf stellten sie ein neues Modell unter dem Namen King Power vor. 2010 folgte dann eine überarbeitete Version der Uhr, mit der alles begonnen hatte: der Classic Fusion.
Der Erfolg der Marke liegt jedoch nicht allein in ihrem cleveren Marketing begründet. Im Laufe der Jahre hat Hublot auch massiv in die Entwicklung neuer Modelle, innovativer Materialien und die Konstruktion eigener Uhrwerke investiert – mit beeindruckenden Ergebnissen. Die Big Bang Unico Integral ist ein atemberaubender Chronograph aus Titan, die Classic Fusion gilt vielen heute als prägender Prototyp für das Genre der Luxus-Sportuhren und die von Hublot entwickelten Komplikationen werden weithin als wahre Meisterwerke angesehen.

Auch bei der Partnerwahl für die Entwicklung seiner Sondereditionen hat Hublot ein gutes Händchen bewiesen. Da gibt es die fantastische Sonderedition der Classic Fusion, die in Zusammenarbeit von Hublot und Italia Independent entstand. Hinzu kommen die faszinierenden Zeitmesser, die aus der Partnerschaft von Hublot mit Sang Bleu hervorgegangen sind. Außerdem ist Hublot seit geraumer Zeit Partner des Formel-1-Teams Ferrari.

Hublot kann zugegebenermaßen etwas kontrovers daherkommen – googeln Sie mal Bernie Ecclestone und Hublot. Und ja, einige Hublot-Besitzer nutzen ihre Uhren, um ihren Reichtum offen zur Schau zu stellen. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass das Unternehmen weiter wächst und sich zu einer ernstzunehmenden, modernen Luxusmarke entwickelt, die echtes uhrmacherisches Know-how vorzuweisen hat. Und obwohl sich die Wege von Biver und Hublot im Jahr 2012 trennten, brilliert die Marke unter der Führung von Ricardo Guadalupe weiter. Die Classic Fusion hat bereits Kultstatus und viele sehen in der Big Bang eine zukünftige Branchen-Ikone. Soweit wir das beurteilen können, funktioniert „Art of Fusion“ blendend und vor Hublot liegt eine glänzende Zukunft.