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Sinn-Uhren – 3 (Vintage-)Modelle für Sammler

Von Theodossios Theodoridis
27. April 2020
5 Minuten
Headerbild Sinn Uhren_2_1

Sinn-Uhren – 3 (Vintage-)Modelle für Sammler Bild: Zeigr

Die deutsche Uhrenmarke Sinn aus Frankfurt genießt weltweite Anerkennung unter Uhrenfreunden. Sie steht für „Made in Germany“ und „German Engineering“ zugleich. Internationale Uhren-Blogs und Magazine feiern nahezu jedes neue Modell, das die Frankfurter veröffentlichen. Vor allem die limitierten Modelle und Neuauflagen hauseigener Klassiker bekommen einiges an Aufmerksamkeit und Zuspruch. Die erst vor kurzem auf der Inhorgenta vorgestellte Sinn 158 (limitiert auf 500 Stück) ist hierfür das beste Beispiel:

Sinn 158
Sinn 158, Bild: Zeigr

Und so gelungen und technisch fortgeschritten die jeweils neuesten Sinn-Modelle auch sein mögen – der weitaus größere Charme geht für mich persönlich von den älteren Sinn-Uhren aus. Und zwar jenen, die noch aus Helmut Sinns Zeiten stammen – also vor 1994.

Mit dieser Einschätzung bin ich übrigens nicht allein. So mancher Sammler und Sinn-Fan kategorisiert ähnlich. Eine Uhr aus jener Zeit hat stets den etwas höheren Stellenwert als eine, die Frankfurt danach verließ. Man sieht es immer wieder in Verkaufsangeboten, wenn ausdrücklich erwähnt wird, dass die Uhr noch „aus Helmut Sinns Zeiten“ stammt. Es ist gewissermaßen ein Prädikat geworden.

Doch mal abgesehen von der Nostalgie, die da natürlich mitschwingt: Es gibt einen weiteren triftigen Grund, warum Sinn-Uhren mit Baujahren bis Ende der 90er Jahre einen besonderen Sammlerwert haben: Es handelt sich dann nämlich um Uhren, die noch ein Tritium-Zifferblatt haben. Sofern sie denn im Originalzustand sind und bei einer Revision kein neues erhalten haben. Solche Uhren sind bei Sammlern besonders beliebt – nicht nur, wenn es um Sinn geht.

Zudem sieht man diesen Zifferblättern auf eine sehr schöne Art und Weise an, wie sie gealtert sind: Die Indizes und Ziffern haben im Laufe der Jahre und Jahrzehnte ihre Farbe geändert. Ebenso die Zeiger. In der Regel ist es ein Vanille-Gelb oder ein Weiß-Grau. Oder beides – wie hier:

Sinn Closeup Zifferblatt
Bild: Zeigr

Und welche Sinn-Modelle sind nun besonders einen Blick wert?

Nun, eigentlich alle, die die oben erwähnten Kriterien erfüllen – und einem gefallen. Es gibt da reichlich Auswahl. Allerdings sind einige Vintage-Sinns so stark im Preis gestiegen (z.B. der Bundeswehr-Chronograph Sinn 1550), dass man ein Budget von über 3.000 Euro mitbringen muss.

Wenden wir uns also lieber den Modellen zu, die sich in einem etwas moderateren Rahmen bewegen – und dennoch ein gewisses Potential mitbringen. Preislich liegen sie in etwa bei 1.000 bis 2.500 Euro.

Hier meine 3 Favoriten in Sachen Sinn-Uhren.

Sinn 103 – der Flieger-Chronograph

Sinn 103
Sinn 103, Bild: Zeigr

Die Sinn 103 ist der Fliegeruhren-Klassiker schlechthin im Sortiment der Frankfurter Uhrenmarke – und das seit Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre. Helmut Sinn selbst war leidenschaftlicher Flieger und die 103 ist eng mit seiner Person und dem Unternehmen verbunden. Es gab sie in den letzten 50 Jahren in verschiedenen Varianten – sowohl was das Zifferblatt-Design, die Lünette als auch die Werke angeht.

Kenner werden erkannt haben, dass die oben abgebildete Uhr aus meiner Sammlung zwar einen gewissen Seltenheitswert hat (nicht mehr erhältlich), aber kein Vintage-Modell ist.

Genau zu dem würde ich aber heute raten, wenn mich jemand fragen würde, welche (Vintage-)Fliegeruhr mit Potential er sich zulegen sollte.

Mein Tipp lautet also: Nach einer Sinn 103 zu suchen – und dann gezielt nach Jahrgängen vor 1999. Denn bis dahin kamen die heute sehr beliebten Tritium-Blätter noch zum Einsatz. Wer noch einen draufsetzen möchte, der sucht nach Uhren bis 1994. Eben aus Helmut Sinns Zeiten.

Was das Werk angeht, so werden die meisten dieser Flieger-Chronographen das bewährte und robuste Valjoux/ETA 7750 haben. Das kann im Prinzip jeder Uhrmacher revisionieren und genügend Ersatzteile gibt es hierfür ebenfalls.

Und nun von der Fliegerei zum Motorsport.

Sinn 144 – der rasante Chronograph

Sinn 144
Sinn 144, Bild: Zeigr

Helmut Sinn war nicht nur Pilot, sondern in frühen Jahren auch Rallye-Fahrer. Nicht ohne Grund trug er zeitlebens den Spitznamen „Der schnelle Helmut“. Und damit sind wir beim zweiten Klassiker aus Frankfurt angelangt: Der Sinn 144.

Anders als die 103 hat sie eine innenliegende Lünette, die mit einer Tachymeter-Skala ausgestattet ist (Geschwindigkeitsmessung). Zudem erinnert das Zifferblatt-Design ein wenig an ein Tachometer. Das kommt nicht von ungefähr. Die 144 ähnelt insgesamt einem anderen Chronographen mit eindeutigen Rennsport-Genen: Der Orfina Porsche Design. Sie kam 1972 auf den Markt und war die erste schwarze Uhr überhaupt. Ihr Design haben andere Uhrenhersteller später aufgegriffen und – mehr oder weniger – neu interpretiert. Unter anderem Heuer mit der Pasadena und eben Sinn mit der 144. Letztere gab es in Schwarz und in der einfachen Edelstahl-Variante.

Da die schwarze Beschichtung damals noch nicht sonderlich gut war, schimmert bei den alten Uhren gern mal etwas Metall durch und sie sehen mitunter recht „runtergerockt“ aus. Hier würde ich also eher zu den Edelstahlvarianten raten. Es sei denn, die Uhren sind nachträglich DLC-beschichtet. (Mehr dazu)

A black Sinn 144
Sinn 144 in schwarz Bild: Zeigr

Was das Werk angeht, so hat Sinn hier ebenfalls auf das bewährte Valjoux/ETA 7750 gesetzt. Solide und recht anspruchslos.

Und noch ein Tipp: Wer nach einer besonderen Variante suchen möchte, der hält nach einer Sinn 144 mit GMT-Funktion Ausschau. Diese Uhren sind etwas seltener und teurer, aber auf jeden Fall einen Blick wert.

Sinn 144 with GMT function
Sinn 144 mit GMT-Funktion Bild: Zeigr

Kommen wir zum dritten und letzten Tipp – es geht in den Weltraum.

Sinn 140/142 – der Weltraum-Chronograph

Sinn 140
Sinn 140 Bild: Zeigr

Ja, diese Sinn hat es in den Weltraum geschafft. Und zwar an dem Handgelenk des deutschen Astronauten Reinhard Furrer, der sie 1985 bei der D1-Mission im Space Shuttle trug. Und laut Sinn war dies der erste automatische Chronograph im Weltraum überhaupt.

Zwar trug Furrer eine etwas andere Variante (Sinn141 S), die 140/142 gilt aber seit jeher als der legitime Nachfolger und als der „Weltraum-Chronograph“.

Was man zu dieser Uhr noch wissen muss: Es gab sie, ähnlich wie die Sinn 144, in einer schwarz beschichteten und einer normalen Edelstahl-Version. Mit 43 mm ist sie eine recht große und aufgrund der Gehäuseform wuchtige Uhr. Sie hat ebenfalls eine Innenlünette, die zudem über eine zweite Krone auf „10 Uhr“ drehbar ist.

Bei dem Werk setzte Sinn auf das Lemania 5100 mit 24-Stunden-Anzeige. Im Gegensatz zum Valjoux/ETA 7750 handelt es sich hierbei um ein nicht ganz so gängiges Werk. Dies schlägt sich leider auch ein wenig in Sachen Revisionskosten und Ersatzteil-Beschaffung nieder. Es hält sich zwar noch alles im Rahmen, aber es sei zumindest darauf hingewiesen.

Und wie bei der Sinn 144 gilt auch für die 140/142: Wer etwas Besonderes sucht, hält Ausschau nach einer Version mit GMT-Funktion. Sicherlich nicht ganz so leicht zu finden und etwas teurer, aber eine sehr interessante Uhr.

Soweit also meine Tipps zum Thema (Vintage-)Uhren von Sinn mit echtem Sammlerwert. Natürlich sind auch neuere Sinn-Uhren eine gute Wahl. Keine Frage. Aber wie ich schon eingangs sagte: Den größten Charme und am meisten Potential haben die etwas älteren Sinn mit den herrlich gealterten Tritium-Zifferblättern.

Wer noch mehr rund um das Thema Sinn-Uhren und den Firmengründer Helmut Sinn erfahren möchte, der findet auf ZEIGR einige weitere Artikel und sogar ein Interview mit Sinn persönlich.

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Über den Autor

Theodossios Theodoridis

Theodossios Theodoridis

Seit den 80er- und 90er-Jahren ist Theo von Uhren begeistert und besitzt bis heute ca. 40 Stück – darunter einige Vintage-Stücke, über die er schreibt.

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