Luxus – ein Begriff, der viele Definitionen und Interpretationen zulässt. Egal, ob als „kostspieliger, verschwenderischer, den üblichen Rahmen (der Lebenshaltung) stark übersteigender, nur dem Genuss und Vergnügen dienender Aufwand“ oder ganz knapp als „nicht notwendig“ bezeichneter Gegenstand – Luxus und damit auch die Luxusuhr lässt sich auf unterschiedliche Weise betrachten. Welche Marke ist nach objektiven Kriterien eine Luxusmarke? Ist dies abhängig vom Preis? Von der produzierten Stückzahl? Oder der Verfügbarkeit? Beginnt das Luxussegment bei Brands wie Tissot und NOMOS? Oder ist bereits die Swatch Moonswatch eine Luxusuhr, da diese schwer zu bekommen war?
Wie Sie merken, ist dieser Ansatz perfekt für einen Streit unter Uhrenliebhabern geeignet. Streiten möchte ich jedoch eher ungern mit Ihnen. Deshalb versuche ich mich dem Thema Luxus(uhren) und Luxusmomenten im Alltag in diesem Artikel von einer anderen und subjektiv-persönlichen Seite zu nähern.
Muss es eine Rolex sein? Der Luxus an Luxusuhren
Zeit ist ein knappes Gut – und Uhren sind nicht nur dazu da, sie zu messen und uns daran zu erinnern, dass Zeit wertvoll ist. Man kann mit ihnen auch sehr viel Zeit verbringen. Denn die Welt der Uhren ist komplex. Angefangen von der Technik, die es zu verstehen gilt, bis hin zur Historie einzelner Marken und Modelle.
Ich schätze, für jeden verkörpert die eine oder andere Marke mehr oder weniger Luxus. Auch an den Marken und Modellen selbst erkenne ich unterschiedliche Aspekte, die ich für mich als „Luxus“ definiere. Bei einer Rolex Day-Date steckt in meinen Augen der Luxus in der Geschichte und den Trägern der Uhr. Luxus ist für mich hier eher als Prestige zu sehen. Wohingegen der Luxus einer Grand Seiko in der unglaublichen Fertigungstiefe und detailreichen Bearbeitung sowie Simplizität liegt. Bei einer Audemars Piguet ist es für mich die Rarität der Uhr, aber auch die Tatsache, dass diese ein Vorreiter und Pionier war und Gérald Genta damit das Segment der Stahl-Sport-Modelle geschaffen hat. Jaeger LeCoultre baut hingegen unglaublich komplexe und wunderschöne Werke, wie in der Reverso Hybris Mechanica.
Luxus ist Entschleunigung und der bewusste, romantisierte Konsum
Zuletzt habe ich mich beispielsweise mehr mit den Uhren von Cartier auseinandergesetzt. Einmal das Interesse geweckt, lässt sich unheimlich viel Zeit mit der Recherche und dem Stöbern rund um eine Uhr verbringen. Online-Blogs, Marktplätze wie Chrono24 und Social Media haben diesen Luxus zugänglicher und für alle erreichbar gemacht. So kann ich mich immer wieder aus dem stressigen Berufsleben herausnehmen und „stupide“ Zeit mit einer Sache verbringen, die mir Freude bereitet.
Trage ich später die Uhr, mit der ich mich lange beschäftigt habe, am Handgelenk, schließt sich für mich der Kreis. Der Moment, in dem man die Uhrzeit abliest und die Uhr genauer betrachtet, entschleunigt und fokussiert. Man erinnert sich immer für einen Bruchteil einer Sekunde daran, was einem die Uhr bedeutet. Das kann beruflicher Erfolg sein oder einfach nur das vorherige Auseinandersetzen mit der Geschichte der Uhr und der Suche nach ihr. Eine Luxusuhr ist einfach etwas Besonderes und so nimmt man sich Zeit dafür.
Der romantische Wert einer Luxusuhr
Schneller, höher, weiter – das ist das Motto in weiten Teilen der heutigen Gesellschaft. Es ist schwer, sich diesem Druck zu entziehen. Aber auf was arbeiten wir hin? Eine Sammlung von Rolex Daytonas in allen Varianten, einen Ferrari in der Garage, eine Villa an der Côte d’Azur? Man kommt nicht darum herum, sich materielle Dinge und Erlebnisse vorzustellen, die man, wenn man sie erst einmal erreicht hat, sicher richtig auskosten und genießen würde.
Doch meiner Meinung nach müssen Luxusmomente nicht in der Zukunft liegen – und am Ende von immer mehr Anstrengungen. Er steckt auch in einfachen Dingen wie der Zeit. Zeit, um sich an etwas zu verweilen oder in etwas zu verlieren. Zum Beispiel in der Jagd nach seiner Grail Watch – oder dem Zifferblatt seiner Lieblingsuhr.
Natürlich ist das nur ein möglicher und auch subjektiver Blick auf Luxusuhren mit den Augen eines Uhrenenthusiasten. Doch für mich ist eine Uhr ein „alltäglicher“ und auf verschiedenen Ebenen luxuriöser Gegenstand, der Beständigkeit und Fokussierung bedeutet. Was für mich persönlich „Luxus“ ist. Und für Sie?