13.04.2023
 5 Minuten

TUDOR Black Bay Fifty-Eight 18k – der vergessene Goldschatz

Von Christoph Odenthal
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Im Frühjahr 2021 schickte Tudor zwei neue Pferde ins Rennen: die Tudor Black Bay Fifty-Eight 925 Referenz 79010SG und die Tudor Black Bay Fifty-Eight 18k Referenz 79018V aus 925 Silber und 18-Karat Gold. Seit Tag eins der Veröffentlichung steht die Ausführung in Sterlingsilber im Rampenlicht. Ausgestattet mit einem warm-grauen Zifferblatt und gleichfarbiger Lünette verfügt dieses Modell über ein matt-silbernes Finish und ist damit deutlich vielseitiger als der 18-karätige Mitstreiter. Der Goldjunge wird aufgrund seines edlen Materials und seiner aufstrebenden Preiskategorie von Anfang an äußerst kontrovers diskutiert. Zu keinem Zeitpunkt ist er aus dem Schatten der Silbervariante hervorgetreten – bis jetzt. Denn zwei Jahre nach der Einführung der beiden Uhren häufen sich die kritischen Stimmen zur Gehäuse-Patina der 925. Nicht jedermanns Sache! Der vergessene Goldschatz hat im Gegenzug einen entscheidenden Kaufanreiz erhalten. Beim Geschwisterpaar scheint sich das Blatt also zu wenden. Unser heutiger Review-Kandidat hat es also in sich – überzeugen Sie sich selbst!

Die Tudor Black Bay Fifty-Eight 18k am mitgelieferten Nato-Band.
Die Tudor Black Bay Fifty-Eight 18k am mitgelieferten Textilband

Tudor Black Bay Fifty-Eight 18k – der erste Eindruck

Im Rahmen einer genaueren Betrachtung fangen wir direkt mit der Attraktion dieses Modells an: Die Uhr besteht aus einem Block 18-Karat Gold – genauer gesagt Gelbgold, dem ältesten aller Goldarten. Es ist das erste Vollgoldmodell von Tudor. Das hochwertige Edelmetall war bislang nur den Two-Tone-Modellen vergönnt. In der Bicolor-Veredelung waren die meisten Teile auch nur vergoldet. Nun finden wir die wesentlichen Bestandteile aus purem Gold: Gehäuse, Krone und Lünette. Beim Mutterkonzern Rolex bereits als Standard geltend, sind zum ersten Mal auch Indizes und Zeiger bei Tudor aus Vollgold.

Die Krone der Tudor Black Bay Fifty-Eight 18k im Detail

Der Clou ist jedoch die Verarbeitung des Edelmetalls: das Gold ist komplett gebürstet. Die Uhr hat ein ganzheitlich mattes Finish an dem sich das Auge des Betrachters nicht satt zu sehen scheint. Die Uhr wirkt dadurch anders als seine vollgoldenen Wettbewerber. Weniger glanzvoll, weniger dominant und somit diskreter und rücksichtsvoller. Bei näherer Betrachtung zeigt die Black Bay Fifty-Eight Gelbgold von seiner edelsten Seite und ist zugleich gewohnt sportlich. Die leiseste Gold-Uhr die mir je untergekommen ist. Das Zifferblatt und die Lünette sind in einem gelbstichigen Grün gehalten. „Wieso nicht Blau oder Schwarz?“, kommt mir als erstes in den Sinn. Ein seltsames Grün! Doch der Schein trügt. Mehr dazu auf den zweiten Blick.

Tudor Black Bay Fifty-Eight 18k – der zweite Eindruck

Bei genauerer Betrachtung am Tageslicht ist die eloxierte Aluminiumlünette in einem satten Moosgrün eingefärbt. Das Drehring-Inlay hat dabei eine vergoldete 60-min-Skalierung mit klassisch eingefasster Leuchtperle auf der Zwölf-Uhr-Position. Das 60er-Drehraster sucht haptisch als auch akustisch seinesgleichen. Eines von vielen Details, bei dem sich die Qualitätsstandards aus dem Hause Rolex nicht von der Hand weisen lassen. Das Zifferblatt ist analog in mattem Moosgrün gehalten. Schrift und Minuterie sind ebenfalls vergoldet. Bei gründlicherem Hinsehen aus verschiedenen Winkeln lässt sich eine leicht gesprenkelte Oberflächenstruktur erkennen. Das gibt dem Zifferblatt bei wechselnden Lichteinflüssen eine körnige Optik. Man könnte meinen, das Zifferblatt würde bereits über eine altersbedingte Patina verfügen. Im künstlichen Licht der Tudor-Boutique wie auch bei digitalem Bildmaterial ist mir dieses Indiz bislang entgangen. Einmal mehr lebt auch diese Uhr also von natürlich wechselnden Lichteinflüssen des Alltags. Dabei bewegt sie sich vom satten Moosgrün über ein interessantes Olivgrün bis hin zu routiniertem Schwarzgrün. Mal in Einklang und mal kontrastierend zum beständigen Grünton der Lünette. Ein exklusives Zusammenspiel der Farben und in Kombination mit dem matten Gold wirklich spannend zu betrachten. Probieren Sie es mal aus!

Das grüne Dial der Tudor Black Bay Fifty-Eight 18k spaltet die Uhren-Community.
Das grüne Dial der Tudor Black Bay Fifty-Eight 18k spaltet die Uhren-Community

Im Lieferumfang sind zwei Uhrbänder enthalten: ein dunkelbraunes Alligatorlederband mit beigefarbenem Nähstich sowie das hochqualitative Tudor Textilband aus französischer Produktion nahe Saint-Étienne in einem passenden Olivgrün mit goldenem Mittelstreifen. Beide Bänder verfügen über eine 18-Karat Gold Stiftschließe. Das ist beachtlich! Denn Hersteller verlangen in diesem Produktsegment mindestens 1.000 EUR für vergleichbare Goldschließen.

Tudor Black Bay Fifty-Eight 18k – Maße und Kaliber

Referenz 79018V
Gehäusematerial 18K Gelbgold
Gehäusedurchmesser 39 mm
Gehäuseboden Saphirglas
Wasserdichtigkeit 20 bar
Kaliber MT5400
Gangreserve 70h
Zifferblatt Grün
Armband Alligatorleder, braun

Textilband, grün

Stiftschließe, 18K Gelbgold

Die Tudor Black Bay Fifty-Eight 18k kommt nahezu in typischen Maßen daher. Die bekannten Spezifikationen, 39 mm Gehäusedurchmesser und 47 mm Horn-zu-Horn-Maß, belassen die Uhr in ihrer allseits geschätzten Tragekomfortzone. Lediglich die Bauhöhe des Zeitmessers ist im Vergleich zu seinen Edelstahl-Geschwistern minimal angewachsen, um weitere 0,8 mm auf 12,7 mm. Dies ist dem transparenten Gehäuseboden geschuldet. Der Bandanstoß weist weiterhin die beliebten 20 mm auf.

Das technisch verdiente Manufakturwerk MT5400 ist mit 70 Stunden Gangreserve eines der besten innerhalb dieser Preiskategorie. Die Uhr ist bis 200 m wasserdicht. Das Schweizer Prüfinstitut Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres (COSC) hat den Zeitmesser offiziell als Chronometer zertifiziert. Die Uhr bringt in ihren Charakterzügen also die nötige Robustheit, Zuverlässigkeit, Präzision und Haltbarkeit mit.

Was spricht gegen die Tudor Black Bay Fifty-Eight 18k?

Nach umfangreicher Recherche zu dieser Referenz lassen sich die wesentlichen Kritikpunkte wie folgt zusammenfassen. Ich gebe zu, dass auch meine ursprünglichen Vorbehalte ähnlich veranlagt waren.

  • Allgemein kritisiert wird der transparente Gehäuseboden dieser Referenz. Für eine Taucheruhr höchst unüblich. Zudem ist das sichtbare MT5400 Kaliber wenig ansehnlich.
  • Ein reines Golduhrband ist im Lieferumfang nicht enthalten. Im Gegensatz zu den meisten Golduhren des Wettbewerbs fehlt dieses Zubehör und schränkt somit die individuelle Uhrbandpräferenz ein.
  • Der Grünton der Uhr sagt nicht zu. Insbesondere in Kombination mit Gelbgold.
  • Eigentlich bekannt für seine preisliche Erreichbarkeit, stößt die Black Bay Fifty-Eight 18k in neue Gefilde. Mit einem Listenpreis von aktuell 17.000 EUR liegt die Uhr deutlich außerhalb der einschlägigen Tudor Komfortzone.

Was spricht für die Tudor Black Bay Fifty-Eight 18k?

  • Der transparente und somit leichtere Gehäuseboden ermöglicht der Golduhr ein Gesamtgewicht von vergleichsweise spärlichen 103 g. Das ist dem Tragekomfort insgesamt, besonders jedoch am Nato-Band, sehr zuträglich. Tudor spart hier Edelmetall ein, zeigt sich jedoch an beiden Uhrbändern bzgl. der 18-Karat Goldschließen wiederum spendabel.
  • Das fehlende Golduhrband belässt die Referenz im vergleichsweise günstigen Preissegment für goldene Luxusuhren. Die Erweiterung eines solchen Uhrbands im Lieferumfang der Uhr würde den Preis um mindestens 50 % ansteigen lassen.
  • Digitales Bildmaterial und das künstliche Licht der Verkaufsräume werden der Uhr nicht gerecht. Das wahre Farbenspiel der Uhr entfaltet sich erst im natürlich variierenden Tageslicht.
  • Mit dem aktuellen Listenpreis von 17.000 EUR ist diese Referenz im Luxussegment mechanischer Vollgolduhren, wie von Tudor auch gewohnt, als absolut fair einzustufen.

Fazit

Die Tudor Black Bay Fifty-Eight 18k Referenz 79018V vermittelt nach wie vor den Eindruck, als hinke sie ihrem eigentlichen Potential hinterher. Zugegebenermaßen weist meine eigene überschaubare Sammlung neben der Rolex GMT-Master II Rootbeer Two-Tone ausschließlich Edelstahlmodelle auf. Vollgolduhren standen bei mir nie im Fokus. Bis heute! Denn wie würden Sie sich entscheiden, wenn der Marktpreis des Goldjungen nach einer beständigen Talfahrt in den nächsten Wochen unter die 10.000-EUR-Marke fällt?


Über den Autor

Christoph Odenthal

Christoph Odenthal ist in Düsseldorf in einer Familie von Uhrenliebhabern aufgewachsen. Seinen ersten Zeitanzeiger hat ihm 1985 sein Großvater geschenkt: eine Citizen Promaster Aqualand mit elektronischem Tiefenmesser. Daraufhin wechselten weitere Uhren – vorwiegend von Rolex – den Besitzer innerhalb der Familie.

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