15.08.2022
 6 Minuten

Was Ihre Omega Seamaster über Sie aussagt

Von Sebastian Swart
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Die Modellreihe Seamaster befindet sich bereits seit 1957 im Programm von Omega. Das ist zwar schon fast ein durchschnittliches Menschenleben her, als professionelle Taucheruhr ist die Seamaster jedoch eine Nachzüglerin. Immerhin stellte Blancpain seine Fifty Fathoms bereits 1953 und Rolex die Submariner nur ein Jahr später vor. Während die Blancpain Fifty Fathoms in diesem Dreiergestirn ein eher unauffälliges Nischendasein fristet, stehen die weitaus populäreren Submariner und Seamaster seit jeher in direkter Konkurrenz zueinander. Als Seamaster-Träger standen auch Sie sicher einmal vor der Entscheidung: Diese oder eine Sub? Rein technisch gesehen steht die Seamaster der Submariner in Nichts nach – im Gegenteil. Doch wenn es um Prestige und Anerkennung geht, hat die Marke mit der Krone natürlich – und wie immer – die Nase vorn.  

Rolex ist seit jeher auch beim Anschaffungspreis führend. Leider oftmals spekulativ von Glücksrittern aller Couleur aufgeblasen. Auf Kostenebene ist es, als vergleiche man einen Mercedes-Benz S 500 mit einem Mittelklassewagen von Audi. Vermutlich würden auch Sie am liebsten eine Uhr der Manufaktur aus Genf tragen, doch die Diskrepanz zwischen Preis und Leistung war Ihnen bei der Kaufentscheidung ein Dorn im Auge und so ging die Reise nach Biel. Nun sind Sie zwar im Besitz einer tollen Omega, auf die neidvollen Blicke anderer und deren Verwunderung über Ihren extra dicken Geldbeutel müssen Sie jedoch verzichten.  

Welcher Seamaster-Typ sind Sie? Eher James Bond oder vielleicht doch nur ein Langweiler? Werfen wir einen augenzwinkernden Blick auf Ihren Charakter. 

300M Quarz – ist das überhaupt eine Seamaster?

Sie sind Träger der ersten offiziellen Bond-Seamaster 300M (Ref. 2541.80.00) aus dem 1995er-Streifen GoldenEye? Dann wird Ihnen vermutlich schon aufgefallen sein, dass sie einen Quarz-Ticker am Handgelenk tragen. Für manch einen Mechanik-Puristen und Bond-Fan ist das ein Sakrileg. Noch fünf Jahre zuvor trug Timothy Dalton in Lizenz zum Töten eine richtige Bond-Uhr, eine Rolex Submariner 16610, selbstredend mit automatischem Chronometer-zertifiziertem Manufakturwerk am Handgelenk. Und nun das: eine blaue Uhr aus der zweiten Reihe mit ETA-Quarz-Kaliber. Dazu ein biederer 90er-Look, der mehr oder weniger sportlich daherkommen will. Für diesen Clou dürfen wir uns beim ehemaligen Omega-Boss Jean-Claude Biver bedanken. Seither hat sich die Seamaster-Reihe 300M kaum verändert, selbst die unzähligen Nachfolgerinnen werden den geschmacklichen Muff der 1990er-Jahre dank Schraubenmutter-Lünette und fünfreihigem Armband mit Glitzereffekt nicht los. 

Als pragmatisch-gleichgültiger Trägertyp nehmen Sie diese Kritik natürlich achselzuckend hin und tragen Ihr Exemplar stoisch bis zum Ende aller Tage weiter. Immerhin läuft die Uhr seit zwei Jahrzehnten, ohne dass Sie überzogene Revisionskosten berappen mussten, die den Restwert der Uhr sprengen würden. Und: Am Handgelenk des smarten Sonnyboy-Bond Pierce Brosnan machte die Uhr vor nunmehr fast 30 Jahren doch eine gute Figur. Zwar sind Sie nicht so ausgebufft, eloquent und draufgängerisch wie Bond, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Bevor dieser Traum in Erfüllung geht, sollten Sie sich jedoch nach einer würdigen Seamaster-Nachfolgerin mit METAS-Zertifikat für echte Kerle umsehen. Wie wäre es mit der folgenden? 

Omega Seamaster Ref. 2541.80.00: die erste offizielle Bond-Omega, Achtung: Quarzticker!

Seamaster 300M No Time to Die – entdecke den Craig in dir

Omega hat, was Marketing und Produktplatzierung betrifft, in den vergangenen Jahrzehnten alles richtig gemacht. Trugen Sean Connery, Roger Moore und Co. eher aus Zufall eine Rolex, so ist Omega seit vielen Jahren offizieller Kooperationspartner des britischen Superagenten. Und so verwundert es nicht, dass bereits etliche 007-Sondereditionen der Seamaster die Manufaktur in Biel verlassen haben. Alle hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, daher schauen wir uns Ihre Bond-Uhr, die Referenz 210.92.42.20.01.001 No Time to Die, etwas näher an. 

Während sich Träger der ersten Bond-Seamaster aus GoldenEye noch ein beliebiges Serienmodell ans Handgelenk schnallen und die Uhr vielleicht nicht weiter mit dem Geheimagenten assoziieren, sind Sie ganz gezielt auf die Jagd nach Ihrem Modell gegangen. Demnach sind Sie Bond-Fan, seitdem Sie denken können. Schon als Kind saßen Sie gebannt vor dem Fernseher, als Sean Connery als James Bond in der x-ten Wiederholung Jagd auf Dr. No machte. War der Film zu Ende, fühlten Sie sich selbst stark und unschlagbar wie der Protagonist, Sie waren Bond! Im Laufe der Jahre haben Sie die Broccolis und Omega mit immer aufwendigeren Streifen förmlich süchtig nach ihrer cineastischen Wunderdroge „Bond“ gemacht.  

Dass Omega sich äußerst effektiv in die Bond-Filme gezeckt hat, wussten Sie zwar. Doch erst, seitdem Daniel Craig den leidenschaftlichen Martinitrinker mimt, wollten auch Sie eine Seamaster Ihr Eigen nennen. Craig: kantig, aber gutaussehend, hart und clever, charmant und zynisch. Das sind in etwa die Eigenschaften, mit denen Sie sich gerne selbst beschreiben würden und auf die alle Frauen fliegen. Als die Kaufentscheidung fiel, waren Sie an diesem Bild schon verdammt nah dran, es fehlte nur noch die passende Uhr zum überdimensionierten Selbstbewusstsein. 300 m (30 bar) wasserdicht, 42 mm groß, Gehäuse aus Titan, METAS-zertifiziertes Uhrwerk mit Co-Axial-Hemmung und am wichtigsten: der nach oben gerichtete Broad Arrow, auf Zifferblatt und Gehäuseboden, der die Uhr als Besitz der britischen Regierung kennzeichnet. Jetzt fragen Sie sich zu Recht, warum Sie rund 8.000 EUR für eine Uhr ausgegeben haben, die Ihnen offenbar nicht einmal gehört. 

Craig-cool and METAS-certified: the Omega Seamaster 300M ref. 210.92.42.20.01.001
Cool wie Craig und METAS-zertifiziert: Omega Seamaster 300M Ref. 210.92.42.20.01.001

Aqua Terra – weder Fisch noch Fleisch

Sie haben sich für eine Seamaster Aqua Terra 150M entschieden? Dann gehören Sie zu den Menschen, die sich nur schlecht zwischen zwei Optionen entscheiden können und damit oftmals ihren Mitmenschen auf die Nerven gehen. Das geht schon bei vergleichsweise einfachen Entscheidungen los. Im Restaurant etwa erkennt man Sie daran, dass Sie ca. 30 Minuten lang ratlos in die Speisekarte starren. Auf Drängen Ihrer Freunde entscheiden Sie sich zögerlich für eine Pizza X oder Y und teilen dies verunsichert dem Kellner mit, der schon eine gefühlte Ewigkeit auf Ihre Entscheidung wartet. Just in dem Moment, als dieser Ihren Auftrag an die Küche geben will, springen Sie auf, stornieren Ihre Bestellung und entscheiden sich für irgendetwas anderes mit Pasta. Ob das ein kluger Entschluss war? Größere Entscheidungen sind noch komplizierter. Badeurlaub am Atlantik oder doch lieber wandern in der Steiermark? Am Ende wurde es Campen in Bottrop. 

Man kann sich vorstellen, mit welcher Zerrissenheit Sie an die Wahl Ihrer Seamaster Aqua Terra herangegangen sind. Ursprünglich wollten Sie unbedingt eine Uhr, deren Funktion Sie sinnvoll nutzen können, konnten sich aber für keinen bestimmten Zweck entscheiden. Eigentlich gefallen Ihnen Taucheruhren sehr gut, doch Sie gehen niemals tauchen, unter den Chronographen gibt es auch viele hübsche Modelle, doch stoppen Sie niemals die Zeit für irgendetwas. GMT-Funktion: Äußerst praktisch, doch selten halten Sie sich außerhalb der mitteleuropäischen Zeitzone auf und so weiter. Frustriert mussten Sie feststellen, dass es einfach keine passende Funktion außer der profanen Zeitanzeige nebst Datum für Sie gibt. Und schon begannen die Entscheidungsprobleme von vorn und das Starren in die Auslagen der Konzessionäre begann. Nachdem Sie lange mit sich über das Budget gerungen hatten, war klar, dass es mit einem Modell der Krone, wie einer Oyster Perpetual, nichts wird. Breitling: Da gibt’s nichts. Vielleicht TAG Heuer, Longines oder eine Rolex zweiter Wahl namens Tudor? Nach Monaten der Recherche und Beratung konnte Sie der Konzessionär endlich von der Omega Aqua Terra 150M überzeugen. Die 150 m (15 bar) wasserdichte Uhr für Vegetarier, weder Fisch noch Fleisch. Selbst im Bond-Film Spectre durfte eine Aqua Terra an der Seite der Seamaster 300 nur eine Nebenrolle spielen. War Ihre Entscheidung wirklich richtig? 

A great choice on both sea and land: the Seamaster ref. 220.10.41.21.01.001
Kann sich nicht entscheiden, ob sie Aqua oder Terra sein möchte: Seamaster Ref. 220.10.41.21.01.001

Planet Ocean 600M – warten auf die Ultra Deep

Obwohl Sie die meiste Zeit Ihres Lebens im Büro, im Auto oder hinter dem Grill verbringen, kam eine profane Seamaster 300 für Sie nicht infrage. Was könnte mit der Uhr alles passieren, sollten Sie einmal mit Ihrem Filius in den Außenpool fallen, den Sie auf dem Rasenroboter-gepflegten Vorgarten Ihres Reihenhauses drapiert haben? Für einen solchen Fall haben Sie sich mit einer Omega Seamaster Planet Ocean 600M ausgerüstet, denn als der auf Sicherheit bedachte Typ lassen Sie lieber nichts anbrennen. Nur gut, dass Ihr Modell mit einem warzenartigen und überdimensionierten Heliumventil ausgestattet ist. So können die Heliummoleküle sicher aus Ihrer 600 m wasserdichten Taucheruhr entweichen, während Sie die Abgründe Ihres 80 cm tiefen Pools beim Sättigungstauchen wie ein Profi erforschen.  

Neben einer hohen Wasserdichtigkeit und einem Heliumventil war Ihnen bei der Wahl Ihrer Planet Ocean außerdem wichtig, dass sie sich optisch von den restlichen Planet Ocean absetzt. Damit die Uhr eine durchschlagende Präsenz an Ihrem Handgelenk beweisen kann, haben Sie sich für die 43,5 mm große und 16,5 mm hohe Referenz 215.30.44.21.04.001 mit weißem Zifferblatt und oranger Lünette entschieden. Zwar beträgt Ihr Handgelenkumfang lediglich 17 cm, wodurch die Uhr im Coladosen-Format an Ihrem Arm reichlich deplatziert wirkt, dafür dient Sie Ihnen prima als Tauchgewicht. 

Vor einiger Zeit haben Sie gelesen, dass Omega eine neue Planet Ocean auf den Markt bringen wird. Als Sie erfuhren, dass die Planet Ocean Ultra Deep es auf unglaubliche 6000 m (600 bar) Wasserdichtigkeit bringt, schossen Ihnen die Tränen in die Augen. Endlich können Sie Ihren 80 cm tiefen Standpool gegen ein 160 cm tiefes, in den Boden eingelassenes Modell tauschen. Zusammen mit Ihrem 45 mm großen und über 18 mm hohen O-Megasteel-Brocken können Sie sich zufrieden in die Unterwasserwelt Ihres Gartens zurückziehen. Passen Sie nur auf, dass Speiche und Elle keine Haarrisse davontragen. 

Auffallen um jeden Preis: Omega Seamaster Planet Ocean 215.30.44.21.04.001

Über den Autor

Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

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