Quarz oder Automatik? Vor dieser Frage stehen wir oft beim Uhrenkauf. Dabei vergessen wir nur zu leicht, dass es eine dritte Alternative gibt: eine Uhr mit Handaufzug. Auch wenn diese vielleicht weniger Komfort als die anderen Varianten bietet, hat sie doch das Potenzial uns auch auf einer emotionalen Ebene zu erreichen: In einem täglichen Ritual ziehen wir unsere Uhr durch das Drehen der Krone auf. So versorgen wir unsere Uhr mit Energie, wir selbst halten sie am Laufen. Der Prozess mag simpel sein – aber erst, wenn wir ihn regelmäßig ausführen, verstehen wir, was er wirklich auslöst. Es ist ein kurzer Moment der Achtsamkeit, eine kleine tägliche Meditation und gleichzeitig ein intensives Eintauchen in die Leidenschaft für Uhrmacherkunst.
Doch auch ganz praktische Gründe sprechen für eine Damenuhr mit Handaufzug. So kommt das Uhrwerk mit weniger Teilen aus, was die Uhr nicht nur günstiger, sondern auch weniger störungsanfällig macht. Auch ist durch den fehlenden Rotor das Uhrwerk besser sichtbar – ein Traum für Uhrenliebhaber! Gleichzeitig erlaubt das Fehlen des Rotors die Uhr flacher zu bauen. Besonders bei eleganten Damenuhren ist dies eine nicht zu unterschätzende Eigenschaft. Uns haben die Vorteile von Uhren mit Handaufzug überzeugt – und in diesem Artikel stellen wir Ihnen unsere Favoriten in dieser Kategorie vor.
NOMOS Tetra
NOMOS hat mit der Tangente zweifelsohne eine der beliebtesten Uhren schaffen, die auch mit Handaufzug erhältlich sind. Doch manchen von uns stehen runde Uhren einfach nicht so wirklich – oder wir sind auf der Suche nach dem etwas anderen, nach etwas mit Ecken und Kanten. Für all diese Uhrenliebhaberinnen gibt es die NOMOS Tetra – quasi die ikonische Tangente in Quadratform. Wie auch die Tangente wird die Tetra vom Manufakturwerk Alpha angetrieben, für welches NOMOS auch berühmt ist. Es verfügt über 43 Stunden Gangreserve und ist nur 2,6 mm hoch! Zudem wurde das Werk so gekonnt verbaut, dass die Uhr sogar bis 3 bar wasserdicht ist. Sollten Sie die Wahl haben, greifen Sie zu einem Modell mit Sichtboden – denn das Werk ist auch optisch ein echter Hingucker!
Mit Blick aufs Design ist die Referenz zur Tangente klar zu erkennen – und gleichzeitig ist die Tetra doch ganz anders. Klassisch, minimalistisch und geradlinig vertritt sie den typischen Bauhaus-Stil. Doch durch ihre quadratische Form sticht sie ins Auge. Wählt man dann auch noch ein Modell mit farbigem Zifferblatt, wird die Uhr mehr zu einem Statement Piece als einem einfachen Zeitmesser. Dank der Preisgestaltung dieser Serie sehen sie viele als Einsteigermodell an. Meiner Meinung nach ist sie jedoch auch ein Stück, das erfahrene Uhrenliebhaberinnen genauso begeistert wie Neulinge. Denn egal, ob sie nun eine elegante, extra flache Uhr suchen oder lieber ihre Ecken und Kanten betonen möchten, die NOMOS Tetra ist ein Designklassiker, der wie für uns Frauen gemacht ist!
Omega Speedmaster Trilogy 60th Anniversary
Nein, diese Uhr ist nicht für Frauen, die eine elegante flache Uhr suchen. Sie ist für all jene, die neidische Blicke auf die Omega Speedmaster Moonwatch werfen, wenn sie diese an einem Herrenhandgelenk erblicken. Also Frauen wie mich. Denn auch wenn wir größere Uhren mögen – Modelle mit 42 mm Durchmesser sind schwer zu tragen. Natürlich gibt es einige wunderschöne Modelle der Omega-Speedmaster-Serie mit 38 mm Durchmesser, die sogar von einem Automatikwerk angetrieben werden. Aber keine ist die legendäre Moonwatch mit Handaufzug. Es schien, als bliebe uns Frauen dieses Modell verwehrt – bis die Omega Speedmaster Trilogy 60th Anniversary erschien.
Limitiert auf 3557 Exemplare wurde sie zum 60. Geburtstag der Speedmaster neu aufgelegt. Wie auch beim Original, sind ihre Zeiger äußerst markant und die Tachymeter-Skala befindet sich ganz klassisch auf der Lünette. Der Durchmesser beträgt 38,6 mm. Trägt man sie am Stahl- oder Nato-Armband, wirkt sie noch eher groß, doch am Lederarmband schmiegt sie sich besser ans Handgelenk an. Ich überlasse es jetzt Ihnen, Ihrer Uhrenleidenschaft nachzugehen und all die faszinierenden Details zu diesem Modell zu entdecken. Jedoch kann ich Ihnen etwas versichern: Neidische Blicke werden Sie in Zukunft nicht mehr auf andere werfen, Sie selbst werden diese von Uhrenliebhabern anziehen!
Patek Philippe Calatrava
Calatrava – bereits der Name lässt vermuten, dass diese Uhr die Quintessenz von Patek Philippe ist. Schließlich ist sie nach dem Lilienkreuz benannt, aus dem Patek Philippes Markenlogo besteht. Dieses war ursprünglich im Mittelalter das Symbol des spanischen Ritterordens von Calatrava. Später war es auch Teil des Wappens des französischen Departements, zu dem auch Jean Adrien Philippes Geburtsort gehörte – und kam wohl so ins Logo dieser weltberühmten Uhrenmarke. Den hohen Erwartungen, die der Name mit sich bringt, wird die Uhr gerecht. Bereits 1932 auf den Markt gebracht, ist sie nicht nur eine der ältesten noch erhältlichen Uhrenlinien, sondern auch das Sinnbild einer runden Armbanduhr.
Gleichzeitig ist sie ein Paradebeispiel für den Stil von Patek Philippe. Auch wenn es in dieser Kollektion ein paar Modelle mit aufwendigen Komplikationen gibt, sind vor allem die schlichten Modelle zu Ikonen geworden. Klare Linien und zeitlose Eleganz sowie beeindruckende Technik – das ist die DNA von Patek Philippe. Als Frauen können wir hier natürlich zu den Damenmodellen greifen, die traditionell mit Diamanten oder aufwendig verzierten Zifferblättern ausgestattet sind. Genauso passend sind jedoch auch die Vintage-Modelle, die dank ihres kleineren Durchmessers heute für uns Frauen wie gemacht sind. Ob als Erbstück oder neu gekauft – die Calatrava ist nicht nur seit Generationen eine der beliebtesten Dresswatches. Sie ist eine der wenigen Uhren, die einfach pure Perfektion sind.
Cartier Révélation d’une Panthère
Ist dies noch eine Uhr oder doch eher ein Schmuckstück? Darauf gibt es keine Antwort. Die Cartier Rélévation d’une Panthère ist aber mit Sicherheit die Verbindung der beiden Traditionen des Hauses Cartier: Haute Horlogerie und Haute Joaillerie. Das verwendete 430 MC Werk ist extra flach und somit ideal für den Einsatz in eleganten Uhren. Trotz seiner geringen Größe beträgt die Gangreserve 38 Stunden und die Präzision ist so hoch, wie wir von Cartier erwarten dürfen. Doch hier verdienen weder das Werk noch die Diamanten auf der Lünette den hauptsächlichen Fokus. Vielmehr ist es magisch, was auf ihrem Zifferblatt vor sich geht.
Hält man die Révélation d’une Panthère senkrecht, so rieseln 900 kleine Goldkügelchen über das Zifferblatt und bilden das Panthère-Muster. Nur wenn man die Uhr waagrecht hält (und ein wenig geschickt ist), erscheint dieses vollständig auf dem Zifferblatt. Nein, eigentlich über dem Zifferblatt – denn es scheint quasi zu schweben. Möglich ist dies dank 5 Jahren Entwicklungsarbeit und zweier Patente: für eine Flüssigkeit, die die winzigen Kugeln beweglich hält, sowie für ein spezielles Glas, welches die Flüssigkeit sowie die Kugeln einschließt. Die Flüssigkeit greift auch das Gold nicht an, sondern garantiert bei allen Temperaturen einen gleichbleibenden Fluss der Goldkügelchen, sodass die Uhr zu dem werden kann, was sie sein soll: ein lebenslanger Begleiter für ganz besondere Momente.
Uhren mit Handaufzug – was gibt es zu beachten?
Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Ob nun die klassische Reverso von Jaeger-LeCoultre oder doch die sportliche Khaki Field von Hamilton – man hat die Qual der Wahl. Zum Schluss des Artikels möchte ich jedoch lieber noch einmal einen Augenmerk auf das Hauptmerkmal dieser Uhren richten – das Aufziehen. Denn dies macht die Modelle so besonders – und deswegen benötigen sie auch etwas mehr Aufmerksamkeit. Da die Aufzugsfeder nicht den ganzen Tag über unter der gleichen Spannung gehalten wird, kann die Ganggenauigkeit etwas stärker schwanken. Frisch aufgezogene Uhren laufen leicht schneller, gegen Ende der Gangreserve laufen Uhren langsamer. Um dies auszugleichen, sollte man die Uhr jeden Tag etwa zur gleichen Zeit aufziehen.
Wie zieht man eine Uhr mit Handaufzug auf?
Ziehen Sie die Uhr niemals auf, wenn Sie sie noch am Handgelenk tragen. Nehmen Sie sich immer die Zeit, sie abzunehmen, in der einen Hand zu halten und mit der anderen aufzuziehen. Damit verhindern Sie, dass Sie die Krone beim Aufziehen permanent leicht nach oben ziehen. Nehmen Sie die Krone zwischen Daumen und Zeigefinger und drehen Sie nach hinten. Keine Sorge, Sie können dabei kaum etwas falsch machen. Mit der Zeit werden Sie einen gewissen Widerstand merken. Wenn sich die Krone nicht mehr drehen lässt, ist die Uhr fertig aufgezogen. Mein Tipp: Nehmen Sie sich dafür Zeit. Eine Uhr aufzuziehen ist keine lästige Pflicht, sondern ein Ritual – und dieses dürfen Sie auch genießen.