10.03.2022
 7 Minuten

Schwarze Uhren – Zeitnahme im Stealth-Modus

Von Sebastian Swart
Tudor-Black-Bay-Stealth-2-1

Es ist mystisch, unergründlich und böse, gleichzeitig ist es zeitlos, elegant und ein Symbol der Macht: Schwarz. Die dunkelste aller Farben repräsentiert den Tod und fasziniert uns nicht zuletzt gerade deswegen seit Menschengedenken. Schwarz gehört zu den sogenannten unechten Farben, da sie kein Licht reflektiert. Sie ist somit die Abwesenheit von Licht. Geradezu furchteinflößend, nicht wahr?  

Seit jeher bewerben Uhrenhersteller ihre Produkte aus Stahl oder Edelmetallen mit Glanz, vollendeter Veredlung, Glamour und guter Laune. Im Grunde passen schwarze Uhren so gar nicht in dieses Bild des sorglosen, teils sinnentleerten Hedonismus. Sie scheinen das Gegenteil traditioneller Uhrmacherkunst zu sein. Damit besitzen schwarze Uhren einen geradezu rebellischen Charakter, sind sie doch eher sportlich-coole und teils schlecht ablesbare Modeaccessoires denn ernst zu nehmende Zeitmesser. Trotz oder gerade wegen dieser widrigen Eigenschaften erfreuen sich schwarze Uhren immer größerer Beliebtheit und sind längst im Mainstream angekommen.  

Wussten Sie, dass niemand geringerer als der 2019 verstorbene Modeschöpfer und Designer Karl Lagerfeld als Pionier unter den Trägern schwarzer Uhren gilt? So ist „Kaiser Karl“ auf zahlreichen Fotos aus den frühen 1970er-Jahren mit einer schwarzen Audemars Piguet Royal Oak Referenz 5402 zu sehen. Da AP zu dieser Zeit keine schwarze Royal Oak im Programm hatte, wird angenommen, dass Lagerfeld die Edelstahluhr selbst hatte PVD-beschichten lassen. Ein wahrer Rebell! 

Die wohl erstmals in Serie produzierte schwarze Uhr war der 1972 vorgestellte Chronograph 7176 von Porsche Design. Zum 50-jährigen Jubiläum präsentierte das Designstudio Anfang 2022 eine auf nur 500 Exemplare limitierte Neuauflage mit einem COSC-zertifiziertem Manufakturwerk. Auch Jack Heuer erkannte das Potenzial schwarzer Uhren. In seinem Auftrag produzierte das Unternehmen ab 1974 die Heuer Monaco „Dark Lord“. 

Allen schwarzen Uhren dieser Zeit gemeinsam ist, dass sie PVD-beschichtet sind. In diesem Physical Vapour Deposition-Verfahren wird eine dünne schwarze Farbschicht auf das Material aufgedampft. Ein großer Nachteil erster PVD-Beschichtungen war allerdings die kurze Haltbarkeit.  

Moderne PVD-Verfahren, oder auch das Diamond-like Carbon-Verfahren (DLC) bieten weitaus härtere Beschichtungen, bleiben am Ende aber nur das, was sie sind: Beschichtungen, die das Material nicht durchdringen und beschädigt werden können. Die Uhrenindustrie hat in den vergangenen Jahren viel geforscht und neue Materialien für den Uhrenbau entdeckt, die in sich schwarz sind. Hierzu gehören etwa Keramik oder Carbon. 

In diesem Artikel stellen wir Ihnen einige populäre schwarze Uhren unterschiedlicher Preisklassen und aus unterschiedlichen Materialien vor.

Porsche Design: Pioniere des neuen Uhrentrends Schwarz
Porsche Design: Pioniere des neuen Uhrentrends Schwarz

Blaken – schwarze Rolex Made in Germany

Wenn Sie auf der Suche nach einer schwarzen Rolex sind, werden Sie schnell feststellen, dass die Genfer Manufaktur kein einziges Modell in dieser Farbe anbietet. Die Tatsache, dass schwarze Uhren von Rolex sehr gefragt sind, der Hersteller dieser Nachfrage selbst jedoch keine Aufmerksamkeit schenkt, machen sich einige kleine Unternehmen zunutze und legen selbst Hand an. Die Blaken GmbH mit Sitz im kleinen sauerländischen Ort Menden ist eines dieser Unternehmen. 

Falls Ihnen also Ihre Rolex aus Edelstahl zu langweilig geworden ist, können Sie sich an Blaken wenden und sie nach Belieben schwärzen und weit darüber hinaus modifizieren lassen. Alternativ kauft Blaken für Sie das gewünschte Rolex-Modell und modifiziert es dann. Das Schwärzen des Gehäuses erfolgt bei Blaken im DLC-Verfahren. Hierbei wird eine hauchdünne Сarbonschicht aufgetragen, die eine Härte von über 3.000 Vickers besitzt und somit deutlich härter ist als Edelstahl. 

Für manch einen Rolex-Puristen mag die „Manipulation“ einer Uhr aus den heiligen Hallen in Genf zwar als Häresie erscheinen, doch der Besitzer einer Uhr kann mit ihr ja bekanntlich machen, was er will: zerschlagen, als Fußball verwenden oder eben modifizieren. 

Wichtig zu wissen: Sofern sich Ihre selbst gekaufte Rolex noch innerhalb der fünfjährigen Gewährleistung befindet, erlischt diese und die Blaken GmbH tritt als Garantiegeber an die Stelle von Rolex. 

Auf Chrono24 finden Sie regelmäßig schwarze Rolex-Modelle der Sauerländer. Je nach Variante und Art der Modifikation liegen die Preise zwischen 10.000 EUR für eine Air King und knapp über 60.000 EUR für eine Daytona aus der aktuellen Rolex-Kollektion. 

Eine Rolex Submariner Ref. 116610LN modifiziert von Blaken
Eine Rolex Submariner Ref. 116610LN modifiziert von Blaken

Vier auf einen Streich – Seikos „The Black Series“

Japans wohl bekanntester Uhrenhersteller Seiko stellte mit seiner Prospex-Reihe „The Black Series“ erst vor ein paar Wochen vier limitierte schwarze Turtle und Sumo Taucheruhren vor, die verführerische orange Akzente besitzen. Alle vier Versionen sind moderne Reminiszenzen an Modelle, die Seiko in den 1960er- und 70er-Jahren erstmals präsentierte. Damals waren die Uhren allerdings noch nicht schwarz. 

Während die Referenzen SPB253J1, SPB255J1 und SPB257J1 mit dem Manufakturkaliber 6R35 ausgestattet sind, tickt in der SLA061J1 das etwas hochwertigere Uhrwerk 8L35. Von den drei Varianten mit 6R35 bringt Seiko jeweils 5.500 Stück auf den Markt, von der vierten im Bunde mit dem 8L35 existieren hingegen lediglich 1.000 Exemplare. 

Beim Material setzt Seiko auf Edelstahl, das im selbst entwickelten Super-Hard-Coating-Verfahren in einem Vakuum ionisiert wird. Anschließend wird das Gehäuse schwarz DLC- beschichtet. Die Gehäuse selbst besitzen je nach Referenz Durchmesser zwischen 40,5 mm und 44 mm, sodass für fast jeden Handgelenkumfang die passende Uhr dabei ist. 

Wie bei Seiko Taucheruhren der Prospex-Reihe üblich, bieten auch die Uhren der Black Series eine Wasserdichtigkeit von 200 m (20 bar), außerdem stattet der Hersteller die Zeitmesser mit einem gewölbten Saphirglas aus, ein Feature, was man in dieser Preisklasse natürlich erwarten darf. Die Preise fallen für das Gebotene recht moderat aus. So kosten die Modelle mit dem Kaliber 6R35 laut Listenpreis zwischen 1.250 und 1.350 EUR. Die SLA061J1 mit 8L35 fällt hier mit einem Preis von 3.300 EUR aus dem Rahmen. 

Seiko Turtle im modernen schwarzen Gewand: Ref. SPB257J1
Seiko Turtle im modernen schwarzen Gewand: Ref. SPB257J1

Richard Mille RM037 aus Carbon TPT

Uhren von Richard Mille sind exklusive technische Meisterwerke aus Hightech-Materialien, die durch das Image ihrer Träger und futuristische Designs für teils kontroverse Diskussionen sorgen. Hinzu kommen Preise, die für die meisten Uhrenliebhaber unerschwinglich sind. Doch die im ersten Satz genannten Attribute haben nun mal ihren Preis. Richard Mille hat gleich eine ganze Reihe schwarzer Uhren im Programm, von denen die Damenuhr RM037 eine ist. Die Uhr misst 34 mm im Durchmesser und ist in Gold, Keramik oder dem sogenannten Carbon TPT erhältlich. 

Carbon TPT ist ein Werkstoff, bei dem Richard Mille unzählige hauchdünne Lagen Carbon übereinander schichtet und bei 120 °C zu einer extrem festen Einheit verschmelzen lässt. Das Ergebnis ist ein ultraleichtes Material, das trotz seines geringen Gewichts extrem robust ist. Eine Begleiterscheinung dieses Verfahrens ist, dass kein Gehäuse dem anderen gleicht, da die Oberflächenstruktur immer individuell ausfällt. Somit ist jede Uhr ein Unikat. 

Das komplett schwarze Erscheinungsbild der RM037 wird durch silberne Zierschrauben aufgelockert, die den Eindruck von Sternen am Nachthimmel vermitteln. Im Innern der RM037 tickt das automatische Richard Mille Manufakturkaliber CRMA1. Das Uhrwerk ist skelettiert und besitzt eine Basisplatine sowie Brücken aus Titan. Getragen wird das exklusive Schmuckstück an einem komplett schwarzen Armband aus Kautschuk. Sollten Sie Ihren Liebsten oder sich selbst mit dieser Uhr eine Freude machen wollen, sollten Sie allerdings über Rücklagen von über 200.000 EUR verfügen. 

Exklusiv und pechschwarz: die Richard Mille RM037 Damenuhr aus Carbon TPT
Exklusiv und pechschwarz: die Richard Mille RM037 Damenuhr aus Carbon TPT

Schwarze Omega Seamaster und Speedmaster

Die Bieler Uhrenmanufaktur Omega setzt bei ihren schwarzen Uhren auf Keramik. So gibt es die Speedmaster unter dem Namen „Dark Side Of The Moon“ aus diesem Material in etlichen Varianten. Die wohl schwärzeste aller Versionen ist die Referenz 311.92.44.51.01.005 „Black Black“. Die Zusatzbezeichnung lässt bereits vermuten, dass bei dieser Uhr wenig Lichtblicke zu finden sind. Neben dem Gehäuse besteht auch das Zifferblatt aus schwarzer Keramik, Indizes, Zeiger und Totalisatoren sind – Sie werden es ahnen – ebenfalls schwarz. Ja, sogar die Markierungen der Tachymeterskala sind schwarz und praktisch nicht mehr zu erkennen. Das sieht zwar mehr oder weniger cool aus, doch selbst bei guten Lichtverhältnissen dürfte es schwierig sein, die Zeit zuverlässig abzulesen. 

Deutlich übersichtlicher geht es bei der Speedmaster Dark Side Of The Moon Ref. 311.92.44.51.01.003 zu. Diese Version bietet das von der Speedmaster bekannte Zifferblattdesign und helle Superluminova auf Zeigern und Indizes. Ästhetische und dezente rote Kontraste besitzt diese Speedy mit dem Speedmaster Schriftzug unterhalb des Omega-Logos und der Spitze des Stoppsekundenzeigers. Beide Speedmaster sind mit Omegas Co-Axial-Kaliber 9300 ausgestattet und werden an einem – natürlich schwarzen – Armband aus Nylon ausgeführt. 

So viel Blackness lässt Omega sich mit etwa 9.900 EUR für die Speedmaster Dark Side Of The Moon „Black Black“ bzw. 8.500 EUR für die reguläre Version bezahlen. 

Schwärzer als Schwarz: Die Omega Speedmaster Dark Side Of The Moon „Black Black“
Schwärzer als Schwarz: Die Omega Speedmaster Dark Side Of The Moon „Black Black“

Tudor Heritage Black Bay Ceramic – schwarz und METAS-zertifiziert

Die Tudor Kollektion Heritage Black Bay ist die wohl erfolgreichste Reihe der Manufaktur aus Genf. 2012 erstmals vorgestellt, begeisterte sie die Uhrenwelt auf Anhieb, bieten die Modelle doch den klassischen Look früher Taucheruhren von Tudor und Rolex und kombinieren diesen mit modernster Technik. 

2021 stellte Tudor mit der Black Bay Ceramic Ref. M79210CNU-0001 eine schwarze Version des 41 mm großen Modells mit drei Zeigern vor. Der Name verrät bereits, dass das Gehäuse aus Keramik besteht. Bis auf die weißen Indizes und Zeiger sowie eine weiße Ziernaht auf dem Armband ist die Uhr komplett schwarz. Tudor spendierte der Uhr sogar ein schwarzes Uhrwerk mit einem Aufzugsrotor aus Wolfram, das durch einen Saphirglasboden sichtbar ist. 

Eine Besonderheit ist, dass das Tudor-Manufakturkaliber MT5602-1U vom unabhängigen Eidgenössischen Institut für Metrologie (METAS) als Master Chronometer zertifiziert ist und darüber hinaus über das bekannte Chronometerzertifikat der COSC verfügt. Für dieses kleine technische Wunderwerk sind rund 5.000 EUR fällig. 

Die Heritage Black Bay Ceramic ist allerdings nicht die einzige schwarze Black Bay. Bereits 2016 präsentierte Tudor der Öffentlichkeit die Black Bay Dark, ebenfalls mit 41 mm Durchmesser. Dieses Modell besteht aus Edelstahl und ist PVD-beschichtet. Im Gegensatz zur Black Bay Ceramic, deren Tauchskala schwarz ist, ist die der Black Bay Dark weiß gestaltet. In dieser Uhr tickt das 2015 erstmalig vorgestellte Manufakturkaliber MT5602. Aufgrund des Edelstahlgehäuses und des einfacheren Uhrwerks liegt der Preis hier bei ca. 3.700 EUR. 

Elegantes, schwarzes Keramikgehäuse: die Tudor Heritage Black Bay Ceramic
Elegantes, schwarzes Keramikgehäuse: die Tudor Heritage Black Bay Ceramic

Fazit

Modezar Karl Lagerfeld wusste es schon Anfang der 70er und machte es vor: Schwarze Uhren sind cool und besitzen eine mystische Aura. Obwohl Schwarz die dunkle Seite der Macht repräsentiert, besitzen die meisten erhältlichen Modelle eine gewisse Leichtigkeit, denn sie erscheinen lockerer und zwangloser als viele ihrer Gegenstücke mit viel Bling-Bling und aufgeblasener Geschichte. Das gilt vor allem dann, wenn kontrastreiche Farbakzente ins Spiel kommen. Es hat einige Jahre gedauert, bis sie alltagstauglich waren, vom Markt akzeptiert wurden und schließlich im Mainstream landeten. Eine hochwertige Uhr im schwarzen Look kann eine schöne Ergänzung zu einer gut sortierten Uhrensammlung sein. 


Über den Autor

Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

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