Ikonisch, episch, fantastisch, legendär: Typischerweise werden Schreiberlinge in Uhren-Fachmedien nicht müde, diese Attribute inflationär zu verwenden, wenn es um die allseits beliebte, 1957 erstmals vorgestellte Omega Speedmaster geht. Allen voran schreitet natürlich die Professional Moonwatch, die Blaupause eines klassischen Chronographen, den Omega zusammen mit der NASA 1969 auf den Mond schoss. Und das mit großem Erfolg, denn die Uhr kam – oh Wunder – unversehrt auf die Erde zurück.
Die folgenden Jahrzehnte nutzte die Manufaktur aus Biel ausgiebig, um unzählige Moonwatch-Versionen unter das Volk zu bringen. Als die Uhrengemeinde eines Tages müde wurde, sich die nächste Monduhr in die Uhrenbox zu legen, reagierte Omega geschickt und limitierte neue Varianten einfach. Ein Taschenspielertrick, der aufging, denn den Regeln des Marktes (und der menschlichen Psychologie) folgend, stieg das Begehren wieder an. Vor allem limitierte Omega Speedmaster Professional Moonwatches wie die Snoopy Award-Versionen erzielen – Achtung Wortspiel – Mondpreise.
Um alle Speedmaster-Modelle hier aufzuzählen, bedarf es einer eigenen Magazin-Rubrik. Daher werfen wir einen augenzwinkernden Einblick auf einige ausgesuchte Speedmaster-Modelle und den Charakter ihrer Träger. Welcher Typ sind Sie?
Omegas Professional Moonwatch – Purist und Mond(-marketing)-Anbeter
Sofern Sie stolzer Träger der 2021 eingestellten Omega Speedmaster Professional Referenz 311.30.42.30.01.005 sind, legen Sie explizit großen Wert auf höchstmögliche Authentizität. Für Sie gibt es nur diese eine echte Moonwatch, Trägern jeder anderen Varianten können Sie nur Verachtung entgegenbringen. Omegas ausgeklügeltes Mondmarketing und das Versprechen, Sie sähen mit der Uhr aus wie eine Mischung aus George Clooney und Buzz Aldrin, haben Sie weichgekocht und gleichzeitig hart gemacht. Jedes Mal, wenn Sie auf Ihre Moonwatch schauen, durchleben Sie die heldenhafte Mondreise der Astronauten aufs Neue und Sie wissen: Auch Ihr Exemplar wird jede Situation meistern, sei es im Stau auf der Autobahn oder bei ausgefallener Klimaanlage im ICE zwischen Berlin und Hamburg.

Drei Snoopys für Charlie – die Speedmaster für Hundeliebhaber
Der Hund ist bekanntermaßen des Menschen bester Freund und dessen treuer Begleiter. Als Besitzer eines solch haarigen Vierbeiners und einer Standard-Moonwatch waren Sie im Jahr 2003 daher hellauf begeistert, denn Omega präsentierte die erste limitierte Speedmaster Silver Snoopy Award Sonderedition. Das Zifferblatt dieser Uhr ziert der kauzige Beagle Snoopy, bekannt aus der US-amerikanischen Comicserie Peanuts, die Sie bereits als Kind begeistert im Fernsehen verfolgten.
Warum sich die Pizza und Root Beer vernichtende Fellnase auf der Uhr befindet, war Ihnen zunächst jedoch völlig unklar. Erst nach etwas Recherche stellten Sie fest, dass Snoopy das Maskottchen der Raumfahrtbehörde NASA ist und von dieser als Silver Snoopy Award an Personen verliehen wird, die sich um die Raumfahrt in besonderer Weise verdient gemacht haben. Darauf muss man erst einmal kommen. Dass weder der Uhrengigant Omega noch die Speedmaster Professional Moonwatch eine Person ist, hat Sie allerdings ein wenig stutzig gemacht. Heute kennen Sie die Antwort natürlich.
Speedmaster X-33 Marstimer: Marszeit für Abenteurer und Visionäre
Als Omega am 26. September 2022 eine nebulöse Ankündigung auf Instagram postete, war die Aufregung innerhalb der Speedmaster-Fanbase allerorts spürbar. Etwas Großes und Neues würde sie tags darauf erwarten, etwa eine neue limitierte Moonwatch fürs Uhrenportfolio? Und so saßen Tausende neugieriger und kaufwilliger Omegasti vor ihren Endgeräten, mit dem Finger auf der Maus, um im exakt richtigen Moment zuschlagen zu können. Wenigstens ein Wartelistenplatz sollte doch zu ergattern sein. Als Omega dann um 15:00 Uhr den virtuellen Vorhang öffnete, machte sich bei manch einem potenziellen Käufer Ernüchterung breit. So erschien keine schicke neue Moonwatch auf den Monitoren. Stattdessen präsentierte der Hersteller eine 45 mm große Titanuhr mit Quarzantrieb. Die Speedmaster X-33 Marstimer ist ein Zeitmesser für einen Planeten, der noch nie betreten wurde und wahrhaftig für Träumer und Individualisten konzipiert.
Die für den durchschnittlichen Speedmaster-Typen technisch gnadenlos überfrachtete Multifunktionsuhr entwickelte Omega zusammen mit der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Klar, dass Hinz und Kunz eine solche Uhr besitzen muss. In Fachforen und auf einschlägigen Websites wurde die Marstimer sofort heiß diskutiert. In einem bekannten deutschen Forum schrieb ein langjähriges und geachtetes Mitglied, Zitat: „Sieht aus wie eine Breitling Emergency für Beamte…“
Als Fan dieser Uhr sehen Sie sich – ganz wie in einem Mars-Blockbuster – schon auf Ihrer mehrmonatigen Reise zum roten Planeten. Immer am Handgelenk: Ihre Omega Speedmaster X-33 Marstimer. Im Gegensatz zu den Protagonisten solcher Filme geraten Sie jedoch in keinerlei Schwierigkeiten, denn dank Ihrer Mega-Uhr verlieren Sie nie die Orientierung. Die MTC-Funktion und der Sonnenkompass geben Ihnen maximale Sicherheit. Ersteres Feature verrät Ihnen die Uhrzeit auf dem Mars am Nullmeridian, während letzteres preisgibt, wo sich Norden auf dem staubigen roten Ball befindet. Seien Sie dennoch auf der Hut, denn die Uhr scheut das Wasser. Sollten Sie also plötzlich größere Mengen H₂O auf dem Mars entdecken, machen Sie besser einen großen Bogen darum. Die 7.000-Euro-Marstimer bietet gerade einmal eine Wasserdichtigkeit von 30 m (3 bar), also in etwa das Niveau einer Kirmes-Uhr.
Sie wachen schweißgebadet zwischen leeren Bierflaschen und Chipstüten auf, es ist bereits weit nach Mitternacht. Ihre Heldenhaftigkeit im Weltall war nur geträumt. Im Pay-TV läuft noch immer der Hollywoodstreifen Der Marsianer mit Matt Damon. Der kämpft sich – verlassen von seiner Crew – orientierungslos durch die endlos weiten Wüsten des unwirtlichen Planeten Mars. Halb schlafend fragen Sie sich: Wird er überleben und kann ihm der riesige Computer am Handgelenk den Weg nach Hause weisen? Hätte Omega die Speedmaster X-33 Marstimer doch schon 2015 erfunden!