13.07.2022
 3 Minuten

Lohnt sich das zusätzliche Geld für Manufakturkaliber? 

Von Hyla Bauer
In-House-Watch-Movements-Magazin-2-1
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Vor gar nicht so langer Zeit (gemessen an den Zeitläufen der Uhrenwelt) kauften die meisten Uhrenmarken ihre Uhrwerke bei externen Herstellern. Das war wesentlich kostengünstiger als die Herstellung eigener Manufakturkaliber. Das ist eine Kunst für sich und stellt einen immensen Aufwand dar, der mit hohen Kosten verbunden ist. 

Warum kaufen Uhrenmarken Uhrwerke von externen Herstellern?

Die Entwicklung eines eigenen Uhrwerks ist eine, gelinde gesagt, kostspielige Angelegenheit. Ausrüstung und Werkzeuge sind schwer zu beschaffen, da sie meist handgefertigte Einzelstücke sind. Versierte Uhrmacher zu finden und sie zu überreden, ihre bisherigen Arbeitgeber zu verlassen, ist ein noch schwierigeres Unterfangen. Und wenn ein Hersteller dann endlich das richtige Werkzeug angeschafft und hochkompetente Uhrmacher gefunden hat, muss er Jahre in die Entwicklung eigener Kaliber investieren, bis diese 

Watch movements produced by external suppliers save brands time and money.
Die Uhrwerke bei externen Zulieferern einzukaufen, spart Uhrenherstellern sehr viel Zeit und Geld.

Warum bauen Highend-Uhrenmarken ihre Uhrwerke dann selbst?  

Trotz der Kosten und des Zeitaufwands, die mit der Herstellung von Manufakturkalibern einhergehen, stellen praktisch alle modernen Luxusuhrenmarken ihre Uhrwerke selbst her. Für sie ist das eine Frage der Ehre, und die Sammler erwarten inzwischen genau das von ihnen. 

Natürlich gibt es viele Hersteller wie beispielsweise Piaget und Audemars Piguet, die schon immer eigene Kaliber gebaut haben. Das beste Beispiel für einen Uhrenhersteller, der seit seiner Gründung auf Manufakturkaliber gesetzt hat, ist Breguet. Abraham-Louis Breguet, der seine Uhrenmanufaktur im Jahr 1775 gründete, erfand etliche großartige technische Neuerungen, darunter das Tourbillon, die erste Zeitgleichung, die retrograde Zeitanzeige und die als „Pare-chute“ bekannte Stoßsicherung Er gilt als Vater der Uhrmacherei, und hier wird klar, warum. 

Woran erkennt man ein Manufakturkaliber?  

Was macht heute ein Manufakturkaliber aus? Und warum stellen so viele Top-Marken ihre Uhrwerke selbst her? Schauen wir uns das mal genauer an! 

Ein Manufakturkaliber muss grundsätzlich in der Werkstatt des Uhrenherstellers, von dessen Uhrmachern und mit dessen Werkzeugen hergestellt werden. Der englische Begriff „In-house movement“ macht das besonders deutlich. Uhrwerke, die von externen Unternehmen zugekauft wurden, sind keine Manufakturwerke. Allerdings gibt es hier einige Grauzonen und die Terminologie kann für Uhrenkäufer verwirrend sein. 

So kann eine Marke beispielsweise behaupten, dass ihr Uhrwerk „intern entwickelt“ wurde. Das bedeutet, die Marke hat das Kaliber zwar entworfen, aber nicht selbst gebaut. Ein „intern entwickeltes“ Uhrwerk ist kein echtes Manufakturkaliber. Außerdem kaufen einige Marken „Basis“-Uhrwerke bei externen Zulieferern und erweitern diese selbst um Funktionen. Beispielsweise könnte in ein fertig gekauftes Automatikkaliber nachträglich eine Chronographenfunktion oder eine Mondphasenanzeige eingebaut werden. Diese sogenannten „Module“ werden zwar vom Uhrenhersteller selbst hinzugefügt. Das macht das Uhrwerk dennoch nicht zu einem Manufakturkaliber. Die Module liegen einfach auf dem Basiswerk auf, das ja nach wie vor von einem externen Anbieter gebaut wurde. Diese „verbesserten“ Uhrwerke können technisch gesehen nicht als Manufakturkaliber durchgehen. Aber was bedeutet das denn nun für den durchschnittlichen Uhrenkäufer?  

Breguet is known for its history of innovative, high-end watchmaking.
Breguet ist bekannt für Jahrhunderte voller innovativer, hochwertigster Uhrmacherkunst.

Sind Manufakturkaliber immer besser und sind sie das Geld wert?

Die meisten Uhrenkäufer suchen zu Recht zuverlässige, gut funktionierende Uhren zu erschwinglichen Preisen. Erfüllen Uhren mit Uhrwerken, die nicht vom Uhrenhersteller selbst entwickelt und gebaut wurden, diesen Wunsch? Absolut. Solange es gut funktioniert, ist dem durchschnittlichen Uhrenträger möglicherweise gleichgültig, woher sein Uhrwerk stammt.  

Echte Liebhaber und Sammler entscheiden sich jedoch häufig für Manufakturkaliber. Sie vermitteln ein Gefühl von Authentizität und geben die Gewissheit, dass der Hersteller in qualitativ ganz vorne mitmischt. Ein echter Sammler ist stolz, eine Uhr sein Eigen zu nennen, die zu 100 Prozent aus der Werkstatt nur eines Herstellers stammt. Sie fühlt sich persönlicher an.  

Ist der deutlich höhere Preis eines Manufakturkalibers gerechtfertigt? Das hängt immer vom Käufer ab und davon, wie viel er ausgeben möchte und kann. Keine Sorge, es gibt viele fantastische Uhrenmarken, die keine eigenen Uhrwerke herstellen und deren Produkte dennoch allen Ansprüchen genügen.  


Über den Autor

Hyla Bauer

Hyla Bauers Leidenschaft für Uhren begann, als sie zum ersten Mal in die Schweiz reiste, um die Uhrenmessen in Basel und Genf zu besuchen. Für sie ist eine Uhr einer der intimsten und kostbarsten Gegenstände, den ein Mensch tragen kann. Sie sind von hohem Wert, langlebig und haben für ihre Besitzer einen enormen ideellen Wert.

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