20.09.2022
 4 Minuten

Kennen Sie diese Tudor, die einem Großteil der Sammler unbekannt ist?

Von Donato Emilio Andrioli
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Vintage-Uhren aus dem Hause Tudor sind dafür bekannt, extrem wertstabil zu sein. In den letzten Jahren kannten die Marktpreise der Vintage-Schönheiten nur eine Richtung: nach oben. Die Tudor, die ich Ihnen in diesem Artikel zeigen möchte, wurde nicht allzu lange hergestellt und gehört deshalb mit zu den teuersten und sammelwürdigsten Tudor-Uhren überhaupt. Trotzdem ist sie längst nicht jedem Uhrensammler und -liebhaber bekannt. Durch ihre Eigenständigkeit steht sie im großen Schatten der Tudor Submariner, die eine beliebte Alternative zum noch bekannteren Rolex-Pendant darstellt. Sollten Sie sich im Verlauf des Artikels in die charmante, eigenwillige Tudor verlieben, müssen Sie aber keine Angst vor den schwindelerregenden Preisen der Vintage-Schönheit haben. Ich zeige Ihnen anschließend eine günstige und bessere Alternative aus gleichem Hause. 

Tudor Montecarlo: Eigenständige Sport-Ikone mit hohem Sammlerwert

Bei der Oysterdate-Modellreihe 7100 handelt es sich um die zweite Generation der Tudor Chronographen. Sie erschien im Jahr 1971 und blieb bis 1977 im Tudor-Portfolio. Falls Sie sich fragen, um welchen Sport-Chronographen es sich hier handeln soll: Die ikonische Uhr, die ich meine, ist bei Sammlern unter dem Namen Tudor Montecarlo bekannt. Das Zifferblatt, welches an eine Roulettescheibe erinnert, fängt dank des außergewöhnlichen Designs und der orangefarbenen Farbakzente perfekt den Zeitgeist der Siebzigerjahre ein. Das Tolle daran: Das Design ist völlig eigenständig. Nur die Zykloplupe mit Datum auf 6 Uhr lässt erahnen, mit welcher großen Marke diese Uhr verwandt ist. Im Gegensatz zur Tudor Submariner erinnert die Tudor Montecarlo jedoch nicht sofort an den großen Bruder Rolex. Beim Gehäuse, dem Armband und den Kleinteilen sieht es dagegen wieder anders aus. Hier werden das bekannte Oyster-Gehäuse und das Oyster-Armband von Rolex verwendet. Schließe und Krone sind mit der Rolex-Krone versehen. Der Schriftzug um den Bodendeckel verrät, dass es sich hier um originale Rolex-Teile handelt. 

Im Gegensatz dazu handelt es sich beim Werk nicht um ein Rolex-Manufakturwerk, sondern um ein zugekauftes Valjoux-Kaliber mit Handaufzug. Das grau-blaue Zifferblatt mit der blauen Lünette und den orangen Akzenten ist einprägsam und versprüht 70er-Jahre-Charme. Bei der späteren und in großen Stücken produzierten Referenz 71690 erweiterte Tudor die Farbpalette um eine schwarz-graue Variante. Im Laufe der Jahre veröffentlichte Tudor verschiedene Referenzen des Sport-Chronographen, die mit Verbesserungen und allerlei kosmetischen Veränderungen auftrumpften. Gefällt Ihnen die ikonische Tudor Montecarlo? Spielen Sie mit dem Gedanken, sich ein Exemplar in Ihre Sammlung zu holen? Dann sollten Sie ein großes Budget zur Verfügung haben. Der Sport-Chronograph ist zum absoluten Sammlerstück geworden. Aktuell liegen die Preise für die Tudor-Ikone um die 18.000-20.000 EUR. Möchten Sie jedoch ein besonders gepflegtes Exemplar oder gar ein Full Set für Ihre Sammlung haben wollen, werden schnell um die 25.000 EUR fällig und in bestimmten Fällen sogar noch mehr. Bei meiner Recherche auf Chrono24 konnte ich bereits ein „Tropical Dial“-Exemplar für 72.000 EUR entdecken. Eine Referenz 7032 mit Stahllünette legt sogar nochmal einen drauf: Diese steht aktuell für sage und schreibe 121.000 EUR im Angebot. Das sind schwindelerregende Preise, vor allem für eine Vintage-Uhr ohne Manufakturwerk.  

Die Tudor Oysterdate Montecarlo fängt perfekt den Zeitgeist der 70er-Jahre ein.
Die Tudor Oysterdate Montecarlo fängt perfekt den Zeitgeist der 70er-Jahre ein.

Die günstigere und bessere Neuauflage – Tudor Heritage Chrono

Ihnen gefällt die Tudor Montecarlo, die aktuellen Preise bereiten Ihnen jedoch Kopfschmerzen? Dann habe ich eine positive Nachricht für Sie. Tudor hat eine Neuauflage der Sport-Ikone im aktuellen Programm, nämlich die Tudor Heritage Chrono. Das Tolle daran: Es handelt sich hier nicht um eine Hommage, die gewisse Design-Anleihen des Originals aufweist, sondern um eine fast gleiche Umsetzung der originalen Tudor Montecarlo. Die Tudor Heritage Chrono ist nicht nur um Welten günstiger als das Vintage-Original. Als die modernere Uhr ist sie objektiv betrachtet auch in jeder Hinsicht besser. Die Gehäusegröße von 42 mm ist perfekt auf die Gewohnheiten von heutigen Uhrenträgern zugeschnitten, auch wenn die ursprüngliche Größe von 40 mm auch heute noch eine tolle Figur macht. Das Gehäuse, das Armband und die Schließe kommen in der Neuauflage zwar nicht von Rolex, haben jedoch eine ebenso tolle Qualität und Haptik wie die hauseigenen Tudor Black Bay Modelle. 

Das Rolex Know-how ist auch bei der Tudor Heritage Chrono deutlich spürbar. Auch in der neuen Version des Chronographen gibt es ein zugekauftes Chronographenwerk, welches jedoch von Tudor veredelt wurde. Das Automatikkaliber verfügt über 42 Stunden Gangreserve. Statt Plexiglas bietet Ihnen der neue Tudor-Chronograph ein Saphirglas und dank der Wasserdichte von 150 Metern ist die Neuauflage perfekt für den Alltag geeignet. Das Beste an der Neuinterpretation ist jedoch, dass der Geist des Vorbilds fast ohne Veränderungen in die Neuzeit transportiert wurde. Auf den ersten Blick können Sie die neue Version wahrscheinlich nicht vom Original unterscheiden. Ja, das Opal-Blatt ist etwas heller als das graue Original, doch alles andere scheint so gut wie unverändert in der Moderne angekommen zu sein. Der sportliche Chronograph versprüht dank seiner orangen Akzenten immer noch das gleiche, sympathische 70er-Jahre-Flair wie sein Vintage-Vorbild, egal ob Sie sich für die Variante mit blauer oder schwarzer Lünette entscheiden. Wie beim Original würde ich mich auch bei der Neuauflage des Sport-Chronographen für die blaue Variante entscheiden, diese ist auch in der neuesten Ausführung ikonisch wie eh und je. Die Lünette lässt sich beidseitig drehen und erlaubt es Ihnen dank der 12 Stunden-Graduierung, eine zweite Zeitzone abzulesen. Das war schon in der Vintage-Variante so. Die Datumslupe hat es hingegen nicht in die Neuauflage geschafft. Gut so: die Zykloplupe auf 6 Uhr fand ich bei der Tudor Montecarlo immer schon etwas befremdlich, so erhält die Uhr zudem noch mehr Eigenständigkeit. Wenn Ihnen die Tudor Montecarlo gefällt, kann ich Ihnen die Tudor Heritage Chrono wärmstens empfehlen. Die Montecarlo-Neuauflage können Sie bereits ab etwa 4.000 EUR in Ihre Sammlung aufnehmen, das ist erheblich günstiger als das Original. Obendrein ist die Neuauflage dank modernerer Technik die deutlich bessere Uhr. Ein feiner Zug von Tudor, den ikonischen Chronographen so nah am Original erneut herauszubringen. 

Der Tudor Heritage Chrono hält sich an das Design der Montecarlo, bietet technisch jedoch mehr.
Der Tudor Heritage Chrono hält sich an das Design der Montecarlo, bietet technisch jedoch mehr.

Über den Autor

Donato Emilio Andrioli

Als ich mit der Tudor Black Bay 41 meine erste mechanische Uhr kaufte, begann für mich eine neue große Leidenschaft. Besonders begeistern mich ikonische Uhren, die eine interessante Geschichte vorweisen können.

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