15.12.2022
 3 Minuten

Prognosen für den Uhrenmarkt 2023

Von Thomas Hendricks
101 Gründe warum Uhren einfach großartig sind: Sie können eine gute Wertanlage sein

Der Uhrenmarkt hat im Jahr 2022 starke Preisbewegungen verzeichnet. Nach Jahren des ungebremsten Wachstums findet im oberen Preissegment derzeit ein Realitätscheck statt: Die astronomischen Preise für hochkarätige Uhrenmodelle wie die Rolex Daytona, die Patek Philippe Nautilus und die Audemars Piguet Royal Oak haben den Rückweg zur Erde angetreten. Kein Boom hält ewig. Mag sein, dass die Luxusindustrie in der Regel ihr eigenes Süppchen kocht, aber auch sie kann sich dem Einfluss der globalen Märkte nicht gänzlich entziehen. 

Die Faktoren, die hier eine Rolle spielen, liegen auf der Hand. Die Inflationsraten steigen weltweit, während der Krieg zwischen der Ukraine und Russland andauert. Diese Umstände haben sich auch auf andere Marktindikatoren ausgewirkt und zu einigen Preiskorrekturen bei gebrauchten Uhren geführt. Was jedoch einen starken Schutzwall für die Uhrenindustrie bildet, ist das beträchtliche Wachstum der letzten Jahre. Insgesamt liegen die Marktpreise für Uhren nicht mehr so hoch wie vor einem Jahr, aber aufgrund der anhaltenden Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage wird nach wie vor mehr als der Listenpreis verlangt.  

Uhrenmarkt und Inflation

Als Uhrenliebhaber sehen wir 2022 zwei wesentliche Trends: kleinere Gehäusedurchmesser und steigende Einzelhandelspreise. Die höheren Listenpreise erreichen jedoch lange nicht das Niveau der Sekundärmarktpreise, denn sie haben eher mit steigenden Geschäftskosten zu tun als mit dem Enthusiasmus der Anleger.  

Nachdem bekannt wurde, dass Patek Philippe die Produktion der Nautilus 5711 einstellen würde, stiegen auf Chrono24 zwischen Oktober 2021 und Februar 2022 die Preise für den berühmten Zeitmesser auf gut das Doppelte an. Die Ladenpreise für Marken wie Cartier, Omega, IWC und Rolex sind in diesem Jahr um etwa 4 bis 7 Prozent gestiegen. Der Uhrenhersteller Zenith, der zum französischen Luxuskonzern LVMH gehört, plant, die Preise um 4 bis 5 Prozent anzuheben, um die Relation zwischen Herstellungskosten und Einzelhandelspreisen langfristig konstant zu halten.  

Rolex, die bekannteste Marke in der Branche, hat ihre Preise im Jahr 2022 zweimal erhöht, zuletzt um 4 bis 7 Prozent – je nach Uhrenmodell. Der Nachfrage in den Boutiquen scheint dies keinen großen Abbruch zu tun. Dort stehen die Leute täglich Schlange, um einen Blick auf die Ausstellungsmodelle zu erhaschen und sich in die Wartelisten einzutragen. Nehmen Sie zum Beispiel die Rolex Daytona 116500LN. Dieses Modell, dessen Wert seit seinem Höchststand im März um etwa 25 Prozent gesunken ist, ist zum Inbegriff für den Preisrückgang auf dem Sekundärmarkt geworden. Trotzdem beträgt der Durchschnittspreis für eine neuwertige Daytona 116500LN immer noch mehr als das Doppelte des empfohlenen Verkaufspreises von 14.150 EUR.

Es bleibt unklar, inwiefern sich die Inflation auf die Uhrenproduktion der verschiedenen Hersteller auswirkt. Uhrenhersteller halten sich bekanntlich gerne bedeckt, vor allem, wenn es um Produktionsdaten geht. Eine aktuelle Nachricht gibt es in diesem Zusammenhang aber wohl: Rolex plant den Bau eines neuen Werks in der Schweiz für schätzungsweise 1 Milliarde Schweizer Franken.  

Die Rolex Daytona hat erheblich an Wert verloren, wird aber immer noch für mehr als das Doppelte des Listenpreises verkauft.

Rolex und Omega: Stabilität in ungewissen Zeiten

Während Rolex international als Wetterfahne für den rückläufigen Markt Schlagzeilen macht, verzeichnet einer seiner Hauptkonkurrenten, Omega, einen stetigen Anstieg des Marktwertes. Die Speedmaster-Modelle von Omega halten ihren Wert trotz steigender Inflation und viele Seamaster-Referenzen können auf dem Sekundärmarkt Monat für Monat sogar einen Wertzuwachs verbuchen. So ist zum Beispiel der Wert der aktuellen Seamaster Diver 300 M (Ref. 210.30.42.20.01.001) innerhalb eines Jahres um 9,9 Prozent gestiegen. 

Nach dem Rummel um die Veröffentlichung der in Zusammenarbeit mit der Uhrenmarke Swatch entwickelten MoonSwatch kann sich Omega zudem über ein verstärktes Interesse an seinen Produkten freuen. Weltweit standen in diesem Frühjahr vor den Geschäften nicht selten Hunderte von Käufern Schlange, in der Hoffnung, eines der elf Modelle zu ergattern, die den verschiedenen Himmelskörpern unseres Sonnensystems gewidmet sind. Die Nachfrage hält auch viele Monate später noch an, und die MoonSwatch hat trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer chaotischen Einführung eine neue Schar von Uhrenfans geschaffen. Es wird für die Branche von entscheidender Bedeutung sein, diese Interessenten als Stammkäufer zu gewinnen, um sich gegen aktuelle und zukünftige Marktschwankungen zu wappnen. 


Über den Autor

Thomas Hendricks

In jungen Jahren war ich kein Uhrenfan, aber ein paar Jahre nach meinem Studium habe ich als Autor und Marketing-Spezialist beim Online-Portal Watchonista angefangen. Augenzwinkernd begrüßten mich hier die neuen Kollegen: „Willkommen in der Uhrenwelt, die niemand je wieder verlässt!“ Heute bin ich Privatkundenberater bei Chrono24 und helfe Menschen dabei, die perfekte Uhr für die großen Anlässe ihres Lebens zu finden.

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