Vor langer Zeit wurden Uhren mit Repetition dazu verwendet, in der Dunkelheit oder für sehbehinderte Menschen die Zeit hörbar zu machen. Heute nutzen wir Uhrenradios, Telefone oder leuchtende Armbanduhren, um die Zeit auch in der Dunkelheit ablesen zu können. Für Sehbehinderte gibt es andere Lösungen (wie Braille-Uhren oder sprechende Uhren). Dennoch zählen Repetieruhren zu den begehrtesten Mechanismen für Uhrenliebhaber und setzen leider ein erhebliches Budget voraus.
Während sich einige Märkte der Welt auf Tourbillons zu konzentrieren scheinen, – und Uhrenhersteller erfüllen diese Nachfrage nur zu gern – scheint eine Uhr mit Minutenrepetition etwas für den sachkundigeren und anspruchsvolleren Uhrensammler zu sein. Diese Komplikation wird von einigen Liebhabern auch als „nützlicher“ betrachtet, obwohl sich darüber streiten ließe, wie praktikabel sie ist und ob der Preis einer solchen sinnvollen Komplikation ihrer Funktion, gerecht wird. Über die Zweckmäßigkeit mechanischer Uhren lässt sich ohnehin diskutieren, aber heben wir uns das für ein anderes Mal auf.
Uhren mit Repetition verfügen über einen komplexen Mechanismus aus Klangfedern und Hämmern, um Stunden, Viertelstunden (oder 10 Minuten) und Minuten akustisch zu signalisieren. Außerdem ist ihre Energiequelle von großer Wichtigkeit. Mechanische Bauteile in Bewegung zu versetzen, kostet viel Kraft. Sie erinnern sich sicher daran, wie Sie als Kind mit diesen Autos gespielt haben, die man zuerst „aufziehen“ musste, damit sie dann einige Meter fahren konnten, bevor die Feder wieder komplett entspannt war.
Kommen wir zu den Uhren mit Minutenrepetition zurück. In den meisten Fällen muss ein Schieber aktiviert werden. Dieser Schieber befindet sich – meistens – auf der linken Seite des Gehäuses. Der Schieber muss gezogen werden und zieht eine separate Feder auf, um den Repetiermechanismus mit Energie zu versorgen. Sobald der Schieber losgelassen wird, beginnt das Läuten. Kleine Hämmer schlagen auf einen Klangkörper, um die Zeit anzugeben. Es werden zwei Klangkörper verwendet, um drei verschiedene Klänge zu erzeugen. Die beiden Klangkörper können gleichzeitig genutzt werden, um einen anderen Klang für die Angabe der Zeit zu erzeugen. Mit einem Klangkörper und einem Hammer werden die Stunden angegeben (dong dong dong), mit zwei Klangkörpern (mit zwei Hämmern) die Viertelstunden (ding dong ding dong), und mit dem anderen Hammer und dem zweiten Klangkörper die Minuten (ding ding ding).
Ein anderer wichtiger Aspekt der Repetition ist der Klang. Ohne einen ordentlichen Klang oder die angemessene Lautstärke hat die Repetierfunktion nur wenig Nutzen. Länge und Material des Klangkörpers sowie das Material und die Maße des Gehäuses der Uhr können darauf großen Einfluss haben. Von Audemars Piguet wurde im vergangenen Jahr eine Royal Oak Concept präsentiert, die über eine Minutenrepetition mit erstaunlicher Lautstärke verfügt. Professionelle Toningenieure haben mit Uhrmachern zusammengearbeitet, um die am besten klingende Uhr mit Minutenrepetition zu erschaffen. Oder zumindest die lauteste.
Patek Philippe ist beispielsweise für Uhren mit Minutenrepetition und deren Klangqualität bekannt. Es heißt, die Eigentümer des Unternehmens, Stern Sr. und Stern Jr., seien persönlich an jeder Endkontrolle einer Uhr mit Minutenrepitition beteiligt, die das Unternehmen in Genf verlässt. Patek Philippe strebt nach akustischer Perfektion und angeblich dauert der Zusammenbau einer Uhr mit Minutenrepetition zwischen 200 und 300 Stunden.
Lange & Söhne haben ihre Zeitwerk Minutenrepetition im Rahmen der SIHH 2015 in Genf vorgestellt. Dieser Zeitmesser arbeitet etwas anders als die meisten anderen Repetieruhren. Zuerst einmal handelt es sich um eine dezimale Minutenrepetition. Bei der dezimalen Minutenrepetition werden alle 10 Minuten statt jede Viertelstunde angeschlagen. Zweitens wird die Minutenrepetition durch einen Drücker statt eines Schiebers aktiviert. Die benötigte Energie erhält er von der Zugfeder, so dass für die Funktion der Minutenrepetition keine zusätzliche Energiequelle benötigt wird.
Eine andere interessante Repetieruhr, ebenfalls mit dezimaler Minutenrepetition, ist die Seiko Credor Sonnerie mit einem Spring-Drive-Uhrwerk. Neben diesem etwas unkonventionellen Uhrwerk (ohne traditionellen Anker und Unruh) unterscheidet sich auch das Läuten von den oben beschriebenen Repetieruhren. Statt direkt auf zwei Klangkörper zu schlagen, um das Läuten für Stunden, Dezimale und Minuten zu erzeugen, schlagen die Hämmer dieser Credor auf die Köpfe von Schlagstiften, die dann wiederum auf die Klangkörper schlagen. Das Ergebnis ist ein schöner, klarer Klang.
Sollten Sie das große Glück haben, Ihrer Sammlung eine Uhr mit Minutenrepetition hinzuzufügen, gibt es genug Auswahl. Falls nicht, versuchen Sie zumindest einmal, sich eine Repetition anzuhören, es ist in jedem Fall eine faszinierende Erfahrung.