20.02.2019
 4 Minuten

Sonne, Mond & Sterne – Uhren mit Mondphasenanzeige

Von Tomas Renner
Sonne, Mond & Sterne – Uhren mit Mondphasenanzeige

Sonne, Mond & Sterne – Uhren mit Mondphasenanzeige

In 29,5 Tagen um die Erde, eine Seite stets im Dunkeln verborgen, die andere mal voll sichtbar, nur halb oder als Sichel – mit einer Mondphasenanzeige auf der Uhr wissen Sie immer, wo der Erdtrabant steht.

Wie beeinflusst der Mond unseren Alltag?

Ob beim Surfen, Haareschneiden oder Rebenschnitt – der Stand des Mondes kann entscheidenden Einfluss haben. Am ehesten begreifbar ist das, wenn man sich die Gezeiten genauer ansieht: Die Flut entsteht durch die Anziehungskraft des Mondes, welche je nach zu- oder abgewandter Seite der Erde unterschiedlich stark wirkt. Ob Haare oder Nägel bei abnehmendem Mond tatsächlich langsamer wachsen, sei mal dahingestellt. Winzer und Obstbauern profitieren seit Jahrhunderten davon, dass sich Säfte bei abnehmendem Mond in die Wurzeln zurückziehen und dann der optimale Zeitpunkt für einen schonenden Schnitt ist.

Bis in die Zeit der Römer war der Mond auch ein maßgeblicher Faktor für das Kalendersystem. Es gab 12 Mondmonate mit je 29 oder 30 Tagen. Schon damals wurde durch die variierende Anzahl der Tage ausgeglichen, dass eine Erdumrundung des Monds bezogen auf die Sonne 29,53059 Tage dauert. Julius Cäsar führte dann einen Kalender ein, der die Umlaufzeit der Erde um die Sonne – 365 Tage – als Grundlage für die Berechnungen von Monaten und Tagen nahm.

Der Mond in der Uhrmacherei

Da der Mond also wie die Sonne eine maßgebliche Rolle beim Messen von Zeit spielt, widmen sich auch Uhrmacher seit dem 16. Jahrhundert der Darstellung der jeweiligen Mondphase auf dem Zifferblatt – damals noch auf Standuhren.

Die Mondphase oder Mondphasenanzeige ist in der Uhrmacherei eine kleine Komplikation. Bei der Anzeige der Mondphase bedarf es aufgrund der ungeraden Zahl von 29,53059 Tagen lediglich ein paar handwerklicher Kunstgriffe: Für 29,5 Tage bräuchte man eigentlich ein Zahnrad mit 29,5 Zähnen. Das gleichen die Konstrukteure aber aus, indem sie 2 Monde auf einer Scheibe darstellen, die von einem Rad mit 59 Zähnen angetrieben wird. Die gegenüberliegenden Monddarstellungen sind jeweils nur durch eine Aussparung sichtbar. So entsteht die Illusion einer Sichel, die mit der Zeit zum Halbmond wächst, bis schließlich der volle Mond sichtbar wird, ehe er wieder abnimmt.

Nun dauert eine Mondphase aber nicht 29,5 Tage, sondern 29,53059. Diese Ungenauigkeit, immerhin etwa 1,5 Stunden,  macht nach etwa 3 Jahren rund einen Tag aus. Deshalb wird sie bei besonderen Modellen durch einen Mechanismus korrigiert. Man bezeichnet diese dann als „präzise Mondphase“: Je nach Ausgereiftheit des Uhrwerks muss das Mondalter nur alle paar hundert, tausend oder sogar Millionen Jahre korrigiert werden.

Uhren mit Mondphasenanzeigen

Das Prinzip, das Mondzeitalter auf dem Zifferblatt abzubilden, gibt es schon seit dem 16. Jahrhundert bei Stand- und Wanduhren. Blancpain griff die Fertigkeit der Uhrmacher nach der Quarzkrise in den 1970er Jahren wieder auf und lancierte 1983 das Kaliber 6395 mit Mondphasenanzeige. Seitdem gibt es Modelle mit Mondphasenanzeige tatsächlich von fast jedem Hersteller – zum Beispiel die Patek Philippe Nautilus, die Rolex Cellini oder die Panerai Luminor. Hier eine kleine Auswahl:

Der Klassiker: Omega Speedmaster Moonphase Chronograph Master Chronometer

Zu welcher Uhr passt eine Mondphase besser, als zur Omega Speedmaster Moonwatch, die bei der ersten bemannten Mondlandung dabei war?! Der Chronometer mit Co-Axial Hemmung verfügt in der Edelstahlvariante über eine besonders gelungene Darstellung des Mondes: Ein Originalfoto der NASA ist mittels einer Oberflächenbehandlung auf der Kristallscheibe der Anzeige aufgebracht. Die präzise Mondphasenanzeige der Manufakturkaliber 9904 und 9905 müssen Sie nur alle 10 Jahre korrigieren und können dies sogar selbst über die Krone machen! Die Edelstahlversion kostet neu um die 8.000€, ungetragen um die 6.000€.

Die Extravagante: A. Lange & Söhne Richard Lange Ewiger Kalender Terraluna

2014 lancierte die deutsche Uhrenmanufaktur auf der SIHH die A. Lange und Söhne Terraluna. Von vorne erinnert sie an die „Pour le Merite“, auf der Rückseite bietet sich dem Betrachter eine sogenannte „Orbitale Mondphase“. Drei rotierende Scheiben zeigen neben den Mondphasen zugleich die Stellung des Mondes zwischen Erde und Sonne an. Im Mittelpunkt dieser Mondphasenanzeige steht die Erde, die sich einmal am Tag um ihre eigene Achse dreht. Der polierte Unruhreif schimmert als Sonne – auf der ihr zugewandten Seite ist es Tag. Sowohl Mond- als auch Sonnenfinsternis können Sie so in den nächsten 1.058 Jahren exakt ablesen. Die Terraluna von A. Lange und Söhne bekommen sie in Rosé- oder Weißgold neu und gebraucht für um die 150.000 €.

Die Außergewöhnliche von Andreas Strehler

Andreas Strehler's Sauterelle à Lune Exacte
Andreas Strehler’s Sauterelle à Lune Exacte Foto: Andreas Strehler

Die Sauterelle à Lune exacte des Uhrmachergenies Andreas Strehler ist wohl die mechanische Uhr mit der derzeit genauesten Anzeige des Mondalters. Die Lune Exacte verfügt über eine zum Patent angemeldete, hochpräzise Mondphasenanzeige, die das Alter des Mondes in Tagen und weiteren Schritten von drei Stunden anzeigt. Dies ist die konsequente Weiterentwicklung der Sauterelle à lune perpétuelle, die eine Mondanzeige mit einer Genauigkeit von einem Tag in zwei Millionen Jahren bietet und Andreas Strehler 2014 einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde bescherte. Strehler schafft es dabei, die vielen technischen Details der Sauterelle à Lune exacte in einem organisch anmutenden Design perfekt zu präsentieren. Der Listenpreis liegt bei ca. 150.000 €.

Die Günstige: Einsteigeruhr mit Mondphase

Mit der Frederique Constant Slim Line Moonphase haben Sie dagegen einen günstigeren Einstieg. Die Mondphasenanzeige befindet sich hier auf der 6-Uhr-Position innerhalb eines Hilfszifferblattes, das den Kalendertag anzeigt. Die Adjustierung erfolgt über die Krone – alles was Sie brauchen ist ein Mondphasenkalender. Die Uhren sind in 42 mm großen Edelstahlgehäusen auch roségoldplatiniert, mit konvexem Saphirglas und Sichtboden zu haben. Neu bekommen Sie die mit soliden Automatik-Manufakturwerken ausgestatteten Dresswatches in Edelstahl und Edelmetall für etwa 3.000 €, gebraucht in gutem Zustand für die Hälfte.

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Was ist eine Automatikuhr und wie funktioniert sie?


Über den Autor

Tomas Renner

Ich bin Tomas und arbeite seit mehreren Jahren für und mit Chrono24. Die erste Uhr, die ich selbst kaufte, war eine Quarz-Toolwatch von Casio mit Höhenmesser, die …

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