Von Stella Kirchner
Die Watches and Wonders-Messe in Genf hat zahlreiche Neuheiten bereitgehalten: von der Wiedergeburt der ikonischen Vacheron Constantin 222 bis hin zur ersten Rolex GMT-Master II für Linkshänder. Doch nicht nur die großen Namen der Uhrenwelt haben wichtige Neuerungen präsentiert: Chrono24 hat Ihnen sechs Neuheiten unbekannterer Uhrenmarken zusammengestellt, die unsere Aufmerksamkeit erregt haben.
1. Eine Czapek Antarctique für kleine Handgelenke
Als Uhrenliebhaber, der nicht auf Modelle großer Namen der Uhrenwelt wie Rolex und Patek Philippe beschränkt ist, haben Sie eventuell schon einmal von Czapeks Antarctique-Kollektion gehört. Chrono24-Autor Jorg Weppelink empfiehlt die Czapek Antarctique Terre Adélie sogar als mögliches Investment. Doch der Durchmesser von über 40 mm passt nicht an jedes Handgelenk, sodass die Marke auf der Watches and Wonders 2022 nun eine kleinere Version von 38,5 mm Durchmesser vorgestellt hat. „In der letzten Zeit haben viele Kunden nach kleineren Modellen gefragt“, bestätigt auch der CEO der Marke, Xavier de Roquemaurel. „Der Trend scheint wieder zu etwas kleineren Uhren zu gehen.“ Diese kleinere Variante der Czapek Antarctique Passage de Drake ist jetzt in den Farben Glacier Blue und Salmon für einen Listenpreis von 22.600 EUR verfügbar. Auf Chrono24 bewegen sich die Preise für die größeren Varianten der Serie allerdings bereits weit über dem Listenpreis und liegen um die 40.000 EUR.
Zusätzlich zu den beiden schlichten Varianten gibt es aber auch noch die limitierte Edition „Frozen Star S“. Das Zifferblatt hierfür ist aus einem der seltensten Metalle der Erde gefertigt: Osmium. Jährlich wird schätzungsweise nur eine Tonne dieses zur Platingruppe gehörenden Metalls abgebaut. Gold kommt siebenmal häufiger vor. Der Schmelzpunkt bei 3000 Grad sorgt zusätzlich noch für eine schwierige Verarbeitung. Dafür bekommt der Träger einer Uhr mit Osmium-Zifferblatt allerdings einen unverwechselbaren Glanz geboten, der von grau-blau bis beinahe weiß reicht. Czapek bietet dieses auf 38 Stücke begrenzte Modell für einen Listenpreis von 88.200 EUR an.
2. H. Moser & Cie präsentiert unsichtbare Uhren und Emaille
Moser & Cie hat für die Watches and Wonders 2022 ebenfalls seltene Materialien aufgetrieben. Oder haben Sie schon einmal von einer Uhr aus dem Material ®Vantablack gehört? Dabei handelt es sich um eine Kohlenstoffverbindung, die so wenig Licht reflektiert, dass sie den tiefsten und mattesten Schwarzton annehmen kann, der auf der Erde vorkommt. Dieses schwärzeste Schwarz der Welt soll bis zu 99,965 % aller Lichtreflexionen absorbieren. Doch das ist nicht das einzig Besondere daran: Das Material ist zudem noch extrem porös und fällt bei der kleinsten Berührung auseinander. Auch wenn der Moser Streamliner „Blacker than Black“ (schwärzer als schwarz) demnach leider alles andere als tragbar ist und nur ein als Ausstellungsstück auf der Watches and Wonders dient, muss ich zugeben, dass mich kaum eine andere Uhr so sehr überrascht hat. Dieses faszinierende Objekt ist so sehr mit seinem schwarzen Hintergrund verschwommen, dass ich es erst wahrgenommen habe, als ich nah an die Vitrine herangetreten bin. Schade, dass die schwärzeste Uhr der Welt nur ein Kunstobjekt bleiben wird.
Ebenfalls ein Hingucker – nicht nur in der Vitrine, sondern auch am Handgelenk – ist Mosers neues Uhrenmodell Endeavour Centre Seconds Concept Lime Green, welches durch das glitzernd grüne Zifferblatt auffällt. Um diesen Farbeffekt zu erhalten, raut der Hersteller das Zifferblatt aus Gold erst auf, um im Anschluss daran die Farbpigmente einzuarbeiten. Das 40 mm Zifferblatt der Drei-Zeiger-Uhr passt auf jedes Handgelenk und das graue Lederarmband bildet einen gelungenen Kontrast zum schillernden Zifferblatt.
3. Arnold and Son: Damenuhren mit Diamanten und Mond
Auch Arnold & Son hat sich in puncto Material nicht lumpen lassen. Über hundert Diamanten zieren die neue Perpetual Moon 38 Eclipse I, womit die Marke ihr schillerndes Debüt im Segment der Damenuhren feiert. In der Mondphasen-Uhr mit 38 mm Durchmesser schlägt das kleinste Kaliber der Markengeschichte und dieses überzeugt mit Raffinesse: Durch ein eingearbeitetes Fenster auf 12 Uhr kann die Uhrenliebhaberin den diamantenen Mond dabei beobachten, wie er seine Position am Himmel je nach Mondphase verändert. Das Firmament ist auf 8 Uhr – wie könnte es anders sein – Diamanten nachempfunden. Doch auch für männliche Uhrenfans hat Arnold & Son eine neue und nicht weniger opulente Mondphase vorgestellt: Da 2022 als das Jahr des Tigers im chinesischen Kalender gefeiert wird, schleicht eine majestätische Raubkatze aus 18-karätigem Roségold entlang der 3 Uhr Seite der Uhr. Beide Serien sind limitiert, die Perpetual Moon Tiger auf acht Stück, die Perpetual Moon Eclipse auf 18 Stück.
Arnold & Son Perpetual Moon 38 Eclipse I
4. Rudis Sylva mit innovativem Uhrwerk
Doch nicht nur auffällige Materialien bestimmen die Watches and Wonders 2022, sondern auch auffällige Technologien: so auch das Uhrwerk der Marke Rudis Sylva des ehemaligen Fußballspielers Jacky Epitaux. Dieses verfügt über zwei ineinandergreifende Unruhräder, die einander regulieren, um die Auswirkungen der Schwerkraft zu eliminieren und die Genauigkeit zu erhöhen. „Als wir die ersten Varianten am Computer modelliert haben, hat niemand geglaubt, dass diese Technik funktionieren kann“, so Epitaux. Doch die Uhren, die Epitaux in alten Uhrmacher-Werkzeugkisten aus Holz liefert, beweisen das Gegenteil. Zudem ist jedes Stück ein Unikat. Nur etwa zehn Exemplare verlassen jährlich die Fabrik. „Jede Gravur und jedes Detail der Uhren sind handgemacht“, so der Firmeninhaber.
Rudis Sylva Uhren laufen alle mit dem selbst entworfenen Kaliber.
5. Armin Strom interpretiert die Datumskomplikation neu
Technische Neuerungen bietet auch die Marke Armin Strom, und das an einer der beliebtesten, aber auch der am wenigsten variierten Komplikation: dem Datum. Dieses wird nicht – wie bei den meisten Uhren – über eine kleine Öffnung abgelesen, sondern kann per Knopfdruck angefordert werden. Antrieb dieser neuen patentierten Komplikation ist ein Säulenrad, welches typischerweise in Chronographen-Mechanismen zu finden ist. „Ich bin begeistert, dass wir eine beliebte Komplikation neu interpretiert haben und eine spielerische und unterhaltsame Art und Weise kreiert haben, das Datum anzuzeigen“, freut sich Claude Geisler, Mitbegründer und Uhrmachermeister bei Armin Strom. Die erste Edition der neuen Orbit-Serie ist auf 25 Exemplare limitiert und wird für einen Listenpreis von 31.300 EUR angeboten.
6. Angelus feiert Chronographen-Ikone
Doch nicht nur komplett neuartige Modelle und Komplikationen bietet die Watches and Wonders 2022, sondern auch die Hommage an Ikonen der Uhrenwelt. Bestes Beispiel dafür ist die Marke Angelus mit der Weiterentwicklung ihrer Chronodate-Serie. Dieses bekannte Chronographenkaliber überzeugt seit 80 Jahren Uhrenliebhaber aus aller Welt. Auch die neuen Modelle in Rotgold und Titan sind mit ihren Automatikwerken im Bicompax-Format versehen, die sich an den alten Modellen orientieren. „Die Kollektion lässt verschiedene Angelus-Stile miteinander verschmelzen: Wir kombinieren sozusagen das historische Erbe der Chronodate-Uhren mit modernen Design-Elementen der letzten Jahre“, erklärt David Apothéloz, Head of Product Development von Angelus und Arnold & Son. Die Serie ist auf 75 Stück limitiert und wird zu einem Listenpreis von 22.900 EUR für Titan und 42.900 EUR für Rotgold angeboten.
Watches and Wonders 2022: mehr als Rolex und Patek
Was denken Sie über diese Neuheiten der unabhängigen Uhrenmarken? Unabhängig davon, ob einem die einzelnen Modelle zusagen, kann festgehalten werden, dass Innovationen auch in diesem Jahr eher weniger von den großen Marken ausgegangen sind. Stattdessen haben kleinere Marken bewiesen, wie viel Know-how, Qualität und Ideen in ihren Modellen stecken.
