Wenn es Sie hierher verschlagen hat, wissen Sie vermutlich schon das eine oder andere über die Uhrmacherkunst aus Deutschland und der Schweiz. Doch auch in anderen Ländern gibt es Uhrmacher, die ihr Handwerk durchaus verstehen. Zu den beeindruckendsten Pendants der Schweizer und deutschen Uhrmacherei gehören definitiv die japanischen Uhren. Dabei steht Japan nicht nur für Quantität (Casio, Seiko und Citizen), sondern unbedingt auch für Qualität (Grand Seiko, Credor). Doch nicht jeder ist sich der japanischen Uhrmacherkunst bewusst, oder zumindest werden diese Uhren außerhalb Japans nicht ausreichend gewürdigt.
Die Qualität und Quantität von Citizen und Casio wären sicherlich einen eigenen Artikel wert, doch auf Chrono24 geht es um Luxusuhren, also beschränken wir uns hier auf Seiko.
Den Namen Seiko kennen Sie vielleicht von den günstigen Quarzuhren, die es früher an jeder Ecke zu kaufen gab. Wir geben zu, dass es etwas verwirrend ist, dass die Palette der Seiko-Uhren von Modellen für unter 100 € bis hin zu kostbaren Stücken für sechsstellige Beträge reicht, die alle vom selben Unternehmen stammen. Auch wenn Seiko die Luxuskollektionen unter den Namen Grand Seiko und Credor vertreibt, gehören doch alle Uhren zu einer Firma.
Zwei wichtige Standorte
Die Kollektionen von Grand Seiko und Credor werden an zwei verschiedenen Standorten in Japan entwickelt und hergestellt. In Morioka produziert Seiko die mechanischen Zeitmesser von Grand Seiko und Credor (sowie einige der beliebten Marinemaster-Modelle), während die Quarz- und Spring-Drive-Modelle für Grand Seiko und Credor in Shiojiri gefertigt werden.
In Morioka arbeiten nur einige wenige Uhrmacher an den Grand-Seiko- und Credor-Uhren. Sie alle sind in einem großen Raum tätig. Jeder hat einen maßgefertigten Arbeitsplatz aus Holz, dessen Größe genau an den jeweiligen Uhrmacher angepasst ist. Hier fertigen die Uhrmacher die Werke vom Kaliber 9S für Grand Seiko, die Credor-Werke und bestimmte mechanische Werke für die Prospex-Kollektion (Marinemaster). Auch das Einsetzen ins Gehäuse und die Qualitätskontrolle erfolgen in Morioka. Hier arbeiten nur ausgebildete und zertifizierte Uhrmacher, die je nach Erfahrungsgrad Plaketten in Gold, Silber und Bronze erhalten.
Verarbeitungsniveau
Die Verarbeitung der Uhrwerke ist makellos. Das gilt jedoch für praktisch alle Bestandteile einer Grand Seiko oder einer Credor. Auch das Verarbeitungsniveau der Gehäuse ist beeindruckend und es kommen spezielle Polierverfahren zum Einsatz, um hochglänzende Oberflächen mit perfekten Kanten zu erreichen. Die Zifferblätter stehen dem in nichts nach: Die manuell aufgesetzten Indizes werden handpoliert und nacheinander mit einem kleinen Spiegel aus jedem Winkel überprüft.
Quarz, Spring Drive und mechanische Werke
Die Credor-Kollektion zeichnet sich durch sehr flache, elegante Modelle aus, aber auch durch Uhren mit Komplikationen, wie z. B. eine Minutenrepetition. Das Interessante an diesen komplizierten Credor-Zeitmessern ist, dass sie über Spring-Drive-Werke (die keine Quarzwerke sind) verfügen. Dabei handelt es sich um hochpräzise mechanische Uhren, die von einem integrierten Schaltkreis gesteuert werden, an dessen Entwicklung Seiko 20 Jahre lang getüftelt hat. Seit Neuestem verwendet sogar der Schweizer Hersteller Piaget eine ähnliche Technik, die vor kurzer Zeit in Genf vorgestellt wurde.
Die Quarz- und Spring-Drive-Varianten der Uhren von Grand Seiko und Credor werden in Shiojiri hergestellt. Auch wenn wir mechanische Uhren den Quarzuhren vorziehen, müssen wir anerkennen, dass das Quarzkaliber 9F von Seiko nicht nur zu den präzisesten Uhrwerken der Welt zählt (mit nur +/- 5 Sekunden pro Jahr), sondern auch ein wunderschön gestaltetes Werk ist. Diese Quarzwerke mit Temperaturkompensation und Feinregulierung sind – zumindest in einigen Fällen – sogar beeindruckender anzusehen als manche mechanische Werke. Sie sind so wunderbar verarbeitet, dass Seiko ein Jubiläumsmodell einer Grand Seiko mit 9F-Werk mit einem Saphirglasboden herausgebracht hat.
Jetzt sind Sie am Zug
Auch wenn Ihnen das Design einiger Grand-Seiko- oder Credor-Modelle vielleicht nicht so zusagt (manche haben eine zugegebenermaßen etwas spezielle Optik), möchten wir Sie doch auffordern, sich einmal eine dieser Uhren „live“ anzusehen, falls Sie es nicht schon getan haben. Wir glauben, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Uhren von Grand Seiko von mehr Uhrenliebhabern „akzeptiert“ werden und den Respekt und die Bewunderung erhalten, die ihnen gebühren.
Es schadet sicher nicht, die Nase vorn zu haben und sich schon jetzt ein Modell zu sichern, bevor die Preise wegen steigender Nachfrage anziehen. Auf Chrono24 finden Sie eine schöne Auswahl an Grand-Seiko-Uhren, auch wenn diese im Vergleich zu manchen Schweizer und deutschen Marken immer noch kleiner ausfällt.
Sportliche Modelle
Wenn Sie ein Faible für Sportuhren haben, sollten Sie sich die Marinemaster-Kollektion von Seiko ansehen, die auch mit mechanischen und Spring-Drive-Werken erhältlich ist. Die mechanischen Werke vom Kaliber 8L35 und 8L55 in einigen Marinemaster-Modellen basieren nämlich auf den 9S65-Werken von Grand Seiko, haben jedoch nicht die besondere GS-Finissage.