Zum Hauptinhalt springen

Watches & Wonders 2025: Die Neuheiten von Parmigiani Fleurier

Von Tim Breining
9. Mai 2025
5 Minuten
parmigiani-fleurier-2-1

Watches & Wonders 2025: Die Neuheiten von Parmigiani Fleurier

Parmigiani Fleurier ist nach Maßstäben der Uhrenbranche mit dem Gründungsjahr 1996 eine recht junge Marke, die bei der Watches & Wonders 2025 vertreten war. Doch die Brand hat uns einmal mehr gezeigt, dass man, neben all den alteingesessenen Namen, junge Marken keinesfalls unterschätzen sollte. So haben uns die neu vorgestellten Modelle von Parmigiani Fleurier sowohl mit ihren äußeren als auch mit ihren inneren Werten überzeugt. Wir sahen wunderschön gearbeitete Zifferblätter und feinste Materialien in Verbindung mit komplexer Mechanik – aber was uns wirklich begeisterte war die Klarheit und Geradlinigkeit, mit der die neuen Zeitmesser daher kamen.

Parmigiani Fleurier: Historischer Background

Dass die Marke, trotz ihres relativ jungen Daseins, aus einem signifikanten, historischen Erfahrungsschatz schöpfen und auf ein Netzwerk aus eigenen Zulieferbetrieben zurückgreifen kann, ist auf zwei Personen beziehungsweise Familien zurückzuführen: Da wäre zum einen Michel Parmigiani, der Namensgeber der Marke, der sich als Restaurator komplizierter mechanischer Uhren und Automaten einen Namen machte. Der zweite im Bunde war Pierre Landolt, damals Präsident der Sandoz-Stiftung, hinter der das Vermögen der gleichnamigen Familie steht. In den 1980er-Jahren erhielt Parmigiani den Auftrag, sich um das Warten und Erhalten der Sammlung von Maurice-Yves Sandoz, zu kümmern, was die Keimzelle für das Entstehen eines uhrmacherischen Mikrokosmos sein sollte.

So wuchs aus dieser Kooperation der Wunsch, auch in das Geschäft mit neuen, eigenen Zeitmessern einzusteigen. Parmigiani hatte die Expertise und die Sandoz-Stiftung die finanziellen Mittel. Durch die Übernahme lokaler Zulieferbetriebe konnte man rasch eine vertikale Integration der Marke vollziehen – und mit Vaucher Manufacture Fleurier etablierte man zusätzlich einen Uhrwerkshersteller, der neben der eigenen Marke auch dritte Hersteller, primär im Hochpreissegment, bedient.

Die eigenwilligen, eher konservativen Designs der Anfangsjahre – beispielhaft seien Tonneaugehäuse mit Kannelierungen genannt – referenzierten altertümliche Architektur, aber auch gestalterische Merkmale historischer Breguet-Zeitmesser. Während die handwerkliche Qualität der Zeitmesser selten infrage gestellt wurde und die Marke in Sammlerkreisen einen guten Ruf genoss, gelang der Marke aus wirtschaftlicher Sicht nie der Aufstieg in die Riege von Patek Philippe, Audemars Piguet und Co. Die Gewinnzone erreichte man angeblich erst im Jahr 2022. Ausschlaggebend dürfte hierbei die Kollektion Tonda PF sein, die nicht nur gestalterisch, sondern auch ökonomisch als Befreiungsschlag für die finanziell lange gebeutelte Marke bezeichnet werden kann.

Wer bei Parmigiani Fleurier also 2025 noch an gewöhnungsbedürftige Designs denkt, der sollte sich das aktuelle Portfolio der Marke zu Gemüte führen. Dank Uhrwerken aus dem eigenen Unternehmensverbund, die nicht nur technisch up to date sind, sondern auch ansprechend finissiert und verpackt werden, bleiben wenig ausreden, um Parmigiani nicht die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.

Tonda PF GMT Rattrapante Verzasca und Tonda PF Chronograph

Womit anfangen, wenn nicht mit einer Uhr aus der Kollektion Tonda PF, die Image und Umsatz von Parmigiani Fleurier in den vergangenen Jahren entscheidend prägte. Der Name verrät bereits, welche Komplikationen das Kaliber PF051 bietet, während mit Verzasca keine Funktion, sondern ein Schweizer Tal im Kanton Tessin gemeint ist, an dessen smaragdgrüne Gewässer das Zifferblatt erinnern soll.

Bereits 2022 feierte das Kaliber PF051 in der ersten Tonda PF GMT Rattrapante seine Premiere. Ganz typisch für die Marke ist es mit Mikrorotor ausgeführt, eine Spezialität von Vaucher Fleurier – und ein Detail, das von Enthusiasten aufgrund der Rarität und dem freien Blick auf die Werksrückseite geschätzt wird. Hinter „GMT Rattrapante“ verbirgt sich nicht etwa eine Weltzeitfunktion und ein Schleppzeigerchronograph, wie man es vermuten könnte, sondern eine echte Weltzeitfunktion mit integrierter Schleppzeigermechanik. Die „echte“ Weltzeitfunktion grenzt sich von der weniger luxuriösen Variante dadurch ab, dass sich der Stundenzeiger mit einem Drücker in diskreten Schritten von jeweils einer Stunde verstellen lässt, was für rasche und präzise Zeitzonenwechsel hilfreich ist. Die Schleppzeigerfunktion dieser Weltzeituhr erlaubt es, mit der Betätigung eines Knopfs auf der Krone der Uhr – etwa nach Beendigung einer Reise – einen der Stundenzeiger exakt an die Position des zweiten springen zu lassen. Durch die Überlagerung der Zeiger erscheint die Verzasca nun als elegante Zweizeiger-Uhr mit einheitlich rhodinierten Zeigern. Der nun verdeckte Heimatzeit-Zeiger ist in Roségold gehalten, wie übrigens auch der Drücker in der Krone, was ihn bei aktiver Nutzung der GMT-Funktion farblich vom übrigen Zeigerspiel abhebt.

Mit einer Unruhfrequenz von drei Hertz und 48 Stunden Gangreserve glänzt das Kaliber PF051 nicht mit Performance-Superlativen, ist dafür aber mit angemessenen Veredelungen versehen. Das Gehäuse mit kannelierter Lünette und das integrierte Stahl-Armband mit kontrastierenden, gebürsteten und polierten Flächen bietet dem Uhrwerk schließlich eine ansprechende Umhausung.

Durch das bewusste Weglassen eines Sekundenzeigers und mit der kuriosen GMT Rattrapante-Komplikation gelingt es Parmigiani, eine maximal aufgeräumte Weltzeituhr zu liefern, die ihre Komplexität dank eines innovativen Uhrwerks gekonnt versteckt und diese nur dann zu erkennen gibt, wenn es der Träger so will.

Zwar ohne Rattrapante-Funktion, dafür mit einem vollintegrierten, hochfrequenten (5 Hertz) Chronographenwerk von Vaucher erhielt auch der Tonda PF Chronograph ein Update. Das Gehäuse ist mit 40 mm gegenüber den zuvor erhältlichen 42 mm zeitgemäßer dimensioniert, und das Datumsfenster wurde gestrichen.

Toric Quantieme Perpetuel Platinum Morning Blue

Die Kollektion Toric besteht seit Gründung der Marke Parmigiani Fleurier. Die Toric QP Retrograde war das erste Modell, das man ab 1996 erwerben konnte. Die aufgefrischte Kollektion Toric, wie sie heute von Parmigiani vertrieben wird, stellt neben der eher sportlich-modernen Kollektion Tonda PF die konservativere, edel anmutende Kollektion reiner Dresswatches dar.

Die Parmigiani-typische, kannelierte Lünette weist auch die Toric Quantieme Perpetuel auf, aber dann hören die Gemeinsamkeiten mit der Tonda PF auch schon auf. Neben der klassischeren Designsprache des Zifferblatts, das, bedingt durch den ewigen Kalender, nicht minimalistisch, aber dennoch aufgeräumt wirkt, zeigt sich vor allem beim Uhrwerk, dass man hier in höheren Sphären unterwegs ist. Mit seinem Doppelfederhaus (60 Stunden Gangreserve bei vier Hertz) und dem in Anlehnung an die Genfer Streifen „Côtes des Fleurier“ getauften Rautenmuster auf den Platinen wirkt es weniger nüchtern und hochwertiger als das der Tonda PF. Dafür muss man auch grob dreimal so tief in die Tasche greifen, um sich diese große Komplikation zu sichern.

Zur Darstellung der reichhaltigen Informationen eines ewigen Kalenders – Tag, Datum, Monat und Schaltjahranzeige – greift Parmigiani auf zwei Totalisatoren mit konzentrischen Zeigern unterschiedlicher Länge zurück, wodurch das Zifferblatt symmetrisch bleibt und nicht durch zusätzliche Fenster überfrachtet wird.

Tonda PF Skeleton Platinum Slate Green

Der im Portfolio von Parmigiani stilistisch – auch innerhalb der Tonda-Kollektion – hervorstechenden Tonda PF Skeleton spendierte man zur Watches & Wonders eine limitierte Edition „Platinum Slate Green“. Das skelettierte Automatikwerk PF777 entspricht einer modernen Interpretation von Skelettierung, sprich es ist ein von Anfang an mit Aussparungen konzipierter Entwurf. Hier wird somit nicht aus einem Basiswerk in mühevoller Sägearbeit von Hand das finale Produkt herausgearbeitet. Trotz dieser Tatsache werden Anglierung und Oberflächenveredelung nicht vernachlässigt und die moderne Interpretation dieser alten Kunst fügt sich deutlich besser in die sportliche DNA der Tonda PF ein, als dies bei den Skelettwerken von damals der Fall wäre.

Über den Autor

Tim Breining

Tim Breining

Etwa 2014, während meines Ingenieurstudiums, begann ich mich für Uhren zu interessieren. Mit der Zeit wurde aus der anfänglichen Neugier eine Leidenschaft. Da …

Zum Autor

Aktuellste Artikel

Featured