Anfang Januar fragte mich unsere geschätzte Content-Managerin, ob ich im Rahmen der Artikelserie „Meine perfekte Uhrensammlung für 24.000 €“ den Anfang machen möchte – weitere Autoren würden folgen. Ein Angebot, das ich natürlich nicht ablehnen konnte. Warum gerade 24.000 EUR? Weil wir seit Kurzem das Jahr 2024 schreiben!
Wer bereits einige meiner Artikel gelesen hat, mag bemerkt haben, dass ich kein typischer Uhrensammler bin, der auf seinen Schätzen brütet wie die Glucke auf dem Ei. Auch hege ich kaum Investmentgedanken, sondern kaufe Uhren, die mir gefallen und verkaufe solche, die mir schlicht langweilig werden. Zudem verschwende ich keinerlei Gedanken daran, irgendjemandem irgendwann einmal irgendetwas zu vererben, was es ebenfalls leicht macht, sich von Dingen zu trennen.
Mein Fokus liegt auf mechanischen Uhren, die meinem Geschmack entsprechen, hochwertig verarbeitet sind und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Große Markennamen sind schön, ich lege darauf jedoch nur bedingt Wert. Letztlich zählt das Produkt. Bis auf wenige Ausnahmen versuche ich mich an wilden Spekulationen und künstlich aufgeblasenem Kult möglichst nicht zu beteiligen. Es gibt einfach zu viele vermeintlich „ikonische“ Uhren da draußen, die eine mehr oder weniger spannende Geschichte zu erzählen haben. Vier der Uhren, die ich hier vorstelle, besitze ich, eine wird gegebenenfalls noch hinzukommen. Los geht’s!
1. Hamilton Pioneer Mechanical Chrono Khaki
Beginnen wir mit der Hamilton Pioneer Mechanical Chrono Khaki Ref. H76409530. Die Anfang 2023 vorgestellte Fliegeruhr kannte ich bereits aus diversen Online-Reviews, hatte sie jedoch noch nie in der Hand. Im November 2023 kaufte ich die Uhr dann blind im Marktplatz eines bekannten deutschen Uhrenforums. Seither bin ich begeistert davon, was Hamilton für einen Listenpreis von 2.295 EUR zu bieten hat.
Der Chronograph im Retro-Look adaptiert die Funktionen und das Design eines Zeitmessers, den Hamilton in den 1970er-Jahren für die britische Royal Air Force fertigte. Während das Original mit einem Deckglas aus Acryl ausgestattet war, besteht das Glas bei der Neuauflage aus Saphirkristall. Beiden Uhren gemeinsam ist ihr verschraubter Gehäuseboden. Besonders gut gefällt mir das aufgeräumte Design des Zifferblatts mit seinen arabischen Ziffern, Punktindizes und dem Bicompax-Design. Das 40 mm große asymmetrische Gehäuse ist komplett gebürstet und besitzt wie die gesamte Uhr einen äußerst tooligen Charakter. Wasserdichtigkeit: 100 m (10 bar).
In der Uhr tickt das Hamilton Handaufzugskaliber H-51-Si. Das Uhrwerk basiert auf einer Weiterentwicklung des Valjoux 7753 der ETA. Der Rohwerkehersteller gehört – wie Hamilton – zur Swatch Group und fertigt das Uhrwerk exklusiv für die Marke. Es ist mit einer Siliziumspirale ausgestattet und bietet eine Gangreserve von 60 Stunden. Über die große Krone lässt sich das Uhrwerk butterweich und präzise aufziehen. Da mir das Original-Lederband an der Schließe mit 22 mm zu breit erschien, habe ich es durch ein Gunny Arillo-Armband getauscht.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis für die Hamilton Pioneer Mechanical Chrono Khaki ist mit einem Marktpreis von ca. 1.600 EUR für ein ungetragenes Exemplar nahezu unschlagbar.
2. Nivada Grenchen Chronomaster
Die Neuauflage der Nivada Grenchen Chronomaster Aviator Sea Diver befindet sich bereits seit über zwei Jahren in meinem Besitz und ist somit fast schon ein echter Keeper. Nivada Grenchen stellte den Urtyp dieses Bicompax-Chronographen bereits Anfang der 1960er-Jahre vor und produzierte das Modell bis in die Mitte der 70er-Jahre in unzähligen Varianten. Damals stand die Chronomaster, die teils mit hochwertigen Valjoux-Werken ausgestattet war, in direkter Konkurrenz zu Zeitmessern von Heuer oder Breitling. Mit ihren insgesamt neun Funktionen war die Chronomaster ihrer Konkurrenz jedoch um einiges voraus.
Nachdem Nivada infolge der Quarzkrise über Jahrzehnte hinweg in der Versenkung verschwunden war, erlebte die Marke 2020 ein Comeback. Zu den ersten neuen Zeitmessern von Nivada gehörten einige Neuinterpretationen der Chronomaster Aviator Sea Diver. Ich entschied mich für die Referenz 86012M03 aka „Orange Boy“ mit Handaufzugskaliber und am Kautschukarmband. Die nur 38,5 mm große Uhr besitzt den Durchmesser des Vorbilds. Das Modell ist 100 m (10 bar) wasserdicht und ist mit einem Saphirglas ausgestattet. In der Nivada tickt ein Kaliber SW510 M BH B des Rohwerkeherstellers Sellita, das eine Gangreserve von über 60 Stunden bietet.
Auch bei der top verarbeiteten Nivada Chronomaster ist das Preis-Leistungs-Verhältnis hervorragend. Auf Chrono24 können Sie neuwertige Exemplare bereits für rund 1.800 EUR kaufen.
3. Squale Sub-39 GMT Vintage
Der Weg zu einer Uhrensammlung von 24.000 EUR ist noch weit. Dennoch folgt zunächst eine weitere tolle Uhr, die keine 2.000 EUR kostet, die Squale Sub-39 GMT Vintage.
Die Geschichte der Squale geht zurück bis in das Jahr 1959, als die Marke das erste Patent zur Herstellung von Gehäusen für Taucheruhren erhielt. In den 1960er-Jahren produzierte Squale Gehäuse für so bekannte Hersteller wie Blancpain (Fifty Fathoms), Heuer und andere.
Die Squale Sub-39 GMT Vintage (Ref. SUB-39GMTV.PN) ist eine Hommage an Taucher- bzw. GMT-Uhren der 1950er- und 60er-Jahre. Sie hat kein konkretes Vorbild, nimmt lediglich klassische Designelemente dieser Zeit auf und fügt sie in einer Reihe attraktiver Neuinterpretationen zusammen. Die Verarbeitung dieser Uhr ist hervorragend. Das 40,5 mm große Gehäuse der Squale ist komplett poliert, wodurch die Uhr einen gewissen Bling-Effekt aufweist. Besonders exklusiv ist das Gehäuse in seiner Form mit seinen schmalen Flanken und den leicht gebogenen Hörnern.
Die Uhr ist mit einem Sellita SW 330-1 in Elaboré-Qualität ausgestattet. Das Kaliber besitzt eine Gangreserve von 38 Stunden. Ein Deckglas aus Saphirkristall und ein verschraubter Gehäuseboden verleihen der Uhr eine Wasserdichtigkeit von 200 m (20 bar).
Ich halte es für erstaunlich, welche Qualität manch ein traditioneller Hersteller für rund 1.550 EUR für eine neuwertige Uhr mit GMT-Funktion bietet, wenn man auf Marketing-Geschwurbel und Manufakturkaliber verzichten kann.
4. Rolex Explorer II 16570
Mit der Rolex Explorer II 16570 breche ich ein wenig mit meiner Maxime „Value for Money“. Natürlich ist dieses Modell eine tolle Toolwatch, wohl eine der letzten von Rolex. Schaut man sich das Gebotene – eine einfache Drei-Zeiger-Edelstahluhr mit GMT-Funktion und Datum – jedoch einmal genauer an, so hängt das Preisschild schon recht hoch. Dafür trägt man allerdings den mystischen Namen am Handgelenk und kann sich anerkennender oder auch neidischer Kommentare sicher sein.
Mein Exemplar aus dem Jahr 2003 habe ich im Frühjahr 2021 im neuwertigen Zustand gekauft. Wer ein wenig rechnen kann und den Markt beobachtet, weiß, dass ich die Uhr an ihrem Preis-Peak gekauft habe. (In meinem Artikel „The Love We Share“ gehe ich auf meinen Kauf und die Beweggründe übrigens etwas genauer ein.) Die Explorer II 16570 ist kein Schnäppchen, dafür aber eine wunderschön gestaltete, funktionale Uhr von hoher Qualität. Das Manufakturkaliber 3185 ist Chronometer-zertifiziert und bietet eine Gangreserve von 50 Stunden.
Ihr unprätentiöses Erscheinungsbild und die moderate Größe von 40 mm macht sie zur perfekten Uhr für den Alltag und zu allen Anlässen. Der durchschnittliche Kaufpreis für eine neuwertige Rolex Explorer II 16570 liegt im Januar 2024 bei etwa 9.300 EUR.
5. Heuer Autavia GMT Ref. 2446C
Die letzte Uhr in meiner Liste für eine Uhrensammlung für 24.000 EUR ist die Heuer Autavia GMT Ref. 2446C. Wie Sie anhand der übrigen Uhren in diesem Text sehen können, bin ich Freund von Chronographen und Uhren mit GMT-Funktion. Die Heuer Autavia GMT ist für mich die perfekte Uhr, die beide Funktionen optisch grandios verbindet. Noch besitze ich diese schöne Vintage-Autavia nicht, meine Antennen sind jedoch stets auf dieses Modell ausgerichtet. Stimmen irgendwann einmal alle nötigen Parameter überein, werde ich sicher einen Kauf wagen.
Die Heuer Autavia im Allgemeinen hat eine sehr spannende Historie zu bieten. So entwickelte die Uhrenikone und der Hobbyrennfahrer Jack Heuer persönlich das Ur-Modell der Autavia Anfang der 1960er-Jahre. Bis in die 70er-Jahre hinein war die Autavia DIE Rennsportuhr schlechthin und wurde von vielen prominenten Rennfahrern getragen. Mehr dazu erfahren Sie in meinem Buyer’s Guide zur Heuer Autavia.
Die Autavia 2446 C erschien im Jahr 1968. Als Antrieb dient ein Valjoux 724, das auf dem Valjoux 72 basiert. Damals galt dieses Uhrwerk als eines der edelsten Serienwerke aus Schweizer Produktion und wurde von vielen Luxusuhrenmarken verwendet, darunter Rolex, Breitling oder Jaeger-LeCoultre.
Als einzige Vintage-Uhr rundet die Autavia 2446C für mich eine perfekte Uhrensammlung bis 24.000 EUR ab. Der Durchschnittspreis für dieses Modell liegt bei ca. 10.500 EUR, besonders gut erhaltene Exemplare können jedoch erheblich teurer sein. Klar ist natürlich, dass es sich hier um reine Liebhaberpreise handelt, die sich schon lange vom Ursprungspreis entkoppelt haben.
Das war meine Vorstellung von Uhren, die für mich 2024 perfekt in eine kleine Uhrensammlung bis 24.000 EUR passen. Vielleicht ist ja auch das ein oder andere Modell für Sie dabei, viel Spaß beim Stöbern!
