10.10.2022
 5 Minuten

Verschiedene Zeitanzeigen im Überblick

Von René Herold
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Unconventional Ways to Display the Time – Chrono24

Wenn Sie an eine Armbanduhr denken, haben Sie wahrscheinlich ein ganz bestimmtes Bild vor Augen: ein mehr oder weniger rundes Zifferblatt, dessen Rand mit 12 Stundenmarkierungen versehen ist, und in der Mitte die Zeiger für die Stunden, Minuten und vielleicht noch die Sekunden.  

In diesem Artikel wollen wir uns jedoch einmal Uhren anschauen, die mit dieser Art die Zeit darzustellen brechen. Und Sie werden staunen, denn es gibt eine ganze Reihe innovativer Möglichkeiten, die Anzeige einer Uhr zu gestalten.  

Ein-Zeiger-Uhren – zurück zu den Wurzeln  

Uhren mit nur einem einzigen Zeiger erfreuen sich, dank Marken wie Botta, Neuhaus oder Meistersinger, seit Anfang der 1990er-Jahre wieder großer Beliebtheit. Genau wie die Sonnenuhren der Antike zeigen diese Uhren lediglich die verstrichenen Stunden an. Die Skalierung ist dabei recht grob. Meist zeigen Ein-Zeiger-Uhren die Zeit in 5-Minuten-Intervallen an. Es gibt jedoch auch Modelle, die lediglich die vollen Stunden indizieren oder ganz auf eine Skala verzichten.  

Die langsame, aber stetige Bewegung des Stundenzeigers und die Tatsache, dass es auf einem solchen Zeitmesser eher „kurz vor 3“ ist und nicht 14:58 Uhr, haben einen enorm entschleunigenden Effekt. Für viele hat diese Idee angesichts unseres teilweise auf die Sekunde durchgetakteten Alltags einen gewissen Charme. 

Meistersinger Metris – ein Zeiger ist genug
Meistersinger Metris – ein Zeiger ist genug

Neu ist das Prinzip der Ein-Zeiger-Uhr jedoch nicht. Tatsächlich ist es so, dass die Zeitanzeige mit nur einem Zeiger bis etwa zum Beginn des 18. Jahrhunderts die Norm war. Egal, ob Kirchturm-, Stand- oder Taschenuhr – sie alle zeigten in der Regel nur die Stunden an. Dies lag zum einen daran, dass es damals nicht notwendig war, die Zeit minutengenau angezeigt zu bekommen. Zum anderen steckte die Technik noch in den Kinderschuhen und die Gangabweichungen waren viel zu groß, als dass man eine minutengenaue Anzeige hätte realisieren können. Dies änderte sich erst mit dem Beginn der Industrialisierung, als Ein-Zeiger-Uhren langsam von den uns heute so vertrauten Drei-Zeiger-Uhren verdrängt wurden.  

Ein-Zeiger-Uhren sind also keine hippe Erfindung der Neuzeit, sondern Uhren mit langer uhrmacherischer Tradition. 

Uhren mit Regulator-Anzeige – aus der Forschung ans Handgelenk 

Genau wie Uhren mit nur einem Zeiger wirken auch Zeitmesser mit Regulator-Anzeige auf den ersten Blick fremd. Sie besitzen in der Regel ebenfalls nur einen zentralen Zeiger – einen Minutenzeiger, um genau zu sein. Stunden und Sekunden lesen Sie dezentral auf Hilfszifferblättern ab. 

Historisch betrachtet waren Regulatoren besonders ganggenaue Uhren, welche die Uhrmacher früher als Referenz nutzten, um den Gang anderer Uhren einzustellen. In der Fachsprache wird dies Réglage (französisch für Regulierung) genannt, was den Namen Regulator erklärt. Seit den 1960er-Jahren gehörten diese besonders genauen Regulatoren auch zur Ausstattung wissenschaftlicher Labore, in denen eine präzise Zeitmessung notwendig war. Diese Uhren zeigen Stunden, Minuten und Sekunden der besseren Übersicht wegen getrennt an. Die Form der Anzeige fand dann nach und nach ihren Weg in die Welt der Armbanduhren.  

Uhren mit Regulator-Anzeige gibt es von zahlreichen Marken und in diversen Ausführungen. Ein Beispiel für einen Regulator im Einsteigersegment ist die Hamilton Jazzmaster Regulator Automatic. Bei dieser 42 mm großen Edelstahluhr handelt es sich um eine klassisch-elegante Dresswatch mit asymmetrisch angeordneten Hilfszifferblättern für Stunden und Sekunden. So sitzt der Stundentotalisator bei 10 Uhr, während die kleine Sekunde ihren Platz bei der 5 hat. 

Patek Philippe 5235/50R – a top-of-the-line regulator
Patek Philippe 5235/50R – Regulator der Spitzenklasse

Am anderen Ende des Regulator-Spektrums finden sich Uhren wie die Patek Philippe 5235/50R aus der Kollektion Complications. Dieser roségoldene Zeitmesser verfügt dank des Manufakturkalibers 31-260 REG QA sowohl über eine Regulator-Anzeige als auch einen Jahreskalender. Patek legt beim Zifferblattdesign Wert auf Symmetrie. So befinden sich die Hilfszifferblätter für Stunden und Sekunden bei 6 und 12 Uhr. Das Fenster für das Datum sitzt ebenfalls bei der 6. Den Wochentag sowie den Monat stellt die Uhr hingegen in Fenstern bei 10 bzw. 2 Uhr dar. Schlanke nadelförmige Zeiger sowie eine Eisenbahnminuterie machen den klassischen Look der Uhr perfekt.  

Die Digitalanzeige – nicht nur etwas für Quarzuhren 

Bei dem Wort Digitalanzeige denken Sie wahrscheinlich als Erstes an Quarzuhren der 1970er- und 80er-Jahre. Und damit haben Sie natürlich auch recht, doch gibt es auch eine Reihe von mechanischen Uhren mit digitaler Anzeige. Denn um etwas digital anzuzeigen, bedarf es nicht unbedingt einer LCD-Anzeige, wie wir sie von den gerade so angesagten Retro-Uhren von Casio oder Seiko kennen. Digital bedeutet in unserem Fall, dass man eine begrenzte und zuvor definierte Anzahl von Ziffern dazu benutzt, eine Information – in unserem Fall die Uhrzeit – anzuzeigen.   

Die wohl bekannteste mechanische Uhr mit digitaler Anzeige ist sicherlich die Zeitwerk der Glashütter Manufaktur A. Lange & Söhne. Das Zifferblatt wird durch zwei große Fenster bei 3 und 9 Uhr dominiert, in denen arabische Ziffern zu sehen sind. Die Anzeige auf der linken Seite zeigt die Stunden, die rechte die Minuten. Da das Manufakturkaliber L043.1 über einen Sprungziffernmechanismus verfügt, springt die Anzeige jeweils zur nächsten Position, genau wie es die Ziffern auf einem LCD-Display tun. Im Kontrast dazu ist die kleine Sekunde bei 6 Uhr mit einem traditionellen Zeiger versehen, der ruhig über das Zifferblatt gleitet. 

A.Lange & Söhne Zeitwerk – die wahrscheinlich bekannteste mechanische Armbanduhr mit Digitalanzeige
A.Lange & Söhne Zeitwerk – die wahrscheinlich bekannteste mechanische Armbanduhr mit Digitalanzeige

Inspiriert wurde die Zeitwerk übrigens von der berühmten „Fünf-Minuten-Uhr“ der Dresdener Semperoper. Diese wurde 1841 von Friedrich Gutkaes entwickelt und zeigt seither in Fünf-Minuten-Schritten die Zeit in dem berühmten Opernhaus. 

Die Omega De Ville Prestige Jumping Hour ist ebenfalls eine mechanische Uhr mit digitaler Zeitanzeige – zumindest teilweise. Die Tonneau-förmige Uhr besitzt bei 12 Uhr ein Fenster, das die Stunden darstellt. Wie der Name der Uhr bereits andeutet, handelt es sich auch hier um eine Anzeige mit Sprungziffern. Die Minuten stellt die De Ville Prestige Jumping Hour jedoch mit einem zentralen Zeiger dar – die Uhr nimmt also auch Anleihen bei einem Regulator. 

Weitere innovative Formen der Zeitanzeige 

Alle bisher vorgestellten Formen der Zeitanzeige haben eine lange Geschichte. Doch es gibt auch neue und innovative Konzepte, die Zeit anzuzeigen. Einer der Vorreiter auf diesem Gebiet ist ohne Zweifel die Schweizer Manufaktur Urwerk

Die Uhren der Marke wirken, als stammten sie direkt aus einem Science-Fiction-Blockbuster, woran nicht zuletzt die futuristische Satellitenanzeige einen großen Anteil hat. Diese funktioniert folgendermaßen: Die Uhren besitzen eine halbkreisförmige Minutenskala, welche die vollen 60 Minuten einer Stunde darstellt. Als Zeiger verwendet die Manufaktur sogenannten Satellitenarme. Je nach Modell kommen drei oder vier dieser Arme zum Einsatz. Pro Stunde ist jeweils ein Arm dafür verantwortlich, die Minuten auf der Skala anzuzeigen. Hat er seine Aufgabe erfüllt, übernimmt der nächste Arm.  

Die Stunden zeigen diese Uhren über die namensgebenden Satelliten an. Diese sitzen auf den Satellitenarmen und sind in Form beweglicher Scheiben oder Quader ausgeführt. Jeder Satellit ist mit einer Reihe von Ziffern versehen, die stellvertretend für die jeweilige Stunde stehen. Nach jedem Durchlauf, den ein Satellitenarm auf der Minutenskala vollführt, schalten die Satelliten eine Ziffer weiter. Eigentlich ein ganz einfaches Prinzip, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheinen mag. 

Futuristisches Design – die Urwerk UR202 mit Satellitenanzeige
Futuristisches Design – die Urwerk UR202 mit Satellitenanzeige

Ein weiterer Uhrenhersteller, der bei der Zeitanzeige innovative Wege geht, ist HYT. Die Marke stattet ihre Uhren mit der sogenannten Meca Fluidic Technology aus, welche die verstrichenen Stunden mittels einer farbigen Flüssigkeit darstellt, die durch eine dünne Röhre gepumpt wird. Die beiden hierzu notwendigen Pumpen sind dank skelettierter Zifferblätter gut zu erkennen und erinnern ein wenig an die Zylinder in einem Motorblock. Zur Anzeige der Minuten nutzt HYT jedoch einen traditionellen Zeiger aus der Mitte. 

Mein Fazit

Soweit unser kleiner Ausflug in die Welt der Zeitanzeigen. Wie Sie gesehen haben, muss es nicht immer eine Uhr mit den üblichen drei zentralen Zeigern sein. Regulatoren, Ein-Zeiger-Uhren und Uhren mit Satelliten- oder Flüssiganzeige sind faszinierende Alternativen, die sich wohltuend vom üblichen Einerlei abheben. Vielleicht konnten wir Sie ein wenig inspirieren und Ihr nächster Zeitmesser stellt die Zeit etwas anders dar als die große Masse der Armbanduhren. 


Über den Autor

René Herold

Mein Name ist René Herold und ich bin durch eine Stellenausschreibung auf Chrono24 aufmerksam geworden. Ich muss ehrlich zugeben, dass Uhren vor meinem Engagement bei …

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