07.09.2016
 4 Minuten

Uhren als Wertanlage – lieber selten und besonders oder beliebt und berühmt?

Von Robert-Jan Broer
Omega Speedmaster Snoopy

Einige Worte vorab

Wir könnten die Sache abkürzen und einfach die simpelste Antwort geben (Rolex & Patek Philippe), aber wir wollen lieber etwas tiefer in die Materie eintauchen und uns verschiedene Varianten und Szenarien ansehen.

Es sei angemerkt, dass der Kauf einer Uhr als Wertanlage ein heikles Unterfangen ist. Schließlich kann niemand in die Zukunft blicken. Werden die Rolex-Uhren von heute später noch genau so gefragt sein wie die Plexiglas-Modelle aus den 60ern und 70ern? Lohnt es sich überhaupt noch, in alte Rolex-Uhren zu investieren, jetzt da die Preise schwindelerregende Höhen erreicht haben? Wir wissen es nicht.

Wie Sie sich schon denken können, könnten Sie auf Nummer sicher gehen und das populärste Modell einer der fünf, sechs größten Marken kaufen. Sie könnten aber auch die ausgetretenen Pfade verlassen und ein etwas außergewöhnlicheres Stück wählen. Das mag etwas riskanter sein, aber am Ende könnte es sich durchaus auszahlen.

Beliebt und berühmt

Limitierte Auflagen von Panerai, Omega, IWC und Hublot sind zum Beispiel bei Sammlern sehr beliebt, doch der stete Strom an Sonderserien bringt auch Nachteile mit sich. Es gibt Marken, bei denen die Zahl der „Limited Editions“ die der normalen Serien übersteigt. Manche produzieren sogar ausschließlich begrenzte Stückzahlen. Mit diesem Modell waren sie in den letzten Jahren auch ganz erfolgreich – Respekt an Jean-Claude Biver, den klugen Kopf hinter der Marke Hublot, wie wir sie heute kennen. Omega hingegen nutzt limitierte Auflagen lieber, um Mondlandungen, Beagles und James-Bond-Filmen zu gedenken.

Bei einigen dieser Sondereditionen ändert sich der Wert nur geringfügig, doch dann gibt es auch immer wieder Fälle wie die auf 1970 Stück limitierte Speedmaster Silver Snoopy Award vom letzten Jahr, deren Preis sich auf seinem Höchststand verdreifacht hat. Wenn Sie sich mit einer Marke und deren Modellen – und bestenfalls auch in deren Sammlergemeinde – ein bisschen auskennen, können Sie ein gutes Geschäft machen. Das bedeutet, dass die Uhr auf jeden Fall ihren Wert behält, oder Sie im Extremfall sogar das Doppelte bis Dreifache wert ist, wenn der Hype seinen Höhepunkt erreicht hat.

Was Rolex anbelangt, sind Sie mit nahzu jedem Sportmodell in Edelstahl gut beraten. Das war viele Jahre lang so und wird wohl auch noch eine Weile anhalten. Auch angesichts der jährlichen Preissteigerungen und kontinuierlich anziehenden Werte für gebrauchte Stücke ist das eine sichere Sache. Wertverlust ist für Rolex-Käufer ein Schimpfwort. Sollten Sie in den 70er- oder 80er-Jahren eine Daytona gekauft haben, können Sie sich glücklich schätzen – vorausgesetzt natürlich, Sie haben sie noch.

Wenn Sie heute eine Daytona kaufen, die nun sehr viel häufiger produziert wird und deren moderne Materialien nicht mehr so schön altern wie früher, steigt ihr Wert möglicherweise weniger steil an. Nichtsdestotrotz ist sie eine sichere Anlage.

Äußerst rar und besonders

Widmen wir uns nun den etwas riskanteren Optionen – nicht nur für Ihr Portemonnaie angesichts der Anfangsinvestition, sondern auch hinsichtlich der Wertentwicklung. Der Kauf einer F.P. Journe, Grönefeld, Laurent Ferrier oder Urwerk, um nur einige zu nennen, ist sicherlich eine andere Hausnummer als der Kauf eines Modells der zehn beliebtesten Marken. Man muss schon Ahnung von der Materie haben, um diese Uhren wirklich zu verstehen und ihren Wert im Vergleich mit Uhren der bekannteren Marken zu erkennen. Trifft das auf Sie zu, gehören Sie vielleicht bereits zu einem erlauchten Kreis von Uhrenkennern, die das große Glück haben, eines dieser seltenen Stücke ihr Eigen nennen zu dürfen.

Wie Sie sich denken können, ist der Markt für diese Uhren deutlich kleiner als der für die gängigen Marken, das heißt aber nicht, dass die Nachfrage nicht groß wäre. Einige dieser unabhängigen Manufakturen führen Wartelisten für ihre Uhren.

Die Chance, dass der Wert solcher Uhren genauso wie der einer Rolex steigt, ist jedoch gering. Spricht sich aber erst einmal herum, dass ein bestimmtes Modell nicht mehr produziert wird und nicht mehr erhältlich ist, kann es sein, dass es jemand zutiefst bereut, nicht rechtzeitig zugegriffen zu haben. Für Einzelstücke oder sehr seltene Uhren greifen Sammler schon mal tief in die Tasche, zumal Geld für diese Zielgruppe oft keine große Rolle mehr spielt. In Anbetracht dessen sollte man sich eingehend mit diesen Uhren und ihrem – oftmals geschlossenen – Sammlerkreis beschäftigen, bevor man eine Entscheidung trifft.

Ein interessantes Beispiel in diesem Zusammenhang ist der Ansturm auf Tourbillons. Uhren mit Tourbillon-Mechanismus waren plötzlich bei hochkarätigen Sammlern und Kunden, die überwiegend aus Asien stammten, enorm gefragt. Neue Höhen erreichte diese von Breguet erfundene Komplikation bei Marken wie z. B. Greubel Forsey mit der Quadruple Tourbillon. Ein Highlight der jüngeren Vergangenheit war die Versteigerung der Naissance d’une Montre, ein Gemeinschaftsprojekt von Greubel Forsey und Philippe Dufour. Diese ganz und gar in Handarbeit gefertigte Uhr erzielte bei der „Important Watches“-Auktion von Christie‘s in Hongkong einen Preis von 1.461.507 US-Dollar. Natürlich handelte es sich hierbei von vornherein um ein außergewöhnliches Stück, doch es zeigt trotzdem, dass es für diese High-End-Zeitmesser durchaus einen Markt gibt.

Die Wirklichkeit

Doch zurück zur Realität. Die ganz seltenen, besonderen Stücke sind meist ohnehin einigen wenigen Privilegierten vorbehalten. Geben Sie bloß nicht Ihren letzten Cent dafür aus in der Hoffnung, einen Profit zu machen. Letztendlich sollten Sie eine Uhr kaufen, die Ihnen gefällt und die Sie hoffentlich auch tragen werden. Die Freude an einer Uhr im Bankschließfach hält sich nämlich in Grenzen – Uhren sind Gebrauchsgegenstände. Mit den Uhren aus der Kategorie „beliebt und berühmt“ machen Sie sicher nichts falsch und Sie müssen sich bei ihnen auch keine Sorgen um einen Wertverlust machen.

Rolex GMT Master II "Batman"
Highly popular Rolex GMT Master II „Batman“, Image: © Bert Buijsrogge

Ein ganz guter Anhaltspunkt bei der Auswahl einer solchen Uhr ist der Rabatt, der bei ihrem Neukauf gewährt wird (oder nicht). Ist ein solches Modell zu einem stark reduzierten Preis erhältlich, werden Sie es später nur schwer mit Gewinn weiterverkaufen können, da der Markt entweder schon überschwemmt ist oder die Uhr eben einfach keine große Fangemeinde hat. Uhren, die nur mit wenig oder gar keinem Rabatt angeboten werden, sind hingegen interessante Stücke, die es sich im Auge zu behalten lohnt. Denken Sie daran: Manchmal ist es klüger, jetzt zuzuschlagen, auch wenn Sie das Gefühl haben, etwas zu viel zu zahlen, als in (naher) Zukunft VIEL mehr ausgeben zu müssen, wenn die Uhr deutlich schwieriger aufzutreiben ist.


Über den Autor

Robert-Jan Broer

Robert-Jan ist Gründer des Fratello Magazine und schreibt dort seit 2004 über Uhren. Seine Leidenschaft für Uhren entdeckte er allerdings schon viel früher. Für …

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