Als Uhrenmarke ist Universal Genève vermutlich nicht so bekannt wie die Rolex, Omega oder Patek Philippe, jedoch bedeutet dieser Mangel an Wahrnehmung nicht, dass die Marke nicht einige der schönsten Zeitmesser, die wir kennen, hervorgebracht hat – ganz im Gegenteil. Das Unternehmen wurde im Jahr 1894 von den beiden fähigen Uhrmachern Numa-Emile Descombes und Ulysse Georges Perret gegründet, die es als ihre Mission ansahen, eine auf die Herstellung komplizierter Uhren spezialisierte Manufaktur zu gründen.
In ihren Anfängen war Universal Genève als Hersteller und Händler für Uhrengehäuse, Kronen, Zifferblätter und Uhrwerke tätig. Das Unternehmen war erfolgreich und fand großen Anklang. Tragischerweise verstarb Descombes 1897 im Alter von nur 34 Jahren, so dass Perret Louis Edouard Berthoud als Mithersteller für Komplikationen einstellte. Für kurze Zeit operierte das Unternehmen unter dem registrierten Namen Perret & Berthoud, bevor es nach dem Umzug nach Genf unter dem Namen Universal Watch et Company Genève Ltd. firmierte.
Universal feierte schon bald Erfolge mit seinen verschiedenen Uhren, die während des Ersten Weltkriegs produziert wurden. 1898 präsentierte das Unternehmen einen Chronographen mit einem 30-Minuten-Zähler, die Universal Watch Extra, und brachte 1917 seinen ersten Armband-Chronographen auf den Markt. 1925 hatten Perret und Berthoud den ersten markeneigenen, patentierten Zeitmesser mit Selbstaufzug entwickelt, das Modell Auto Rem. Es war der Zeitmesser eines Gentleman mit einem Gehäuse in gestreckter Achteckform und mit rautenförmigen Uhrzeigern.
Kurz nachdem die Ära der Taschenuhr unterzugehen begann und sich während des Ersten Weltkriegs der Geschmack zugunsten der komfortableren Armbanduhr veränderte, entschied Universal Genève, sich auf Armbanduhren zu konzentrieren. So entwickelte das Unternehmen 1933 eine Uhr mit dem Namen Compur. 1936, kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, führte Universal Genève eine weitere Armbanduhr namens Aero Compax ein: die Aviator‘s Compact Chronograph. Die Compax wurde auch in vielen weiteren Varianten hergestellt, darunter die Modelle Moonphase, Medico, Tri, Uni und Master Vortex. Diese Armbanduhren bescherten Universal einigen Erfolg und einen beachtlichen Geschäftszuwachs. Heute ist der Tri-Compax eine der weltweit begehrtesten Vintage-Uhren.
Es war damals nicht unüblich, dass Uhrenhersteller sich mit den Produzenten hochwertiger Luxusmarkenartikel zusammen taten, und so arbeitete Universal Genève auch mit Hermès zusammen und entwarf speziell für sie Armband-Chronographen. Tatsächlich war der Hauptsitz von Hermès in Paris bis in die 1950er-Jahre der Hauptumschlagplatz für alle Zeitmesser der Manufaktur. In den USA wurde zwischenzeitlich die Henri Stern Agency in Manhattan, die gleichzeitig auch die Uhren für Patek Philippe vertrieb, offizieller Universal Genève-Händler in Nordamerika. Dies trug noch weiter zur Popularität der Marke bei.
In den frühen 1950er Jahren führte die Firma einen ihrer bekanntesten Zeitmesser der Nachkriegs-Ära ein: die Polerouter. Zweifellos haben Sie schon einmal von den berühmten Uhren im Bullaugen-Design gehört, der Audemars Piguet Royal Oak und der Patek Philippe Nautilus. Beide Uhren haben eines gemeinsam: Sie wurden von dem angesehenen Uhrendesigner Gérald Genta erdacht, jedoch erst in den 70er-Jahren. Wirft man einen Blick weiter zurück in die Vergangenheit, sieht man, dass er am Anfang seiner Karriere von niemand anderem eingestellt wurde als Universal Genève SA. Hier war es auch, wo Gérald Genta eines seiner ersten Meisterstücke gestaltete: die Polerouter.
Ursprünglich 1954 als ‚Polarouter‘ produziert, überzeugte sie mit einer Cal 138SS Hammer- oder Pendelautomatik, auch Bumper genannt. Im folgenden Jahr wurde diese durch das innovative Cal 215 Mikrorotor-Uhrwerk ersetzt. Die Uhr wurde mit geringfügigen Modifikationen und einer Namensänderung (von Polarouter zu Polerouter in 1958) bis Ende 1969 hergestellt. In den ersten fünfzehn Produktionsjahren wurde die Polerouter in vielen Varianten produziert, darunter die Polerouter de luxe, Polerouter Jet, Polerouter Super, Polerouter Genève, Polerouter Compact, Polerouter „NS“, Polerouter III sowie die Polerouter Sub Taucheruhr.
Während der 1970er-Jahre hatte Universal Genève, wie viele andere Schweizer Uhrenmarken, mit den Auswirkungen der Quarzkrise zu kämpfen, da die Herstellungskosten für solche Stücke einfach zu hoch für den Markt waren. Für Universal hatte dies verheerende wirtschaftliche Folgen, was nicht nur den beteiligten Unternehmen, sondern zwangsläufig auch der Marke selbst Verluste bescherte. Nach schwierigen Zeiten in den 1980er- und 1990er-Jahren wurde Universal Genève jedoch von einer Investmentfirma aus Hongkong – Stellux Holdings International – erworben, die auch Eigentümer von Cyma ist.
Auch heute sind die Vintage-Zeitmesser von Universal Genève nach wie vor begehrt – vielleicht mehr noch als in ihrer Blütezeit!
