30.05.2022
 6 Minuten

Girard-Perregaux Laureato – die perfekte Alternative zu Nautilus und Royal Oak?

Von Sebastian Swart
Girard-Perregaux-Laureato-Magazin-2-1

Alle wissen es: Die Audemars Piguet Royal Oak und die Patek Philippe Nautilus sind die ungeschlagenen Stars in der Manege der luxuriösen Sportuhren aus Edelstahl. Insbesondere die Royal Oak Referenz 15500ST.OO.1220ST.01 und die Nautilus 5711/1A-010 gelten als Ikonen der Uhrengeschichte. Die im prägnanten Bullaugen-Look gestalteten Zeitmesser im 1970er-Jahre Stil stammen von Stardesigner Gérald Genta, dessen Name wie Donnerhall durch die Uhrenszene schallt. Beinahe jeder Uhrenfan, der etwas auf sich hält und das passende Kleingeld hat, strebt nach mindestens einer dieser beiden sogenannten Gral-Uhren, die bei Konzessionären nicht verfügbar sind. 

Der Produktionsstopp der Nautilus 5711/1A-010 führte gar zu einer wahren Hysterie am Markt. Manch einer hätte fast seine Großmutter verkauft, um sich diesen Zeitmesser ans Handgelenk schnallen zu können. Dabei gibt es doch einige tolle Alternativen zu den Genta-Geniestreichen, die mit einer ganz ähnlichen Geschichte aufwarten können und sich auch technisch nicht verstecken müssen. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Girard-Perregaux Laureato? Genau diesen Zeitmesser haben wir für Sie auf Herz und Nieren geprüft.  

Die Geschichte der Uhrenmarke Girard-Perregaux 

Die Gründung der Marke Girard-Perregaux geht auf das Jahr 1854 zurück. In diesem Jahr heiratet der junge Uhrmacher Constant Othenin-Girard die Schwester des Chronometermachers Henri Perregaux, Marie, in Genf – Girard-Perregaux war geboren. Zwischen 1860 und 1880 gewann die Manufaktur bereits eine ganze Reihe von Preisen bei Chronometer-Wettbewerben. Für seine raffinierten Chronometer mit 3-Brücken-Werk und Tourbillon wurde die Manufaktur später auf der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet.  

Die geschichtlichen Zusammenhänge sind jedoch noch wesentlich älter und beginnen bereits vor über 230 Jahren im Jahr 1791. Zu dieser Zeit begann der findige Uhrmacher Jean-François Bautte Spiel- und Schmuckuhren in den verschiedensten Formen und Farben für die feine Gesellschaft zu produzieren. Im Jahr 1906 erwarb Girard-Perregaux die Manufaktur von Jean-François Bautte, setzte seine Kunst fort und fertigte hochwertige Uhren nach Kundenwunsch. 

Neuere Highlights von Girard-Perregaux sind das 1957 vorgestellte Gyromatic-Kaliber, das erste mechanische Hochfrequenzkaliber Mitte der 1960er-Jahre sowie die erste industriell in der Schweiz gefertigte Quarzuhr, welche die Manufaktur 1970 präsentierte. Nachdem das Unternehmen über 20 Jahre lang ausschließlich auf Quarzuhren spezialisiert war, besann sich die Unternehmensführung Ende der 80er auf seine Wurzeln und begann erneut mit der Produktion mechanischer Luxusuhren.  

Heute befindet sich Girard-Perregaux in den Händen der Schweizer Haute Horlogerie Sowind Group. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in La Chaux-de-Fonds im Jura in der Westschweiz. Das Unternehmen beschäftigt 280 Mitarbeiter. CEO ist Patrick Pruniaux, der auch Ulysse Nardin leitet und leitende Positionen bei TAG Heuer innehatte. 

Girard-Perregaux wurde für seine Hochleistungs-Uhrwerke bekannt.

Girard-Perregaux: Marke und Modelle 

Im direkten Vergleich zu Mitbewerbern wie Patek Philippe und Audemars Piguet erscheinen die Handelspreise für Uhren von Girard-Perregaux geradezu niedrig. Kein Wunder, befinden sich die Preise von AP und Patek seit geraumer Zeit in Sphären, die rational nicht mehr zu erklären sind. Dabei können Uhren von Girard-Perregaux ohne Weiteres auf Augenhöhe mit den ewigen Platzhirschen konkurrieren. 

Wie bei einer echten Manufaktur üblich, werden alle wesentlichen Bauteile einer Uhr von Girard-Perregaux von den dort beschäftigten Uhrmachern und Kunsthandwerkern entworfen, entwickelt und gefertigt. Vom ersten Konzept über die teils aufwendige Herstellung kleinster Einzelteile bis hin zur Endkontrolle liegt also alles in der Hand des Herstellers. Je ein Uhrmacher ist für die Produktion einer einzelnen Uhr verantwortlich.  

Die aktuelle Kollektion umfasst die Reihen Cat’s Eye, Vintage 1945, 1966, Bridges und die wohl bekannteste Uhr von Girard-Perregaux: die Laureato, welche wir hier näher betrachten möchten.  

Laureato – der Girard-Perregaux Überflieger  

Wie bei der Patek Philippe Nautilus und die Audemars Piguet Royal Oak ist auch das Design der Laureato ein Kind der 1970er-Jahre. Während sich Stardesigner Gérald Genta für die Gestaltung der Patek und AP verantwortlich zeigt, entwarf die Laureato der italienische Architekt Adolfo Natalini. Die erste Laureato erschien 1975, also genau zwischen der Royal Oak (1972) und der Nautilus (1976). Die wohl auffälligsten Designmerkmale aller drei Uhren sind integrierte Stahlarmbänder und achteckige Lünetten. 

Die allererste Laureato war – ganz im Zeitgeist der 70er-Jahre – eine Quarzuhr, automatische Varianten stellte Girard-Perregaux erst 1995 vor. Im Jahr 2017 wurde die gesamte Kollektion überarbeitet und um eine ganze Reihe verschiedener Modelle erweitert. Betrachten wir die Referenz 81010-11-431-11A einmal genauer. 

The Girard-Perregaux Laureato ref. 81010-11-431-11A – a great alternative
Die Girard-Perregaux Laureato Ref. 81010-11-431-11A: die Alternative

Girard-Perregaux Laureato vs. Audemars Piguet Royal Oak 

Die Girard-Perregaux Laureato Referenz 81010-11-431-11A besitzt einen stattlichen Durchmesser von 42 mm, ist allerdings nur 11 mm hoch. Wie die 1 mm kleinere Audemars Piguet Royal Oak Ref. 15500ST.OO.1220ST.0, die 10,4 mm hoch baut, ist die Laureato mit einer achteckigen Lünette ausgestattet. Diese ist jedoch geschwungener und filigraner gearbeitet als die kantige Lünette der Royal Oak. Die Zifferblattstruktur ist ebenfalls an die der Royal Oak angelehnt, jedoch nicht identisch. So besitzt das Blatt der Laureato ein sogenanntes Clous-de-Paris-Dekor mit feinen pyramidenartigen Strukturen, während das Blatt der Royal Oak ein Petite-Tapisserie-Muster aufweist, dessen Oberfläche an die von Waffeleisen erinnert. Beide Zifferblätter sind mit Stabindizes appliziert, die im Dunkeln nachleuchten. 

Die Audemars Piguet Royal Oak ist seit jeher mit einem fünfreihigen Armband ausgestattet. Girard-Perregaux setzt hingegen auf ein elegantes dreireihiges Band, ähnlich wie es Patek Philippe für die Nautilus verwendet. Ein erheblicher Unterschied findet sich in der Wasserdichtigkeit: Diese beträgt bei der Royal Oak lediglich 50 m (5 bar), während die wesentlich günstigere Laureato mit ihrer Wasserdichtheit von 100 m (10 bar) sogar zum Schwimmen geeignet ist. Hier also ein klarer Punkt für die Laureato. 

Was verbirgt sich im Innern der beiden Uhren? In der Laureato tickt das automatische, aus 191 Teilen gefertigte Manufakturkaliber GP01800-0008. Das Uhrwerk ist mit 28 Rubinen gelagert. Die Glucydur-Unruh schwingt mit 28.800 Halbschwingungen pro Stunde (A/h). Weitere technische Details sind eine Nivarox-Antriebsfeder und eine Gangautonomie von 54 Stunden. 

Das Manufakturkaliber 4302MT der Royal Oak schwingt in der gleichen Geschwindigkeit, ist mit seinen 257 Einzelteilen jedoch komplexer. AP verwendet 32 Rubine zur Lagerung des Werks. Eine Besonderheit ist der skelettierte Aufzugsrotor, der aus 22 Karat Gold besteht. Neu ist die traversierende Unruhbrücke, die eine freischwingende Unruh trägt. Bei der Gangreserve hat die Royal Oak die Nase vorn, denn diese beträgt 70 Stunden. Das 4302MT ist dem Laureato-Kaliber also in einigen Disziplinen voraus. 

Beliebt und begehrt: die Audemars Piguet Royal Oak Ref. Ref. 15500ST.OO.1220ST.01

The Girard-Perregaux Laureato vs. the Patek Philippe Nautilus 

Wie sieht der Vergleich zwischen der Laureato und der Nautilus 5711/1A-010 von Patek Philippe aus? Zunächst einmal sieht man auf den ersten Blick, dass die 1975 vorgestellte Laureato von der 1972 erschienenen Royal Oak inspiriert ist. Da die Nautilus erst 1976 präsentiert wurde, ist ein designtechnischer Einfluss auf die Laureato somit auch kaum möglich. Dennoch haben alle drei Uhren die gleichen Fans. 

Die Patek Philippe Nautilus ist eindeutig eine sportliche Uhr, im direkten Vergleich zur Laureato jedoch deutlich eleganter. Dies zeigt sich insbesondere an der filigran gearbeiteten Lünette, deren achteckige Form sich nur noch erahnen lässt. Außerdem ist die Nautilus mit einem Durchmesser von 40 mm die kleinste Uhr im Bunde der drei hier genannten und ganze 2 mm kleiner als die Laureato. Gänzlich anders ist die Gestaltung des Zifferblatts, das eine horizontale Reliefprägung besitzt. Die Gehäuseform selbst ist weder rund noch eckig, das Gehäuse in der sogenannten Monocoque-Bauweise besitzt auf der linken und rechten Seite Wölbungen, die manch einer als Ohren bezeichnet. Das integrierte Edelstahlarmband der Nautilus ist wie bei der Laureato dreireihig und besitzt polierte Mittelglieder. In jedem Fall unterscheidet sich das Gesamtdesign der Nautilus deutlich von dem der Laureato und Royal Oak. Das ist natürlich kein Qualitätsmerkmal, sondern reine Geschmackssache. 

In der Patek Philippe Nautilus gibt das Manufakturkaliber Kaliber 324 S C den Takt vor. Mit einer Höhe von nur 3,3 mm ist es besonders flach, was die geringe Gesamthöhe der Uhr von nur 8,3 mm ermöglicht. Die Unruh schwingt, wie bei den beiden anderen Kalibern, mit 28.800 Halbschwingungen. Es besteht aus 213 Einzelteilen, ist mit 29 Steinen gelagert und bietet eine Gangreserve von überschaubaren 45 Stunden. Rein technisch befindet sich das Kaliber also eher im Mittelfeld der drei Kandidaten. Immerhin: die Nautilus ist bis 120 m (12 bar) wasserdicht. 

Powerful and expensive: the Patek Philippe Nautilus ref. 5711/1A-010
Mächtig und teuer: die Patek Philippe Nautilus Ref. 5711/1A-010

Ist die Girard-Perregaux ein Royal Oak- und Nautilus-Killer?

Diese etwas provokante Frage lässt sich am besten über den Preis beantworten und lautet meiner Meinung nach: ja. Die Girard-Perregaux Laureato ist zwar nicht wie die Royal Oak die erste Uhr im beliebten Sportuhrendesign der 1970er-Jahre, dafür aber vor der Nautilus die zweite. Wer das Design der Royal Oak liebt, findet in der Laureato wohl die hochwertigste und technisch attraktivste Alternative am Markt. Das Uhrwerk kann technisch mit dem der Royal Oak nicht ganz mithalten, ist aber dennoch ein präzises Meisterstück höchster Güte. 

Stellen wir einmal die Preise gegenüber: Auf Chrono24 können Sie eine neuwertige Laureato für rund 20.000 EUR kaufen. Für eine Royal Oak sind aktuell etwa 105.000 EUR fällig. Während der Listenpreis für die Laureato bei 13.400 EUR liegt, verlangt AP 24.300 EUR für seine Royal Oak. Aufgrund der technischen Raffinesse und des Kultfaktors der Royal Oak ist die Preisdifferenz zur Laureato noch zu rechtfertigen. Schauen wir uns die Handelspreise genauer an, läuft doch einiges aus dem Ruder. 

Noch extremer ist es bekanntermaßen bei der Patek Philippe Nautilus 5711/1A-010, die für über 185.000 EUR gehandelt wird. Die UVP betrug mit knapp unter 30.000 EUR ein Bruchteil dessen. Für die in diesem Vergleich technisch unterlegene Nautilus können Sie somit neun Laureatos kaufen. Was Sie mit der Laureato allerdings nicht kaufen können, sind die neidvoll anerkennenden Blicke Ihrer Geschäftspartner und Freunde. Ob Ihnen diese im Falle der Royal Oak rund 80.000 EUR und im für die Nautilus über 160.000 EUR wert sind, müssen Sie selbst entscheiden. 


Über den Autor

Sebastian Swart

Chrono24 nutze ich privat bereits seit vielen Jahren zum An- und Verkauf, aber auch zur Recherche. Von Uhren bin ich fasziniert, solange ich denken kann. Bereits …

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