Es gibt immer Uhren, die einem nicht gefallen. Was aber ist mit den Uhren, die man wirklich scheußlich findet? Der Markt hält so viele Uhrenmodelle bereit, dass sie unmöglich alle den persönlichen Geschmack treffen können. In diesem Artikel werde ich nicht nur auf Uhren eingehen, die mich schlichtweg nicht interessieren oder denen ich bewusst keine Aufmerksamkeit widme. Ich werde ebenfalls über diejenigen Uhren und Komplikationen sprechen, die ich leidenschaftlich hasse. Denn eins kann ich Ihnen versichern: Grund zum Ärgern gibt es genug.
Herrenuhren mit Edelsteinen
Edelsteinbesetzte Herrenuhren sind für mich ein absolutes No-Go. Ich will keine Diamanten, Rubine, Smaragde oder Saphire auf meiner Uhr und ich brauche sie auch nicht. Warum ich mich so dagegen sträube? Weil sie die magischen, wundervollen Zeitmesser, die ich so sehr liebe, in protzige Schauobjekte des Reichtums verwandeln. Und das ist für mich nicht das, worum es bei Uhren geht. Keine Frage: Mechanische Uhren sind Luxusgüter. Aber sollte es Ihnen dabei lediglich um den Showeffekt gehen, habe ich sowieso nicht mehr viel zu sagen.
Verstehen Sie mich nicht falsch, gegen ein wenig Glanz und Glitzer ist absolut nichts einzuwenden. Ich liebe zum Beispiel Uhren aus Edelmetall und insofern darf eine Uhr für mich auch zum Schmuckstück werden. Genau hier ziehe ich allerdings die Grenze. Diamanten als Stundenmarkierungen und mit Rubinen verzierte Zifferblätter und Lünetten gehen für mich definitiv zu weit.
Ein schönes Beispiel ist die Rolex Day-Date. Sie ist eine der größten und ehrwürdigsten Ikonen der Uhrenindustrie. Eine goldene Day-Date steht definitiv auf meiner Must-have-Liste, sollte ich jemals das Geld dafür haben. Die als „Präsidentenuhr“ bekannte Day-Date verkörpert Stil, Luxus und Klasse. Sobald jedoch Edelsteine bei der Day-Date zum Einsatz kommen, wird das Tragen dieser Uhr zu einer dreisten Zurschaustellung des persönlichen Reichtums. Es tut mir leid, aber Geld und Imponiergehabe sind nicht der Grund, warum ich mich für Uhren – oder die Menschen, die sie tragen – interessiere.
Sogar Rolex macht Fehler
Wo wir gerade beim Thema Rolex sind, möchte ich noch ergänzen, dass mir neben der Day-Date noch einige weitere Rolex-Modelle sehr gut gefallen. Die Stärke von Rolex liegt in der faszinierenden, reichen Geschichte dieser Marke, die einen tief in die Welt der Vintage-Rolex-Uhren eintauchen lässt. Für mich gibt es im Bereich der GMT-Uhren nichts Besseres als die Rolex GMT-Master 1675. Und auch die klassische Submariner 6538ist meines Erachtens durch nichts zu übertreffen, wenn es um Taucheruhren geht. Ganz oben auf meiner Rolex-Wunschliste steht die Sea-Dweller 16600.
Doch Rolex punktet nicht nur mit seiner grandiosen Geschichte. Auch die aktuelle Kollektion wartet mit einigen absoluten Schönheiten auf: Die GMT-Master II, die Submariner, die Oyster Perpetual, die Explorer I und II, die Datejust und die Day-Date sind allesamt fantastische Zeitmesser, die ich liebend gerne tragen würde. Allerdings gibt es auch ein paar Modelle, die mich nicht überzeugen. Zunächst wäre da die Rolex Air-King. Manche bezeichnen diese Uhr als eigenwillig und verspielt; ich würde hier eher von einem Design-Fiasko sprechen. Auf dem Zifferblatt werden zwei verschiedene Skalen miteinander kombiniert, was zu einem kompletten Durcheinander führt. Noch dazu hat sich Rolex beim Design der Uhr von einem Überschallfahrzeug namens Bloodhound LSR inspirieren lassen. Das ergibt überhaupt keinen Sinn, wenn man bedenkt, dass die Air-King-Serie historisch gesehen mit der Luftfahrt in Verbindung steht. Bei dieser Uhr gibt es leider so viele Ungereimtheiten, dass das verspielte Design keinen Spaß mehr macht.
Eine weitere Rolex, die ich nicht mag – und das wird vielen wie schiere Blasphemie erscheinen – ist die moderne Rolex Daytona. Ich empfinde diese Uhr als unglaublich langweilig. Gibt es so etwas wie langweilige Perfektion? Wenn ja, dann wäre es das Prädikat dieser Uhr. Ich hatte schon mehrfach die Gelegenheit, eine Daytona anzuprobieren, und meine Reaktion war jedes Mal die gleiche: „Ähhhmmm … nein.“ Eine Uhr, für die man über 12.500 EUR ausgibt, sollte mehr in einem auslösen als ein müdes Gähnen. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mich jederzeit für eine Submariner oder eine GMT-Master entscheiden statt für eine Daytona und mich dabei über das Geld freuen, das ich gespart habe. Es ist einfach die wesentlich bessere Option.
Neukonzeption der IWC Ingenieur von Gérald Genta
Ich bin ein großer Fan des Uhrendesigners Gérald Genta. Genta war ein Genie seines Fachs und entwarf einige der legendärsten Zeitmesser, die wir heute kennen. Zu seinen berühmtesten Entwürfen zählen die Audemars Piguet Royal Oak, die Patek Philippe Nautilus und die IWC Ingenieur. Während die ersten beiden zu den bekanntesten und begehrtesten Uhren unserer Zeit gehören, ist die IWC Ingenieur in der Bedeutungslosigkeit versunken. IWC hat sehr wohl versucht, das Erbe der Ingenieur von Genta zu bewahren. Sowohl die Ingenieur 3227 aus dem Jahr 2005 als auch ihre Nachfolgerin, die Ingenieur 3239, sind großartige Uhren in der Designtradition Gentas.
Bedauerlicherweise waren die beiden Ingenieur-Uhren in wirtschaftlicher Hinsicht ein absoluter Fehlschlag. Dies veranlasste IWC dazu, die Ingenieur auf der Grundlage älterer Designs neu zu gestalten. Die verwendeten Designs stammten noch aus der Zeit vor Gentas Entwurf dieser modernen Luxussportuhr. In meinen Augen war das ein großer Fehler, denn das Designerbe Gentas ist heute populärer denn je. Sollte IWC es schaffen, eine Ingenieur zu kreieren, die den Geist Gentas ausstrahlt, wäre die berühmte Genta-Trilogie wiederhergestellt und wir könnten wieder Uhrendesigngeschichte genießen. Bis dahin müssen wir uns mit der aktuellen, uninspirierten Ingenieur begnügen.
Smartwatches von Luxusuhrenherstellern
Mein letztes Lieblingsärgernis bezieht sich nicht auf ein bestimmtes Modell, sondern eher auf eine bestimmte Art von Uhren. Seit Apple seine beliebte Apple Watch auf den Markt gebracht hat, versuchen Hersteller von Luxusuhren, sich ihren eigenen Weg zu dieser Kundengruppe zu bahnen. So konnten wir beobachten, wie Smartwatches von Marken wie Tissot, TAG Heuer, Hublot und Montblanc das Licht der Welt erblickten. Dabei gibt es allerdings ein großes Problem – oder, besser gesagt, zwei. Erstens sind Luxusuhrenmarken keine modernen Technologieunternehmen. Das heißt, sie müssen das gesamte technische Know-how und die Komponenten extern einkaufen. Ihre Modelle werden deshalb niemals mit den neuesten Entwicklungen von Apple mithalten können, wo die Uhr komplett im eigenen Haus hergestellt werden kann.
Zweitens ist Apple bereits eine Luxusmarke im Bereich Technik. Viele Menschen entscheiden sich für Apple, weil die Marke eine spannende neue Interpretation von Design, Luxus und Qualität in der oft eher langweiligen Landschaft der Tech-Produkte bietet. Wenn Apple also eine Luxusmarke ist, was sind dann die Smartwatches von TAG Heuer und Montblanc? Richtig: Smartwatches, die in ihrem Luxus übers Ziel hinausschießen. Ich sehe einfach keine Notwendigkeit, eine solche Uhr zu kaufen. Wenn ich eine Luxusuhr möchte, schaue ich mich bei den erwähnten Marken um. Wenn ich eine Smartwatch möchte, kaufe ich eine Apple. Als jemand, der in den letzten fünfzehn Jahren täglich Apple-Produkte benutzt hat, ist es wirklich eine einfache Wahl.
Und damit hätten wir’s geschafft. Jetzt wissen Sie also, welche Uhren ich nicht mag oder als die größten Designsünden der Uhrenbranche betrachte. Aber wie heißt es so schön? Jedem das Seine. Ich werde niemanden geringschätzen, nur weil er sich eine der Uhren auf dieser Liste kauft. Und ich möchte hier auch nicht nur Negativität verbreiten. Es macht zwar Spaß, ab und zu genüsslich über die Uhren zu schimpfen, die man nicht leiden kann, aber man sollte sich niemals zu lange ärgern.