Limited Editions stellen eine ganz besondere Gattung von Uhren dar. Denn sie tanzen ganz bewusst aus der Reihe und nehmen auch innerhalb ihrer Marke eine Sonderstellung ein. Sie sind etwas ganz Besonderes – und machen damit den Träger zu etwas Besonderem. Gleichzeitig stellen die Marken nur eine begrenzte Stückzahl dieser besonderen Zeitmesser her, was sie eventuell auch zu interessanten Investitionsobjekten machen kann.
Doch vor allem sind Limited Editions viel mehr als einfach nur Uhren: Denn hinter jeder Edition steckt eine ganz eigene Geschichte. Uhrenenthusiasten, die auch für andere Bereiche eine Leidenschaft haben, finden hier oft von Kunst und Kultur inspirierte Einzelstücke vor. Denn was gibt es Schöneres, als zwei geliebte Dinge gleichzeitig am Handgelenk zu tragen: einmal in Form einer konkreten Uhr und einmal als abstrakte Inspiration dahinter?
Special Edition oder Limited Edition?
Haben Sie in diesem Zusammenhang auch schon einmal von Special Editions gehört? Diese sind zwar nicht auf eine festgesetzte Stückzahl limitiert, dafür werden solche Uhren aber nur für einen bestimmten Markt oder über einen begrenzten Zeitraum hinweg hergestellt. Beispiele hierfür sind die Seiko Prospex US Collection oder die grüne TAG Heuer Carrera.
In diesem Artikel beschäftigen wir uns allerdings mit limitierten Editionen. Warum? Die noch kleinere Stückzahl macht diese Uhren noch einmal seltener und damit begehrter. Sie glauben mir nicht? Dann begleiten Sie mich auf eine Reise zu einigen der außergewöhnlichsten limitierten Uhrenmodellen!
Inspiration Tattoos: Hublot Big Bang Sang Bleu II Black Magic
Limitiert auf 250 Stück
Hublot steht für Meisterwerke der Uhrmacherkunst. Doch auch für das Begehen neuer Wege – und dabei manchmal auch für Provokation. Somit ist es kein Wunder, dass Inspirationen für Uhren auch aus Bereichen kommen, die klassische Marken nicht betreten würden. Bestes Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit mit Maxime Plescia-Büchi, einem Schweizer Tattookünstler und Grafikdesigner. Sang Bleu – das blaue Blut – ist dabei nicht nur der Name seines Tattoostudios sowie Lifestyle-Magazins, sondern auch der Uhren, die von ihm designt wurden – die Hublot Big Bang Sang Bleu Kollektion. Wobei – eigentlich handelt es sich hierbei nicht um Uhren. Vielmehr bekommen wir Skulpturen in Uhrenform geboten. Denn das Zifferblatt dieser Modelle besitzt eine unvergleichbare Dreidimensionalität. Es enthält nämlich drei drehbare Plateaus – jeweils eines für Stunde, Minute und Sekunde. Somit ergibt sich zu jeder Zeit eine andere geometrische Form durch das Zusammenspiel dieser drei Ebenen. Dass kleine Pfeile auch noch die Zeit anzeigen, ist dabei eigentlich nebensächlich.
Diese Nebensächlichkeit der Zeitanzeige beherrscht Hublot seit jeher meisterhaft. Denn mit der 2006 eingeführten All Black Linie kam es zu einer Revolution. Gänzlich schwarze Uhren, auf denen nicht einfach die Zeit abgelesen werden konnte. Somit kam es zum Naheliegenden, der aktuellen Hublot Sang Bleu II Black Magic. Diese kann als ein Nachfahre jener Entwicklung gesehen werden. Gleichzeitig erinnert das Design auch an Blackout-Tattoos, bei denen große Flächen einfach gänzlich mit schwarzer Farbe gefüllt werden. Dieser Effekt der Andersartigkeit ist sowohl einschüchternd als auch ausdrucksstark – sowohl bei der Uhr als auch beim Tattoo.
Inspiration Design – Audemars Piguet Royal Oak Carolina Bucci
Limitiert auf 300 Stück
Die Zusammenarbeit einer Uhrenmarke mit einer Designerin wirkt auf den ersten Blick gewöhnlich. Wie sehr jedoch beide Seiten an solch einer Zusammenarbeit wachsen können, zeigt die Kooperation von Audemars Piguet und der Schmuckdesignerin Carolina Bucci. Die erste Zusammenarbeit gab es 2016 für das 40-jährige Jubiläum des Damenmodells der Audemars Piguet Royal Oak. Hierfür verzierte sie diese mit ihrer Signatur „Frosted Gold“. Dafür wird mit einem Griffel mit Diamantspitze gearbeitet, der winzige Einkerbungen im Gold hinterlässt. Diese schimmern dadurch wie Diamantstaub. Es folgten mehrere Varianten der Royal Oak mit verschiedenen Komplikationen in „Frosted Gold“ – auch eine ohne das typische Tapisserie-Motiv, sondern mit verspiegeltem Zifferblatt.
Doch auch den 50. Geburtstag der Royal Oak lässt Carolina Bucci nicht verstreichen, ohne für Audemars Piguet ein ganz spezielles Design zu erschaffen. Statt „Frosted Gold“ kommt nun schwarze Keramik zum Einsatz. Im Mittelpunkt steht jedoch das ikonische Tapisserie-Muster des Zifferblatts, welches neu entwickelt wurde. Zum ersten Mal in der Geschichte der Audemars Piguet Royal Oak von Carolina Bucci setzen Designerin und Marke es als Reliefmuster auf dem schwarzen Zifferblatt um. Wie schon früher setzt Bucci auf Spiegelreflexionen – doch nun schimmern diese je nach Lichteinfall in allen Regenbogenfarben und geben das Tapisserie-Muster wieder. Da dies durch kunstvolles Handwerk ermöglicht wird, gleicht auch kein Zifferblatt komplett dem anderen. Jedes der 300 Exemplare dieser Limited Edition ist somit ein Einzelstück. Dadurch, dass sowohl Audemars Piguet als auch Carolina Bucci gewohnte Pfade verließen, konnte das Außergewöhnliche entstehen. Selten gab es eine mutigere und radikalere, aber auch gelungenere Jubiläumsedition: Die Eleganz der Royal Oak wurde beibehalten, doch gleichzeitig wurde sie auch revolutioniert und stilvoll in die Moderne überführt.
Inspiration Natur – Grand Seiko Heritage Collection SBGW289
Limitiert auf 1200 Stück
Auch wenn wir Menschen viele Kunstwerke erschaffen, so ist die Natur die unübertroffene Quelle Nummer eins an Schönheit und Inspiration. Dies hat auch Grand Seiko erkannt und lässt sich für viele Modelle von dieser inspirieren. So auch bei der limitierten Edition Grand Seiko Heritage Collection SBGW289, die zur Feier des 55. Jahrestags der ikonischen 44GS erschienen ist. Vorbild dafür ist das als „Sakura-kakushi“ bekannte Phänomen – die im Frühjahr mit Schnee bedeckten Kirschblüten. Scheint die Sonne darauf, bietet sich ein Schauspiel von unglaublicher Schönheit: Das zarte Rosa der Blüten ergibt mit dem Glitzern der Eiskristalle einen nahezu magischen Eindruck. Dieser erinnert die Menschen trotz seiner Schönheit auch an die Vergänglichkeit.
Und in der Tat, die Grand Seiko Heritage Collection SBGW289 versteht wie keine andere Uhr das Spiel mit dem Licht. Jedes kleinste Detail – vom Gehäuse bis zu den Indizes – ist so konzipiert, dass es auch den kleinsten Lichtstrahl reflektiert. Somit bietet sie unglaubliche Licht- und Schattenspiele, die sich je nach Blickwinkel stetig ändern. Dass die Uhr von gewohnt einwandfreier technischer Qualität ist, spielt hier ausnahmsweise nicht die Hauptrolle. Für mich steht hier das Einfangen dieses flüchtigen Moments absoluter Schönheit und Vergänglichkeit im Vordergrund, welches wie kaum ein anderes Thema perfekt zu einer Uhr passt.
Inspiration Oldtimer: Chopard Mille Miglia 2022 Race Edition
Limitiert auf 1000 Stück
Dass die Formel 1 verschiedene große Uhrenhersteller inspiriert, ist bekannt. Doch Chopard sucht sich eine Inspiration der langsameren Art – ein Oldtimer-Rennen. Denn Autorennen gibt es viele. Aber nur eines wird als „la corsa piu bella del mondo“ bezeichnet. Dies ist die Mille Miglia, ein etwa 1600 Kilometer langes Straßenrennen via San Marino, Rom, Siena und Florenz. Diese legendäre Strecke wird heute ausschließlich mit Oldtimern gefahren. Es ist ein Rennen für Liebhaber und Genießer. Geschwindigkeit steht nicht im Vordergrund, sondern es geht um das Fahren an sich. Das Sehen und Gesehenwerden. Vor allem aber geht es um die Liebe zu den Fahrzeugen und den Austausch über diese Passion.
Seit 1988 setzt die Chopard Mille Miglia Serie das Rennen gekonnt am Handgelenk in Szene. Sie vereint Eleganz und Dolce Vita und präsentiert diese im Retro-Stil. So wurden auch für 2022 zwei Chronographen zu Ehren des diesjährigen Rennens herausgebracht, die Chopard Mille Miglia 2022 Race Edition. Beide Modelle, ob rein in Edelstahl oder mit Roségold, bestechen durch ein silbergraues Zifferblatt in intensivem Blau. Die Edelstahl-Variante ist auf 1000 Stück limitiert, während von der Variante in Roségold sogar nur 250 Stück produziert wurden. Dabei sind sowohl Sekundenzeiger als auch die Chronographenanzeiger auf 6 und 12 Uhr in Anlehnung an die Farben des Rennens mit roter Spitze versehen. Sportlich und retro oder doch eher zeitlos? Egal – hier finden nicht nur Freunde von Oldtimern eine geniale Uhr. Vielmehr ist es eine Uhr für alle, die sich Zeit für das Schöne nehmen können.
Inspiration Literatur: IWC Petit Prince Big Pilot Annual Calendar
Limitiert auf 250 Stück
2013 erschien bei IWC die erste Uhr der Le Petit Prince Linie. Eine Time-Only-Pilotenuhr basierend auf der Mark XVII, aber mit blauem Zifferblatt und im Retro-Look. Doch die Verbindung mit Antoine de Saint-Exupéry gibt es schon viel länger. Es ist mehr als die Leidenschaft für das Fliegen, die den Autor mit der Marke verbindet. Vielmehr ist es der Einsatz für humanistische Werte, der für beide einen wichtigen Stellenwert einnimmt. Diese Verbindung ist jedoch nicht nur spiritueller Natur. Vielmehr unterstützt IWC die Fondation Antoine de Saint-Exupéry. Regelmäßig finden Auktionen von Uhren statt, deren Erlös dann an diese Stiftung geht – und damit in die Unterstützung benachteiligter Kinder und Jugendlicher.
Das vielleicht schönste Stück dieser Linie ist meiner Meinung nach jedoch die 2016 erschienene IWC Le Petit Prince Big Pilot Annual Calendar. Dass es sich hierbei um ein Meisterwerk der Uhrmacherkunst handelt, steht außer Frage. Aber es fängt auch perfekt den Geist des kleinen Prinzen ein, den Abenteuergeist der frühen Luftfahrt und gleichzeitig das fantastische Element. Beim Tragen dieser Uhr ist auch das Wesentliche für das Auge unsichtbar. Denn nur wenn man die Uhr abnimmt, wird durch das Saphirglas der Rotor in Form des kleinen Prinzen auf seinem Planeten sichtbar. Eine schöne Uhr für Menschen, die wie der kleine Prinz noch das Schöne und Wahre sehen. Doch vor allem die perfekte Uhr für alle, die noch träumen können, aber auch gleichzeitig die Welt verändern wollen.
