06.08.2020
 4 Minuten

Uhrentrends damals und heute: Die 2000er

Von Jorg Weppelink
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Uhrentrends damals und heute: Die 2000er

Ein Rückblick auf vergangene Jahrzehnte kann enorm unterhaltsam sein. Er bietet einem die Gelegenheit, Momente noch einmal zu erleben, die eine Ära geprägt haben. In dieser Artikelreihe greifen wir uns jeweils ein Jahrzehnt aus der Uhrengeschichte heraus und nehmen dieses genauer unter die Lupe. Dieses Mal geht es zurück in die 2000er Jahre ‒ eine Ära, in der sich die mechanische Uhrmacherkunst in der Folge der Quarzkrise neu definierte. Die Nullerjahre sind in vielerlei Hinsicht die Blaupause für die moderne Uhrenindustrie, wie wir sie heute kennen. Lassen Sie uns also eintauchen und die prägendsten Momente dieser Dekade entdecken.

In den 1990er Jahren kämpfte sich die mechanische Uhrmacherei aus einem tiefen Loch heraus. Nachdem Quarzuhren die Branche mindestens zwanzig Jahre lang dominiert hatten, wuchs erneut das Interesse an mechanischen Zeitmessern. Große Marken wie Rolex, IWC und Patek Philippe, die niemals aufgehört hatten, mechanische Uhren zu produzieren, fanden ihren Weg zurück ins Rampenlicht. Auch das Interesse an mechanischen Vintage-Uhren nahm zu. Als schließlich die 2000er anbrachen, waren mechanische Uhren unglaublich populär. Die großen Uhrenmarken waren aus der Welt der Luxusgüter nicht mehr wegzudenken und die Uhrenindustrie florierte.

Der stetige Aufstieg von Rolex

Rolex – die größte Marke von allen – erlebte einen enormen Popularitätsschub. Und das nicht ohne Grund. Das Unternehmen investierte in den 2000ern erheblich in Innovationen. Im Jahr 2000 erhielt die legendäre Rolex Daytona ein Update und präsentierte sich erstmals mit dem berühmten Manufakturkaliber 4130. Drei Jahre später lancierte Rolex die grüne Submariner, die bei Fans auch unter dem Namen „Kermit“ bekannt ist und eine unwahrscheinliche Beliebtheit erlangte. Des Weiteren brachten die Genfer in rascher Folge zwei komplett neue Modelle auf den Markt: die Yacht-Master II im Jahr 2007 und die Sea-Dweller Deepsea im Jahr 2008.

Die grüne Rolex Submariner, genannt „Kermit“
Die grüne Rolex Submariner, genannt „Kermit“

Auch Sammler begannen sich mehr und mehr für Rolex und seine Geschichte zu interessieren und machten sich auf die Suche nach Vintage-Modellen aus den 1950er und 1960er Jahren. Ältere Modelle der Submariner, Sea-Dweller und Daytona wurden zu heiß begehrten Sammlerobjekten, was zu einem außerordentlichen Popularitätszuwachs und steigenden Preisen auf dem Gebrauchtmarkt führte.

Die Extravaganz von Zenith

Eine weitere berühmte Uhrenmarke, die sich auf dem Markt profilieren wollte, war Zenith. Von 2001 bis 2009 leitete der flamboyante Thierry Nataf das Unternehmen. Mit Nataf an der Spitze brachte Zenith eine große Zahl extravaganter und futuristischer Uhren heraus. Diese kennzeichneten sich durch enorme Durchmesser, ungewöhnliche Materialkombinationen, auffällige Farben, skelettierte – und schwer ablesbare – Zifferblätter sowie ihre astronomischen Preise.

Natafs Vorstellungen von Uhren waren Lichtjahre von den klassischen Zenith-Designs entfernt, für die die Marke bekannt war. Nach acht Jahren musste Nataf den LVMH-Konzern verlassen, weil er Zenith an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hatte. Sein Vermächtnis lebt jedoch bis heute weiter. Ich kann Ihnen nur ans Herz legen, sich die bemerkenswerten Zeitmesser Zenith Defy Xtreme, die unter Nataf entstanden sind, einmal anzusehen.

Zenith Defy Xtreme Titanium Chronograph
Zenith Defy Xtreme Titanium Chronograph

Der Siegeszug der großen Uhren

In einer Sache lag Nataf allerdings genau richtig: Große Uhren wurden in den Nullerjahren immer beliebter. Während die durchschnittliche Gehäusegröße einer Herrenuhr Ende der 1990er Jahre noch 37-39 mm betrug, war diese Anfang der 2000er bereits auf 40-44 mm angewachsen. Mitte der 2000er gab es sogar noch größere Uhren – einige hatten Durchmesser bis 48 mm. Je größer, desto besser, schien das Motto zu lauten. Viele Marken fingen nun an, größere Uhren zu produzieren. Und auch Unternehmen wie Panerai, die immer schon großformatige Uhren führten, verzeichneten einen enormen Anstieg in der Nachfrage, zum Beispiel nach Modellen wie der Luminor und der Radiomir.

Uhren und Popkultur

Die 2000er Jahre veränderten auch die Beziehung zwischen Uhren und der Popkultur. Die neuen großen Uhren fanden bei aufstrebenden R&B- und Hip-Hop-Künstlern enormen Anklang. Sogar in ihre Songs streuten die Künstler immer wieder bekannte Markennamen ein. Namen wie Frank Muller oder Jacob & Co. mussten Platz machen für klassische Marken wie Audemars Piguet und Patek Philippe und deren Modelle Royal Oakund Nautilus. Rolex dagegen blieb bei berühmten Musikern und Prominenten selbstverständlich auch in den 2000ern so beliebt wie eh und je.

The Hublot Big Bang

Eine weitere Marke, die in den 2000er Jahren Furore machte, war Hublot. 2004 wurde der legendäre Jean-Claude Biver zum CEO von Hublot ernannt. Schon bald führte er eine neue Markenphilosophie ein: die Fusion von Tradition und Zukunft. Erstes Ergebnis dieser neuen Philosophie war die Hublot Big Bang, die 2005 vorstellt wurde. Die Uhr sorgte in Uhrenkreisen unmittelbar für Gesprächsstoff.

Hublot Big Bang
Hublot Big Bang

Mit einer Ästhetik, die sowohl an die berühmte Hublot Classic Fusion als auch an die Royal Oak von Audemars Piguet erinnert, machte sich die Big Bang viele Freunde wie auch erbitterte Feinde. Das Modell brachte aber auch eine Reihe revolutionärer Gehäusematerialien und hochwertiger Uhrwerke mit sich und begeisterte damit ein großes Publikum. Neben der Kreation neuer Uhren gelang es Biver ebenfalls, einen neuen, weniger traditionell ausgerichteten, aber kapitalkräftigen Kundenkreis für Hublot zu erschließen.

Die Ära der unabhängigen Marken

Die Rückkehr der mechanischen Uhr führte in der Uhrenwelt zu einer der wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahrzehnte: dem Aufstieg kleiner unabhängiger Marken. Diese Unternehmen blickten über den Tellerrand und erkundeten neue technische und kreative Möglichkeiten. Hersteller wie MB&F, Urwerk, De Bethune und Richard Mille überraschten mit neuen Techniken, Materialien und Designs, die die mechanische Uhrmacherei auf die nächste Stufe bringen sollten.

MB&F HM6 Space Pirate
MB&F HM6 Space Pirate, Bild: Bert Buijsrogge

Während die 90er-Jahre mechanische Uhren wieder in den Mittelpunkt des Interesses rückten, bewiesen die 2000er Jahre, dass die Uhrenindustrie in der Lage war, sich durch Kreativität, Innovation und neue Technologien neu zu definieren, ohne dabei ihren Sinn für Tradition zu verlieren. Das Jahrzehnt hat den herausragenden Stellenwert von Uhren in der heutigen Luxusgüterindustrie gefestigt.

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Jorg Weppelink

Hallo, ich bin Jorg und schreibe seit 2016 Artikel für Chrono24. Meine Beziehung zu Chrono24 reicht jedoch deutlich weiter zurück, denn meine Liebe zu Uhren erwachte …

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