05.06.2023
 5 Minuten

Keramikuhren: Hersteller, Material und Modelle

Von Sebastian Swart
IWC-Big-Pilot’s-Chronograph-Perpetual-Calendar-Top-Gun-Edition-2-1

Armbanduhren der Keramik-Pioniermarke Rado sind unter Uhrenliebhabern bereits seit den 1980er-Jahren beliebt. Das Material gilt als exklusiv, besonders beständig, hyperallergen und aufgrund seines geringen Gewichts als sehr bequem tragbar.

Der große Durchbruch dieses Materials gelang im Uhrenbau jedoch erst 2007, als Rolex erstmals schwarze Keramik für die Lünetteneinlage der GMT-Master II Referenz 116710LN verwendete. Zeitlich etwa gleichauf lag Omega mit seiner Seamaster Planet Ocean 600M, die ebenfalls eine Keramiklünette erhielt. Mit der Speedmaster Professional „Dark Side of the Moon“ aka DSOTM legte Omega im Jahr 2013 seine erste Armbanduhr auf, deren Gehäuse komplett aus schwarzer Keramik gefertigt war. Seither zogen viele große und kleine Uhrenmarken nach und fügten Keramikuhren Ihrem Programm hinzu.

Erste Rolex GMT Master II mit Keramiklünette – Ref. 116710LN
Erste Rolex GMT-Master II mit Keramiklünette – Ref. 116710LN

 

Omega Speedmaster „DSOTM“ – Gehäuse aus schwarzer Keramik
Omega Speedmaster „DSOTM“ – Gehäuse aus schwarzer Keramik

 

Rolex und Omega sind zwar nicht die ersten Uhrenmanufakturen, die auf Keramik setzen, jedoch die bekanntesten. Im Gegensatz zu Omega hat Rolex allerdings bis heute noch kein Modell im Katalog, dessen Gehäuse bzw. Armband aus Keramik gefertigt ist.

Erfahren Sie in diesem Text alles über die Hersteller von Keramikuhren, deren interessantesten Modelle sowie die Vor- und Nachteile von Keramik.

 

Was ist eine Keramikuhr?

Ganz einfach: Eine Keramikuhr ist eine Uhr, deren Gehäuse und/oder Armband ganz oder teilweise aus Keramik gefertigt sind. Doch woraus besteht die sogenannte Hightech-Keramik, die seit fast vier Jahrzehnten in der Uhrenindustrie zum Einsatz kommt, und wie wird sie hergestellt?

Für Hightech-Keramik werden spezielle Rohstoffe wie  Aluminiumoxid, Siliziumkarbid, Zirconiumdioxid und Aluminiumnitrid verwendet. Diese Materialien bieten eine hohe Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gegenüber extremen Bedingungen. Die Stoffe werden gemischt, durch Stabilisatoren ergänzt und durch Mahlen zu feinem Pulver verarbeitet. Anschließend wird das Pulver beispielsweise durch Trockenpressen oder Spritzgießen in die gewünschte Form gebracht. Im Falle einer Uhr also in die entsprechende Gehäuse- bzw. Armbandform.

Die geformten Bauteile werden dem sogenannten Sinterprozess unterzogen. Dabei werden die Pulverpartikel durch Erhitzen bei hoher Temperatur miteinander verschmolzen. Dies führt zur Verdichtung des Materials und zur Bildung einer dichten keramischen Struktur. Nach dem Sintern werden die Bauteile nachbearbeitet, z. B. poliert.

 

Vor- und Nachteile von Keramikuhren

Wie alle Materialien hat auch Keramik Vorzüge und nachteilige Eigenschaften.

Vorteile von Keramikuhren:

  • Hart und kratzfest: Keramik ist sehr kratzfest und widerstandsfähig gegenüber Gebrauchsspuren und Abnutzung. Daher sehen Keramikuhren oft länger neuwertig aus als Uhren aus Materialien wie Edelstahl oder Gold.
  • Korrosionsbeständig: Keramik ist besonders beständig gegen Korrosion und Oxidation. So kann sie auch in salzhaltigen oder feuchten Umgebungen eingesetzt werden, ohne dass es zu Rostbildung oder ähnlichen Oxidationen kommt. Außerdem ist Keramik sehr UV-beständig, sodass sie auch nach längerer Sonneneinstrahlung nicht verblasst.
  • Leicht: Keramik ist leichter als Stahl, Gold oder Titan, was das Tragen der Uhr angenehmer macht.
  • Große Farbauswahl: Keramikuhren sind in einer Vielzahl von Farben erhältlich, die durch die Zugabe von Pigmenten oder Farbstoffen während des Herstellungsprozesses erreicht werden.
  • Hautfreundlich: Uhren aus Keramik lösen keine Allergien aus und sind daher sehr hautverträglich. Wer etwa eine Nickelallergie hat und daher keine Edelstahluhren tragen kann, findet in Uhren aus Keramik eine ideale Alternative.

Nachteile von Keramikuhren

  • Spröde: Keramik ist spröder als etwa Stahl, Gold oder Titan und kann bei einem harten Aufprall brechen oder splittern.
  • Aufwendige Herstellung: Die Herstellung von Keramikuhren ist aufwendig. Sie erfordert spezielle Fertigungstechniken und Ausrüstung, was zu erhöhten Herstellungskosten und damit zu verhältnismäßig hohen Verkaufspreisen führt.
  • Schwierig zu reparieren: Wenn eine Keramikuhr beschädigt wird, ist die Reparatur oft aufwendiger und teurer als bei Uhren aus anderen Materialien, da das Material schwieriger zu bearbeiten ist.

Bekannte Uhrenmarken und ihre Keramikuhren

Da Keramikuhren seit vielen Jahren im Trend liegen, bieten mittlerweile etliche, auch kleinere Hersteller, Zeitmesser aus Keramik an. Einige der bekanntesten Hersteller und Modelle sind:

 

Audemars Piguet: Die Luxusuhrenschmiede aus dem Schweizer Ort Le Brassus verwendet seit den frühen 1990er-Jahren Keramik. Eine der ersten Audemars Piguet-Uhren mit einer Keramiklünette war die Royal Oak Offshore Chronograph, die 1993 eingeführt wurde und eine schwarze Keramiklünette besitzt.

Die bekanntesten Keramikuhren von Audemars Piguet sind die Royal Oak Ewiger Kalender aus weißer oder blauer Keramik und die Royal Oak Offshore Chronograph aus schwarzer Keramik. Bei ersterer Uhr sind das Gehäuse und das Armband aus Keramik gefertigt, während bei der Royal Oak Offshore Chronograph lediglich das Gehäuse aus diesem Material besteht.

Besteht komplett aus weißer Keramik: Audemars Piguet Royal Oak Ewiger Kalender
Besteht komplett aus weißer Keramik: Audemars Piguet Royal Oak Ewiger Kalender

 

 

Chanel: Chanel ist bekannt für seine eleganten Damen- und Herrenuhren, die oft aus Keramik hergestellt sind. Die Marke verwendet das Material seit den 1990er-Jahren für seine Modelle. Im Jahr 2000 brachte Chanel die J12 auf den Markt, ein Modell, das heute zu einer der weltweit bekanntesten Keramikuhren zählt. Die J12 aus Keramik ist in den Größen 33 mm und 38 mm sowie 41 mm erhältlich. Die Farbwahl ist übersichtlich, denn es stehen lediglich Schwarz und Weiß zur Verfügung. Top-Modelle sind mit einem Tourbillon ausgestattet.

Keramik-Klassiker von Chanel – Modell J12
Keramik-Klassiker von Chanel – Modell J12

 

 

IWC Schaffhausen: IWC verwendet seit den späten 1980er-Jahren Keramik für seine Uhren. Eine der ersten IWC-Uhren mit diesem Material war die 1993 vorgestellte Fliegeruhr Mark XII, die eine schwarze Keramiklünette besitzt. IWC hat eine spezielle Keramiklegierung namens Ceratanium entwickelt. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Keramik und Titan. Die Aquatimer Perpetual Calendar Digital Date-Month Edition „50 Years Aquatimer“ ist eine der bekanntesten IWC-Uhren, die aus Ceratanium gefertigt ist.

Eine beeindruckende Keramikuhr innerhalb der Kollektion Big Pilot’s ist die Perpetual Calendar Top Gun Edition „Mojave Desert“. Die Fliegeruhr besitzt ein 46,5 mm großes Gehäuse aus sandfarbener Keramik. Weitere Modelle aus Keramik finden Sie in den Reihen Ingenieur und Da Vinci.

IWC Big Pilot’s Chronograph Perpetual Calendar Top Gun Edition „Mojave Desert“
IWC Big Pilot’s Chronograph Perpetual Calendar Top Gun Edition „Mojave Desert“

Omega: Der Schweizer Uhrenriese Omega verwendet Keramik seit 2013 für seine Uhren. Damals stellte die Manufaktur die Speedmaster „Dark Side of the Moon“ vor, deren Gehäuse komplett aus schwarzer Keramik besteht. Im Laufe der Jahre kamen weitere Speedmaster-Varianten hinzu. So besteht das Gehäuse der „White Side of the Moon“ aus weißer Keramik, während das der „Grey Side of the Moon“ aus grau ausgeführt ist.

Für Freunde von Taucheruhren hat Omega ebenfalls Keramikmodelle in verschiedenen Größen und Farben im Programm. Die Seamaster Planet Ocean 600M bietet die Marke in den Größen 39,5 mm und 44,5 mm an. Während die großen Varianten in Blau und Schwarz erhältlich sind, können Sie die kleinere Planet Ocean lediglich in Schwarz kaufen. Eine Seamaster 300M aus schwarzer Keramik hat Omega ebenfalls im Programm.

Gehäuse aus blauer Keramik: Omega Planet Ocean 600M GMT „Big Blue“
Gehäuse aus blauer Keramik: Omega Planet Ocean 600M GMT „Big Blue“

 

 

Rado: Wie eingangs bereits erwähnt, ist Rado seit den 1980er-Jahren Pionier in der Herstellung von Keramikuhren. Die Marke hat die Verwendung von Keramik in der Uhrenherstellung somit revolutioniert. Nach der Präsentation der Integral im Jahr 1986 blieb das Unternehmen dem Material treu. So stellt Rado bis heute in regelmäßigen Abständen neben der Reihe Intergral Keramikuhren in verschiedenen Kollektionen für Damen und Herren vor.

Während das Unternehmen bei der Integral auf eckige Gehäuse und Designerlook setzt, kommt etwa die Captain Cook als sportliche Taucheruhr daher. Innerhalb der Reihe sind Keramikmodelle in verschiedenen Farb- und Designkombinationen erhältlich. Weitere bekannte Rado Uhrenserien aus Keramik sind die Kollektionen HyperChrome, Ceramica und Diamaster.

Rado Integral – Klassiker aus Keramik
Rado Integral – Klassiker aus Keramik

 

 

Tudor: Die Rolex-Tochter Tudor verwendet Keramik erst seit den frühen 2010er-Jahren. Die erste Tudor-Uhr, die mit einer Keramiklünette ausgestattet war, ist die Pelagos. Die heute bekannteste Tudor, deren Gehäuse aus Keramik gefertigt ist, ist die 2022 vorgestellte Black Bay Ceramic, deren Gehäuse und Lünette aus schwarzer Keramik bestehen. Bei diesem Modell handelt es sich um eine 41 mm große Variante der Black Bay.

Gehäuse aus schwarzer Keramik – Tudor Black Bay Ceramic Ref. M79210CNU-0001
Gehäuse aus schwarzer Keramik – Tudor Black Bay Ceramic Ref. M79210CNU-0001

 

Keramikuhr-Empfehlungen

Marke Modell
Audemars Piguet: Royal Oak Ewiger Kalender
Chanel J12
IWC Big Pilot’s Chronograph Perpetual Calendar Top Gun Edition „Mojave Desert“
Omega Planet Ocean 600M 
Rado Integral
Tudor Black Bay Ceramic

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Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

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