Für viele Luxusuhren gab es bei der Wertentwicklung in den letzten paar Jahren stets nur eine vorherrschende Richtung: steil nach oben. Doch das bisher ziemlich turbulente Jahr 2022 hält einige Überraschungen für Uhrensammler parat. Während einige Uhren aktuell wieder etwas an Wert verlieren, gibt es auch ein paar Kandidaten, die ihren endgültigen Durchbruch erleben. Ich zeige Ihnen eine Auswahl der Gewinner und Verlierer des ersten Halbjahres 2022.
Verlierer: Große Uhren-Legenden schwächeln
Rolex Daytona Ref. 116500LN
Der Rolex-Chronograph mit Legenden-Status ist aktuell einer der Verlierer in Sachen Wertentwicklung 2022. Anfang des Jahres konnte die Rolex Daytona bei der Wertentwicklung noch mal einen gewaltigen Sprung nach oben machen, ehe sie im März 2022 ihren endgültigen Höhepunkt erreichte. Doch nun hat die Rolex-Ikone erstmals seit vielen Jahren sichtlich an Wert verloren. Lag der Durchschnittspreis im März 2022 noch bei 45.000 EUR für ein ungetragenes Exemplar, beträgt dieser nun ca. 38.000 EUR. Auf Chrono24 finden Sie mittlerweile sogar einige Angebote unter 35.000 EUR. Ja, das ist alles andere als Vorkrisen-Niveau, es handelt sich nach wie vor um unglaubliche Preise für einen Stahl-Chronographen. Doch bietet sich jetzt vielleicht eine gute Gelegenheit, den legendären Rolex-Chronographen in Ihre Uhrensammlung zu holen?
Patek Philippe Nautilus Ref. 5711
Auch die Patek Philippe Nautilus 5711 gehört zu den Verlierern im ersten Halbjahr 2022. Seit ihrer Einstellung im Frühjahr 2021 ging es mit der legendären Gerald-Genta-Uhr in der Wertentwicklung steil nach oben und sie konnte ihren ohnehin schon extrem hohen Marktpreis nochmals verdoppeln. Seit März 2022 lässt sich nun erstmals ein Abwärtstrend erkennen. Lag der Durchschnittspreis für eine ungetragene 5711 im Februar 2022 noch bei schwindelerregenden 190.000 EUR, beläuft sich dieser nun auf etwas unter 150.000 EUR. Immer noch viel Geld für den eingestellten Klassiker, aber ein deutlicher Rückgang bei der Wertentwicklung der letzten Jahre. Gebrauchte Uhren finden Sie aktuell ab ca. 130.000 EUR. Alles andere als ein Schnäppchen, doch glauben Sie, dass die legendäre Genta-Uhr noch „günstiger“ wird?
Audemars Piguet Royal Oak
Der letzte Verlierer, den ich Ihnen vorstellen möchte, ist die Audemars Piguet Royal Oak. Auch dieser Genta-Klassiker ist im ersten Halbjahr 2022 deutlich im Wert gesunken. Lag der Durchschnittspreis einer ungetragenen Audemars Piguet Royal Oak „Jumbo“ mit blauem Zifferblatt im März 2022 noch bei knapp 140.000 EUR, liegt der Durchschnittspreis aktuell „nur noch“ bei rund 110.000 EUR. Sie erhalten mittlerweile sogar Angebote ab 78.000 EUR für gebrauchte Uhren, die Zifferblatt-Varianten in Weiß und Grau liegen preislich leicht darunter. Könnte jetzt der richtige Zeitpunkt sein, bei der Audemars Piguet zuzuschlagen?
Gewinner: Das sind die starken Newcomer
Das Jahr 2022 hat aber nicht nur Verlierer hervorgebracht. Manch ein Uhrenmodell hat sich so stark entwickelt wie noch nie – und das, obwohl die meisten Uhrenpreise aktuell sinken. Lassen Sie uns einen gemeinsamen Blick auf drei der interessantesten Gewinner 2022 werfen.
Girard-Perregaux Laureato
Lange Zeit war die Girard-Perregaux Laureato eine extrem unterschätzte Uhr und flog bei Uhrensammlern regelrecht unter dem Radar. Seit Anfang 2022 scheinen sich jedoch immer mehr Uhrenfans für dieses Modell zu begeistern – haben sie etwa plötzlich die Schönheit der Girard-Perregaux Laureato entdeckt? Oder ist sie schlicht die am einfachsten erreichbare Royal-Oak-Alternative, angesichts der hohen Marktpreise des Genta-Klassikers? Sicherlich eine Mischung aus beidem, denn der Underdog hat 2022 eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. Lagen die Preise im vergangenen Jahr durchschnittlich noch um die 8.000 EUR für ein ungetragenes Exemplar, betrug der Durchschnittspreis im April 2022 bereits fast 18.000 EUR – mehr als das Doppelte. Auch bei der Girard-Perregaux Laureato haben sich die Preise mittlerweile wieder ein klein wenig nach unten orientiert, doch eines steht ganz sicher jetzt schon fest: Das Modell ist einer der größten Gewinner des Jahres 2022.
Rolex Datejust 41 Ref. 126300
In den letzten zwei Jahren war vor allem die Rolex Datejust 41 mit geriffelter Lünette eines der heißesten Modelle in Sachen Wertentwicklung. Auch das Jahr 2022 steht ganz im Zeichen der Rolex Datejust 41 Ref. 126300. Durch die Bank weg haben alle Varianten der Stahllünetten-Version der Rolex-Ikone einiges an Wert gewonnen. Die Variante mit schwarzem Blatt lag Ende 2021 im Preis durchschnittlich noch unter 10.000 EUR. Aktuell liegt der Durchschnittspreis einer ungetragenen Rolex Datejust 41 etwas über 11.000 EUR. Bei der Variante mit Rhodium-Zifferblatt liegt der Durchschnittspreis gar bei über 15.000 EUR. Dabei ist es nebensächlich, ob es sich um ein schwarzes, blaues, graues oder weißes Zifferblatt handelt: Alle Varianten der Rolex Datejust 41 Ref. 126300 erleben zurzeit einen Aufschwung in Sachen Wertentwicklung. Die Konfiguration mit Jubilee-Band scheint hierbei am beliebtesten zu sein. Ich finde diese Kombination persönlich nicht ganz so schön und würde deshalb eher ein Oysterband wählen. Vor allem bei der Rolex Datejust 41 mit Stahllünette ist dieses Band für meinen Geschmack etwas passender, der Unterschied bei der Wertentwicklung ist marginal. Sie haben also die Qual der Wahl.
Chopard Alpine Eagle
Ich glaube, dass ich die zunehmende Beliebtheit der Chopard Alpine Eagle sehr gut nachvollziehen kann. Die Uhr hat alles, was viele Uhrenliebhaber in diesen Zeiten mögen: Sie erinnert, dank Genta-ähnlichem Design, frappierend an Ikonen wie die Patek Philippe Nautilus und Audemars Piguet Royal Oak, ist jedoch trotzdem eigenständig genug. Auch die aktuellen Tragegewohnheiten der Uhrenfans werden zu 100 % zufriedengestellt. Es gibt nicht nur eine Small-Version in 36 mm für kleinere Handgelenke; auch die Large-Version in 41 mm ist für die meisten Handgelenke perfekt tragbar. In Wirklichkeit misst die große Version der Chopard nämlich um die 39 mm. So ähnlich handhabt es auch Rolex mit ihren aktuellen Modellen Submariner 41, Datejust 41 und Oyster Perpetual 41. Die blaue 41-mm-Version der Chopard Alpine Eagle ist dabei am erfolgreichsten. Lag der Durchschnittspreis der Uhr Ende 2021 noch bei ca. 9.000 EUR, liegt dieser aktuell fast bei 11.000 EUR. Keine Spur von sinkenden Preisen bei der Chopard Alpine Eagle. Sowohl die blaue als auch die etwas weniger beliebte graue Zifferblattvariante sind absolut gelungen und dürften in den nächsten Monaten noch für Furore sorgen. Auch wenn sie der Girard-Perregaux in der Wertentwicklung noch hinterhereifert: Die Chopard Alpine Eagle gehört mit zu den heißesten Uhren im ersten Halbjahr 2022.